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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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Samuel hatte es nicht eilig. Irgendwann schlossen sich seine Arme um ihren Körper. Er drückte ihren Kopf an seine Brust, küsste ihren Scheitel und verharrte. Sie schloss die Augen und lauschte seinem Herzschlag. Der Moment hatte etwas Unwirkliches, ihm lag eine Sicherheit inne, die sie nie zuvor gespürt hatte. Die Umarmung war mehr als nur das. Sie war inniger als Sex, ging viel tiefer. Das Gefühl, nach einer beschwerlichen Reise nun angekommen zu sein, wo auch immer.
    „Bleib heute Nacht hier“, flüsterte sie in sein Hemd.
    Er verspannte sich augenblicklich; jeder Zauber war zerschlagen. „Kann ich nicht.“
    „Doch, das kannst du.“ Längst nicht bereit aufzugeben, ließ sie ihre Finger unter sein Hemd gleiten und strich über seinen flachen Bauch, wanderte höher und berührte seine Brustwarze. Gleichzeitig fuhr sie mit der Zunge seine Kehle hoch und biss ihm sacht ins Ohrläppchen. Seine Scheu konnte er sich sparen. „Ich lass dich nämlich nicht weg.“
    Er schob sie von sich. „Nicht. Nicht heute. Ich muss gleich gehen.“
    Helena klappte der Mund auf. „Wie bitte?“
    „Es tut mir leid.“ Er wand sich unter ihr hervor und stand auf. „Bitte Helena, ich muss wirklich los. Morgen. Ich erkläre es dir, aber ich brauche Zeit.“
    „Nein, geh nicht. Bitte! Bleib noch, nur ein bisschen.“ Sie schämte sich für ihr Betteln. Er schien zu zögern, schluckte dann hart und schüttelte den Kopf. Plötzlich schien er es sehr eilig zu haben, und Helena verstand beim besten Willen nicht, warum.
    „Ich muss jetzt los.“
    Er wollte sie zum Abschied küssen, aber sie zog sich zurück, verletzt und verärgert von seinem abweisenden Verhalten. Ein bitteres Schnauben entfuhr ihr.
    „Dann geh eben.“
    Er ging tatsächlich. Die Tür fiel zu und Helena saß nur deshalb reglos auf dem Sofa, weil sie sich nicht entscheiden konnte, was sie zuerst tun sollte. Ihn aufs Übelste beschimpfen, heulen oder ihren Kopf vor die nächste Wand schlagen, weil sie sich zu einer solchen Demütigung herabgelassen hatte. Er hatte ihr klargemacht, dass er nicht an mehr interessiert war, als an diesem harmlosen Kuscheln und sie hatte sich benommen wie eine rollige Katze. Wie ein Flittchen. Dass er noch nicht über Nacht bleiben wollte, war in Ordnung. Nein, eigentlich war es sogar süß von ihm. Es passte zu seiner Art von Charme, wie man ihn dieser Tage nur selten bei Männern fand. Aber, verdammt noch mal, er hätte nicht gleich flüchten müssen, als ob sie ihn ansonsten gewaltsam besprungen hätte.
    Sie hatte es nicht nötig, sich an diesen Kerl zu hängen, der offenbar doch nicht so begeistert von ihr war, wie sie zunächst gedacht hatte. So viel also zu ihrer Menschenkenntnis. Sie hatte ihn für schüchtern gehalten, vermutlich aber fand er einfach nichts an ihr. Grandioser Gedanke, wieso kam er erst jetzt? Bei ihrem knabenhaften Körperbau sollte sie damit rechnen. Tränen brannten in ihren Augen und nährten die still glimmende Wut.
    Oh nein, sie würde ganz sicher nicht zu Hause hocken und Trübsal blasen, während Herr Samuel sich über ihre Naivität vermutlich noch im Kreise seiner Kumpels lustig machte. Oder zu einer Frau mit riesigen Brüsten ins Bett kroch. Oder sich zum Teufel scherte. Oder … Was wusste sie denn, es war ihr auch egal.
    Draußen herrschte nach wie vor milchiger Nebel, aber es regnete nicht mehr. Tolles Wetter für eine Mittelalter-Party, beschloss sie. Steffi hatte ihr in weiser Voraussicht den Ort des Events genannt. Sie würde sie schon finden, selbst wenn sie die Freundin telefonisch nicht mehr erreichen könnte. In dieser Nacht wollte sie sich hemmungslos ablenken und die braunen Augen dieses Kerls vergessen, der nicht einmal wusste, was Pitahayas waren.

9
    Die Hoffnung aufzugeben bedeutet,
nach der Gegenwart auch die Zukunft preiszugeben .
    Pearl S. Buck
    S amuels Heim empfing ihn mit dem üblichen Gleichmut. Das Haus lag abgelegen, war schlicht, ohne eigenen Stil eingerichtet. Austauschbar, und das war gut so. Weder besonders teuer noch billig. Es beinhaltete alles, was man brauchte, kein Teil mehr, abgesehen von dem Tafelklavier aus dem 19. Jahrhundert, das so deplatziert zwischen Stereoanlage und Computertisch stand, als hätte es auf seinem Weg durch die Zeit irgendwo eine falsche Ausfahrt genommen. Das Instrument war älter als er. Zwei Tasten waren nicht mehr funktionstüchtig, aber das störte Samuel nur selten. Obgleich die Elfenbeinbeläge starke Abnutzungserscheinungen zeigten,

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