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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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zerstörter Zaun und ein paar runde, große Ascheflecken mit verkohlten Holzscheiten in der Mitte darauf hin, dass man hier am Vorabend eine wilde Party gefeiert hatte. Helena beschleunigte ihre Schritte und hielt auf einen umgestürzten Baumstamm an Rand der umzäunten Wiese zu. Dort kniete sie nieder, fuhr mit den Fingern durch das Laub und schien jedes Blatt umdrehen zu wollen.
    „Es war hier. Genau hier war gestern Abend alles voll Blut!“ Sie erhob sich ruckartig und geriet durch die abrupte Bewegung ins Schwanken. Bevor er bei ihr war, setzte sie sich auf den Baumstamm und rieb sich die Stirn. „Es hat nicht mehr geregnet“, sagte sie gedankenverloren, als spräche sie nur zu sich selbst. „Das bedeutet dann wohl …“
    „Dass hier niemand sterben musste.“
    „Und dass ich verrückt werde.“
    Sie sah ihn derart nachdenklich an, dass ihm saure Schuldgefühle den Hals hochkrochen. Vermutlich hielt sie ihre erste Begegnung auf der Brücke auch längst für ein Hirngespinst.
    „Unsinn!“ Das Wort klang viel schärfer als beabsichtigt. „Vermutlich hat dir wirklich jemand ein Halluzinogen untergemischt. Helena, das sind illegal stattfindende Partys, die ziehen zwielichtige Gestalten nur so an. Was ist denn mit diesem Kerl, von dem du erzählt hast? Du sagtest, er hätte dir etwas zu trinken gegeben.“
    Helena nickte schwach. „Stimmt, aber wenn ich ehrlich bin, fühlte ich mich vorher schon merkwürdig.“ Sie verbarg das Gesicht in den Händen, sodass er ihre Stimme kaum mehr verstand. „Oh verdammt, dann hab ich Georg für nichts und wieder nichts niedergeschlagen. Er wollte mir nur helfen.“
    „Es war nicht deine Schuld.“ Samuel rieb ihr über den Rücken. Sie sollte jetzt nicht an diesen Mann denken, den sie um ein Haar geküsst hätte. Besser noch sollte sie nie mehr an ihn denken. „Das wird sich alles klären. Später. Ich bring dich jetzt nach Hause.“
    Er beschloss, diesen Kerl nicht ausstehen zu können, egal ob er Helena nun Drogen verabreicht oder sie tatsächlich beschützt hatte. Allein die Tatsache, dass der andere die Nächte mit ihr verbringen könnte, machte ihn verabscheuenswert. Hätte Samuel Hass empfinden können, so hätte er ihn mit Genuss gehasst. Vielleicht war dieser Kerl die bessere Wahl für Helena. Er könnte mit ihr feierngehen, sein Leben hing nicht an der Uhrzeit, und er könnte nachts neben ihr liegen und im Schlaf ihren Träumen lauschen. Er könnte mit ihr alt werden, wenn sie das wollte. Sicher war der andere, nüchtern betrachtet, die bessere Wahl. Aber Samuel war nicht mehr nüchtern und wollte es auch nicht länger sein.
    Helena hatte ihn angerufen. Ihn, niemand anderen.
    „Ich bring dich nach Hause“, wiederholte er mit fester Stimme. „Und wenn du nicht willst, dass ich dich zum Auto trage, dann musst du freiwillig mitkommen.“
    Es hätte ihn beruhigt, wenn sie widersprochen hätte, doch sie tat es nicht.

12
    Vertrauen zu genießen ist ein größeres Kompliment als geliebt zu werden .
    George Macdonald
    W ährend der Heimfahrt kämpfte Helena gegen das Einschlafen an. Die Müdigkeit war so einnehmend, dass sie selbst die Erinnerungen, die Schuldgefühle sowie die Sorge, Georg ernsthaft verletzt zu haben, unter zähem Nebel aus Gleichgültigkeit verbarg. Der Dunst verschleierte alles, schien die ganze Welt in sich aufzusaugen. Alles außer Samuel. Seine Präsenz war ihr Fixpunkt, und wenn er nicht gewesen wäre, hätte der Nebel vielleicht auch Helena selbst verschlungen.
    Cat rastete aus vor Freude, als Helena die Tür aufschloss, doch sie musste sich mit einer oberflächlichen Begrüßung und einem kurzen Auslauf im Garten zufriedengeben und verzog sich daraufhin beleidigt auf ihren Platz unter der Eckbank. Samuels Anwesenheit störte die Hündin, das war deutlich zu spüren. Sie mochte ihn nicht. Aber da hatte sie schlicht und ergreifend Pech gehabt, denn Helena mochte ihn sehr wohl, und da sie die Miete bezahlte, nahm sie sich das Hausrecht heraus.
    Samuel schob sie in das kleine Bad. Er drehte die Heizung hoch und ließ Badewasser ein. Helena erfüllte sich derweil einen kleinen Herzenswunsch und putzte sich die Zähne.
    Danach ließ sie sich auf dem Toilettendeckel nieder und sah an sich hinab. Aus irgendeinem Grund musste sie beim Anblick der schmutzbesudelten Stofflumpen, die an ihren Beinen klebten, kichern. Sie biss sich auf den Zeigefinger, um es zu unterdrücken.
    „Ich schulde meiner Freundin wohl ein neues Kleid“, meinte sie mit dem

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