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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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Verhärten ihres Kiefers, als sie die Zähne zusammenbiss.
    „Kannst du mit mir dorthin fahren?“, presste sie hervor. „Ich muss wissen, was wirklich passiert ist.“
    Ihm war unwohl bei dem Gedanken. Sie sollte sich aufwärmen und ausruhen, mit Gewissheit aber nicht noch länger im Wald herumlaufen und nach den Spuren eines Mordes suchen. Außerdem gefiel ihm die ganze Sache immer weniger. Nein, er würde das nicht zulassen.
    „Wir gehen zur Polizei.“
    „Tzz.“ Dem Laut lag weit mehr Missbilligung inne, als eine ganze Tirade an Beschimpfungen hätte fassen können. „Damit man mich wieder für verrückt erklärt?“
    Ein Teil dieser Missbilligung galt also ihm. Das konnte er ihr kaum verübeln. Sie rieb sich nervös über die rissigen Lippen, suchte nach Worten und fand schließlich genau jene, die es vermochten, seinen Entschluss schmelzen zu lassen.
    „Okay, wenn du nicht willst, dann ist das schon in Ordnung. Dann bring mich bitte nach Hause, ich fahre später alleine zu der Festwiese.“
    K.O., und ihrem Blick nach war sie sich dessen durchaus bewusst. Dieses Mädchen machte eine Dummheit nach der anderen. „Also gut“, grummelte er widerwillig. „Du hast gewonnen. Ich fahre mit dir dorthin. Aber es gibt eine Bedingung: Wir gehen erst Frühstücken.“
    Sie sah an ihrem schmutzigen Kleid hinab. War da ein schwaches Grinsen in ihrem Gesicht?
    „Nur wenn wir im Auto essen. Ich sehe aus wie ein …“
    „Ein Waldschrat.“
    „Genau. Danke.“
    Samuel fuhr einen Umweg durch einen Vorort, kaufte an einer Bäckerei belegte Brötchen und Kaffee in Pappbechern. Diesmal vergaß er nicht, sich ebenfalls etwas zu bestellen. Sie aßen in einer stillen Seitenstraße, und während Samuel mühevoll Brötchenstücke hinunterwürgte, bemerkte er erleichtert, dass Helenas Gesicht wieder eine normale Farbe annahm.
    Ohne es bewusst zu steuern, streckte er die Hand aus und strich ihr über die Wange, als wollte er die über ihr Gesicht verschmierte Mascara wegwischen. Für einen Moment erstarrte sie und er zog seinen Arm bereits zurück, als sie nach seiner Hand griff und sie eng an ihr Gesicht schmiegte. Den nächsten Atemzug tat er mit den Lippen an ihrer Stirn. Ein Kaffeebecher kippte um und der letzte Schluck sickerte in die Fußmatte des Beifahrerraums.
    Ich bin da, wollte er sagen. Dir passiert nichts, solange ich da bin.
    Er bekam kein Wort heraus. Helenas Haut berauschte ihn, an ihrem Geruch betrank er sich. Langsam liebkoste er mit den Fingerspitzen ihren Hals, strich vom Haaransatz bis zur Schulter und wieder zurück, und genoss es, dass ihr Atem dabei lauter wurde. Ihre Nähe erfüllte ihn mit Freude und Verzweiflung zugleich. Wie gerne hätte er sie geküsst. Er würde sie den ganzen Tag lang küssen, jede Stelle ihres Körpers, wie schmutzig dieser auch sein mochte. Doch er durfte ihre Konfusion nicht ausnutzen. Leider nicht. Statt ihrer Lippen küsste er die Stelle zwischen ihren Brauen; allerdings weit inniger, als er es für diesen Moment angemessen empfand. Er glaubte, dort noch die Panik der Nacht zu schmecken. Seine Zungenspitze berührte ihre Haut, als könnte er die Angst ablecken und in sich aufnehmen.
    „Warum bist du gestern Abend so plötzlich gegangen?“
    Es war nur eine gehauchte Frage, deren Worte seinen Hals streiften, in den Nacken glitten und von dort als kalter Schauder seinen Rücken hinabrannen. Und doch viel mehr als das. Anklage und Verurteilung zugleich. Er zog sich ein wenig zurück und mied den Blick in ihre Augen.
    „Ich kann nicht mehr sagen, als dass es mir leidtut. Wird das vorerst reichen?“ Wenn du nur wüsstest, Helena, wie gerne ich dir die Wahrheit schenken würde, dachte er.
    „Natürlich.“ Sie schluckte hörbar. „Wir sollten fahren. Ich will die Stelle nach Spuren absuchen. Cat war die ganze Nacht allein, sie wartet sicher schon.“
    Sie hielt sich beharrlich. Der Weg vom Parkplatz zur Festwiese war recht weit und sie fand nicht auf Anhieb die richtige Stelle. Trotzdem kämpfte sie sich weiter, obwohl sie manchmal ins Stolpern geriet, infolgedessen übelste Flüche ausstieß, und Samuel sie jedes Mal gerne für ihren Sturkopf durchgeschüttelt hätte. Seine Miene stand Helenas verbissenem Ausdruck vermutlich in nichts nach. Ihr Vorhaben war dumm und er unterstützte es nur, weil er genau wusste, dass sie es ansonsten allein in die Tat umsetzen würde.
    Der Festplatz war wie leer gefegt. Wie Helena vermutet hatte, wiesen nur noch zertrampeltes Gras, ein

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