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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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drückten die seinen mit sanfter Kraft zurück, er roch ihren Atem und spürte ihre Wärme auf der Haut. Er stahl sich einige Sekunden, um mit allen Sinnen ihre Nähe zu genießen und traf sodann die Entscheidung, die sich bislang immer als die falsche erwiesen hatte.

13
    Wer vor seiner Vergangenheit flieht,
verliert immer das Rennen .
    Thomas Stearn Eliot
    „D u musst etwas wissen.“
    Wie gerne er ihr alles gesagt hätte. Hier und jetzt wollte er seine Geschichte hinausschreien, um den quälenden Moment der Ungewissheit gewaltsam zu zerstören, was immer ihm auch folgen würde. Die Überwindung war das Schwerste. Zweimal hatte er es über sich gebracht, sein Geheimnis mit anderen Menschen zu teilen. Sie hatten sich beide von ihm abgewandt. Ein Mal voll Entsetzen. „Hexenwerk, Teufelei. Geh fort von mir!“ Das andere Mal mit jener Art moderner Toleranz, die sich die Menschen gerne auf Fahnen schrieben, die weit über ihren Köpfen wehten. „Zu seltsam, Samuel … schwer zu verkraften … bei aller Sympathie … er müsse doch verstehen … keine Zukunft … aber man kann sich ja noch mal sehen … irgendwann …“
    In beiden Fällen war dasselbe Bla-bla-bla bei ihm angekommen, reduziert auf ein „Verschwinde und komm nie wieder“.
    Doch diese allzu nachvollziehbaren Reaktionen zu respektieren, war leicht gewesen, verglichen mit der Frage, wie das Ende einzuläuten sei.
    „Ich weiß nicht, ob der Zeitpunkt der richtige ist“, fuhr er fort, im Stillen hoffend, sie würde es nicht wissen wollen und ihn aufhalten. „Nach der Nacht, die du hinter dir hast, solltest du vielleicht erst zur Ruhe kommen.“
    Immer noch hielt sie seine Hände, streifte die Haut über seinem Schlüsselbein mit den Lippen. Und, bei Gott, sie sollte nicht aufhören.
    „Ich bin okay“, hauchte sie. „Du nicht. Sag mir, warum.“
    „Es ist schwierig.“
    „Was ist schwierig? Das Sprechen?“ Helena sah kichernd auf. Im nächsten Moment biss sie sich auf die Lippe, als erschrecke sie sein Gesichtsausdruck.
    „Ich habe Angst, Helena.“
    Sie legte ihm eine Hand auf die Wange und fuhr kitzelnd mit dem Daumen seine Wimpern nach. „Es ist mutig, das zuzugeben. Sag es mir einfach.“
    Er löste sich von ihr, ging im Raum auf und ab, als würde es helfen und kam sich vor, wie ein herumdrucksender Bursche, der das erste Mal ein Mädchen ansprach.
    „Du bist verheiratet“, bot Helena an, bemüht, ihre Stimme beiläufig klingen zu lassen. Sie setzte sich an den Küchentisch, nahm eine Birne aus der darauf stehenden Schale, biss hinein und sprach kauend weiter. „Oder schwul. Vielleicht auch ein Geheimagent und du musst mich töten, sobald ich deine wahre Identität herausfinde. Nein. Warte, ich hab’s.“ Sie schlug sich die freie Hand vor den Mund, spreizte die Finger und wisperte zwischen ihnen hindurch: „Du bist bei der Mafia, oder?“
    Samuel lachte aus Höflichkeit. „Du wirst es mir nicht glauben. Es ist … ein wenig seltsam.“
    „Seltsam? Keine Sorge. Was das betrifft, bin ich einiges gewöhnt. Ich gehe jede Wette ein, dass mein Leben viel seltsamer war, als deines jemals sein kann.“
    „Gut, dann wetten wir!“ Samuel packte die Gelegenheit beim Schopfe, nahm ihr die Birne aus der Hand und setzte sich ihr gegenüber. „Ein Spiel. Wenn ich gewinne, dann verbringst du den morgigen Sonntag mit mir. Egal wie sehr dich diese Sache erschrecken wird.“
    Sie faltete die Hände, streckte die aneinandergelegten Zeigefinger aus, als wollte sie eine Pistole imitieren, tippte sich die Fingerkuppen gegen die Unterlippe und richtete sie dann auf seine Brust. Dann flüsterte sie: „Bist du Parteimitglied der CDU?“
    „Gott bewahre, nein.“
    „Dann gilt die Wette.“

    Helena musste nicht lange überlegen, denn ihr Leben hatte schon eigenartig begonnen.
    „Okay, ich zuerst. Ich wurde in einem Biene-Maja-Kinderplanschbecken geboren.“ Sie genoss den Anblick der Irritation, die Samuels Lippen kräuselte. „Meine Mutter wollte keinesfalls in einem Krankenhaus entbinden, sondern eine Hausgeburt, und zwar im Wasser, wie es bei manchen Naturvölkern üblich ist. Da wir aber keine Badewanne in der Wohnung hatten, und es für den Fluss zu kalt war, baute mein Pa das Planschbecken meiner Cousine im Wohnzimmer auf. Im Hintergrund lief eine Kassette mit Walgesängen.“ Sie schenkte ihm einen langen Ich-bin-noch-nicht-fertig-Blick und setzte ihr gemeinstes Lächeln auf. „Und von all dem gibt es eine Video-Aufzeichnung. Ungeschnitten

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