Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
anstatt sich stolzgeschwellt wie ein Held zu fühlen, wie man das erwarten würde, nachdem er ein Mädchen gerettet hatte, wünschte Benny sich, sie niemals gesehen zu haben. Er vergrub das Gesicht in Omars phosphatgetränkter Jacke und versuchte, ein bisschen Schutz zu finden.

Ein Duke kommt selten allein
    Benny würde die Einzelheiten der nächsten Tage niemals vergessen. Sie waren so schrecklich, dass sie sich unauslöschlich in sein Gedächtnis einbrannten.
    Die beiden Jungen fuhren auf dem Moped in die Stadt, in eine fremde, schmutzige Welt. Omar fuhr, ohne anzuhalten, schlängelte sich durch das Geschrei und den Lärm vorbei an grauen Häusern und stinkenden Buden. Benny schloss die Augen, aber die Dieselabgase, Gewürzdüfte und das Stimmengewirr formten sich in seinem Kopf zu einem Bild.
    Omar bog in eine Seitenstraße ein, die vom Markt wegführte. Die Häuser wurden kleiner. Die meisten waren noch nicht einmal fertig, aber das hinderte niemand daran, sie zu bewohnen. Ganze Familien zogen ein, sobald ein Stockwerk auch nur halbwegs fertig war. Dann hängten sie oben die Wäsche aus dem Fenster oder befestigten eine Fernsehantenne an den roten Hohlblocksteinen. Der Asphalt hörte schließlich ganz auf und machte hartem Lehmboden, staubigen Palmen und Kaktusfeigen Platz.
    Gerade als Benny glaubte, seine Knochen und Knorpel seien jetzt Mus, bog Omar ab. Benny fiel vom Moped und fragte sich, ob seine Knie jemals wieder richtig einrasten würden. Sie befanden sich in einem Außenbezirk der Stadt. Ein paar Schulkinder, vermutlich auf dem Heimweg in irgendein fernes Dorf, kamen vorbei und ein verdrecktes Kleinkind zog ein Schaf an den Hinterläufen aus einem Graben.
    Sie hatten vor einer Werkstatt angehalten, die etwa so groß war wie ein öffentliches Toilettenhäuschen. Im Hof stand eine kleine handbetriebene Pumpe für die Mopedmischung. Jemand hatte den Peugeot-Löwen an der Wand mit gelber, tropfender Dispersionsfarbe bemalt. Vor der Tür saß ein fetter Mann – vermutlich der Besitzer – raumfüllend auf einem zweisitzigen Sofa. Er trug einen weiten grauen Kaftan und Riemensandalen. Omar band seine Schwester los und übergab sie Benny.
    »Binny«, sagte er. »Keine Bewegung.«
    Benny nickte und legte Kaheenas Arme um seinen Hals. Obwohl sie so dünne Beine hatte, wog sie eine Tonne.
    Omar schlenderte zu dem Fettsack. » Ya , Ahmed«, rief er. »Sh’nawalek?«
    Ahmed sah von der dicken Wasserpfeife auf, die er gerade rauchte. »Omar Ben Ali«, polterte er. »Ena labas sahbee.«
    Danach verlor Benny den Faden, aber offensichtlich handelten die beiden etwas aus. Dabei ließen sie keine der üblichen Stationen aus. Zuerst taten beide sehr blasiert. Keiner hatte eigentlich wirklich Interesse an der Sache. Es war einfach nur langweilig. Dann ging es ins andere Extrem. Sie brüllten und schrien sich an. Einmal wollte Ahmed Omar sogar am Bein packen. Aber er hatte nicht die geringste Chance und bekam stattdessen auch noch einen Schlag auf die Finger.
    Schließlich schlossen sie jedoch den unvermeidlichen Handel ab. Er wurde mit einem fleischigen Handschlag und einer Runde Wangenküssen besiegelt. Omars Kopf sah aus wie mit Schleim überzogen. Und der schriftliche Vertrag folgt am Sankt Nimmerleinstag, dachte Benny. Omar winkte ihm. Er eilte hinüber und drückte sich vorsichtig an dem aufgedunsenen Hauseigentümer vorbei. Aber der Mann widmete sich schon wieder seiner Pfeife.
    Sie gingen auf die Rückseite des Gebäudes und stiegen ein paar Steinstufen hinauf.
    Benny fühlte sich an die Baustelle zu Hause erinnert, wo er sich immer herumgetrieben hatte. Überall rohe Bretter und Bauteile. Die Mauern waren noch gar nicht ganz hochgezogen, sondern hörten nach ein paar Reihen einfach auf. Stahlträger ragten aus dem Beton, und der Boden war uneben und zerfurcht von ausgelaufenem Beton, der angetrocknet war. Ohne Wände hatte man aller Wahrscheinlichkeit nach auch kein Dach. Nur ein Zimmer war wirklich fertig. Das heißt, fertig im Vergleich zu den anderen Zimmern. Es gab weder eine Tür noch eine Tapete. Nur Hohlblocksteine und Beton. Omar schlug Benny auf die Schulter.
    Sag’s nicht, dachte Benny.
    »Home, sweet home«, sagte Omar.
     
    Omar schaffte es, bei dem Wal unten ein paar Decken abzustauben. Dann setzten sich die beiden draußen auf die Mauer und ließen die Beine baumeln. Kaheena schlief in dem hinteren Zimmer.
    »The Dukes of Hazzard – ein Duke kommt selten allein«, grinste Omar.
    »Was?«
    »Dukes

Weitere Kostenlose Bücher