Bennys Blutgericht
Stutzer wollte hoch, aber er erinnerte sich daran, was geschehen war. Das Messer befand sich nicht weit vom Körper der Puppe entfernt. Bei der nächsten Berührung konnte es noch schlimmer kommen und zum Tod führen.
»Nun…«
Dieses eine Wort regte Morrison auf. »Zita!« schrie er. »Verdammt, komm her und…«
»Nein, nein…« Beinahe singend sprach Benny in den Ruf nach Hilfe hinein, und Randy hielt sofort den Mund.
»Wieso nein?«
»Sie kann nicht mehr kommen.«
»Ach, das weißt du genau…«
»Ja, weil Tote nicht mehr gehen. Deine schöne Freundin liegt im Flur. Sie sieht gar nicht mehr so schön aus, denn sie hat Bekanntschaft mit meinem Messer gemacht.«
Randy Morrison hatte jedes Wort gehört. Es waren dabei Hammerschläge durch seinen Kopf geschrillt, und er wußte, daß alles den Tatsachen entsprach. Mittlerweile traute er diesem harmlos aussehenden Benny Benson alles zu, aber er wollte sich hier nicht ehrlos umbringen lassen. Egal, was passierte, es gab einen Punkt, bei dem er nicht mehr mitmachte. Wieder schnellte er hoch. Diesmal ließ es Benson sogar zu, aber er griff trotzdem ein.
Der Stich unter das linke Auge der Puppe erwischte indirekt auch den Stutzer. Im Sprung begann Morrison zu brüllen. Sein Gesicht verzerrte sich. Er verlor auch die Kontrolle über sich selbst, fiel nach vorn und landete quer über dem Frühstückstisch, wo er die Hälfte an Geschirr abräumte und auch noch Lebensmittel zur Seite schleuderte. Mit dem Gesicht schlug er auf einen Teller, der mit Käsescheiben belegt war. Der Mann kam auch nicht mehr hoch, zu hart hatte ihn der zweite Angriff indirekt erwischt.
Benny stand über ihm.
Er nahm Maß, und er lächelte dabei.
Dann stieß er zu!
Die Klinge blitzte hell im Licht der Sonne, und sie sah aus, als wäre sie aus dem hellen Himmel nach unten gefahren. Der Stutzer kam nicht mehr hoch, das Messer drang tief in seinen Rücken hinein, und Benny hatte genau gewußt, wo er zustechen mußte.
Er wartete noch einige Sekunden und schaute sich den Toten dabei an. Gut gemacht! lobte er sich selbst. Das war alles super. Den ersten hat es erwischt. Die anderen warten. Er war überzeugt, daß auch sie die gerechte Strafe erhielten.
Die Puppe nahm er wieder mit. Er wollte keine Spuren hinterlassen. Er würde sie später verbrennen. Benny freute sich schon auf das Lob seines Vaters. Er wollte seinem alten Herrn ein sehr würdiger Nachfolger sein…
***
Ich stand in einem halbdunklen Zimmer, mit fünf Puppen, das mir vorkam wie ein Eiskeller, dessen Temperatur sich immer mehr senkte.
Es war eine tote Welt, die trotzdem irgendwie lebte, denn die Stimmen hatte ich mir nicht eingebildet. Sie waren dagewesen, und sie konnten nur von den Puppen stammen.
Ich ging zum Fenster und öffnete die Lamellen der Rollos etwas weiter, um mehr Licht zu erhalten, das sich jetzt als Streifen im Raum ausbreitete.
Auch über die Puppen floß es hinweg und gab ihnen ein verändertes Aussehen.
Ich trat nahe an sie heran, weil ich jeder von ihnen ins Gesicht schauen wollte.
Fünf männliche und eine weibliche Puppe. Aus Holz gefertigt und für einen Voodoo-Zauber durch Calypso vorbereitet. Er hatte uns nicht angelogen. Daß wir die Puppen allerdings so schnell fanden, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich sah sie vor mir, und ich wußte noch nicht, wie ich sie behandeln sollte.
Ein Schatten huschte über den Boden hinweg und geriet dabei in meinen Blickwinkel. Der Schatten gehörte zu Suko, der an der Tür stand und sich bewegt hatte.
»Was ist das denn?« fragte er flüsternd.
»Unsere Puppen.«
»Ja, das sehe ich. Beim Richter…?«
»Was ist mit ihm?«
»Ich habe die Tür seines Zimmers hinter mir geschlossen. Er wollte es auch so.«
Ich deutete auf die Puppen.
»Das ist genau das, was wir von Calypso hätten erwarten müssen.«
»Voodoo.« Suko hob den Blick. »Bist du dir da sicher, John?«
»Noch nicht. Ich habe sie erst gesehen und konnte mich nicht mit ihnen beschäftigen.«
»Fünf und eine Frau…«
»Ja. Und?«
»Waren es nicht sechs?«
Ich nicke. »Eine ist verschwunden. Ich weiß überhaupt nicht, was die Puppen hier zu bedeuten haben. Das heißt, dahinter stecken Namen. Schau sie dir an. Jedes Gesicht ist anders und könnte auch das Abbild eines noch lebenden Menschen sein, der sich jetzt in großer Gefahr befindet.«
»Keine Widerrede.«
Ich überlegte. Es blieb nur ein Entschluß übrig. »Wir werden uns den Richter vornehmen. Er kennt seinen Sohn, und er
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