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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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ich.
    „Das verleiht dir Kräfte, Dummbratze“, sagte Kali und verdrehte die Augen. Ich begriff noch immer nicht. Kali schob die Hüfte vor und schüttelte den Kopf über meine Dummheit. „Du hast deine Aufgaben erfüllt. Du bist jetzt der Tod, du dummes weißes Mädchen.“
    „Tatsächlich?“ Es war unglaublich. Ich musste mich vergewissern. „Ich bin der Tod?“
    „Jau.“ Kali kicherte. Offenbar fand sie das Ganze plötzlich urkomisch. „Du bist der Boss.“
    Oje. Wenn Kali glaubt, dass ich aus dem Kelch getrunken habe und damit zum Tod geworden bin, dann …
    „Ich bin nicht der Tod“, flüsterte ich, „ sondern er.“ Ich wies auf Marcel, worauf Kali beinahe die Augen aus den Höhlen traten. „Ich habe ihm den Kelch zuerst gegeben.“
    „Du hast was?“, wollte Kali mit angstvoll gekräuselten Lippen wissen.
    „Ich habe ihn zuerst aus dem Kelch trinken lassen“, stammelte ich. Meine Kehle brannte noch immer, und in meiner Magengrube erblühte eine kleine Blume der Angst.
    „Du hast echt Glück, dass er noch nicht wieder ganz bei Kräften ist, sonst hätte er dich getötet wie nix, weißes Mädchen“, fauchte Kali. „Trink lieber sofort das Wasser, andernfalls übernehme ich keine Verantwortung für das, was ich gleich mit dir mache.“
    Ich schaute auf den Kelch, unsicher, ob das wirklich das war, was ich wollte. Genau genommen war ich mir ziemlich sicher, dass es das Gegenteil von dem war, was ich wollte. Ich hatte gar kein Interesse daran, das Familiengeschäft zu leiten. Die Aussicht, Herrin des Todes zu sein, übte keinerlei Reiz auf mich aus. Und doch sah ich mich nun dieser letzten Entscheidung gegenüber – einer, die ich bereits im Haus Meeresklippe getroffen zu haben meinte, als ich auf den Vorschlag meiner Mutter eingegangen war. Doch dort hatte ich einfach nur gesagt, was alle von mir hören wollten, um nicht selbst eine Entscheidung treffen zu müssen …
    Ich hob den Kelch an die Lippen und trank.
    Das Wasser war wie Balsam für meinen schmerzenden Hals. Ich spürte, wie es all die wunden Stellen schmierte, die Marcels Hände hinterlassen hatten, und auch die anderen. Als ich aufblickte, sah ich, dass Kali mich anlächelte.
    „Herzlichen Glückwunsch, weißes Mädchen. Jetzt bist du eine von uns.“
    Diese zehn kleinen Worte erreichten nichts, außer mir höllische Angst zu machen, ganz egal, wie gut sie gemeint waren.
    Ich spürte eine seltsame Unruhe in meinen Eingeweiden, und als ich auf Daniels Gesicht hinabschaute, das in meinem Schoß ruhte, machte mein Herz einen Satz. Keinen Satz der Liebe oder der Lust … sondern des Mitgefühls. Er würde sterben. Ich konnte es mit jeder Faser spüren, so sehr war mein Körper auf den Fluss der Lebenskräfte eingestimmt.
    Instinktiv wusste ich, wie sich Abhilfe schaffen ließ.
    „Du wirst nicht sterben, Daniel“, sagte ich so fest, dass das rote Blut – das bis eben in reichlichen Mengen aus Daniels aufgeschlagenem Kopf geströmt war – sofort in die Wunde zurückgesogen wurde, wobei ein schlürfendes Geräusch ertönte. Fasziniert beobachtete ich, wie der klaffende Schnitt in seinem Schädel sich vor meinen Augen schloss. Daniels Augen öffneten sich flatternd, und er grinste mich an … und dann schloss er sie wieder, als ich seinem Körper befahl, in einen tiefen, erholsamen Schlaf zu fallen.
    Das war alles total verrückt.
    Das war alles total unglaublich.
    Ich hatte noch nie irgendjemandem irgendetwas befohlen, und plötzlich war ich der Boss in Sachen Leben und Tod, mit allem Drum und Dran.
    Ich blickte zu Kali auf, deren Augen vor Stolz glänzten, als wäre sie meine Mutter oder so. Wahrscheinlich war es ziemlich beeindruckend, wenn jemand den Tod aufhielt, insbesondere, wenn die betreffende Person bis dahin so ein menschlicher Reinfall gewesen war wie ich.
    „Ich muss Persephone und Wodan mitteilen, dass du deine Aufgaben erfüllt hast. Kommst du hier unten in der Hölle allein klar, weißes Mädchen?“, fragte Kali vorsichtig.
    Ich nickte, ohne ihr wirklich zugehört zu haben. Mein neues Machtgefühl beschäftigte mich so sehr, dass ich wahrscheinlich allem zugestimmt hätte, was die Hindu-Göttin sagte.
    Genau genommen schaute ich nicht einmal hin, als Kali im Schatten der kränklichen Palme ins Wasser watete und verschwand. Die Seeoberfläche glättete sich, sobald sie verschwunden war, als wäre sie nie ins Wasser getreten.
    Ich stellte fest, dass ich ganz und gar zufrieden damit war, still dazusitzen und über meine

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