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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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meinen erstaunlichen neuen Kräften konnte ich nichts tun, außer dazustehen und zuzuschauen, wie der Mistkerl sich mit unbekanntem Ziel davonmachte.
    Mist, dachte ich. Ich bin immer noch nicht näher daran, meinen Vater zu finden, ich habe gerade meinen Todfeind entkommen lassen, und ich stecke nach wie vor in der Hölle fest!
    Der Teil von mir, der noch von der alten Callie stammte, wollte sich auf den Boden setzen und heulen, doch der andere, neue Teil meiner Persönlichkeit flüsterte mir etwas sehr Interessantes zu. Er teilte mir mit, dass es durchaus einen Weg aus der Hölle gab …
    Und in diesem Moment wurde mir klar, um was genau es sich bei dem See zu meinen Füßen handelte:
    Das Mistding ist ein Wurmloch.

24
     
     
    Die alte Callie hätte Daniel mit durch das Wurmloch genommen, wäre nach New York zurückgekehrt und hätte ihn an irgendeinem sicheren Ort abgesetzt – vorzugsweise in einem Krankenhaus oder beim Notdienst. Anschließend hätte sie sich ins Wartezimmer gesetzt, um sicherzugehen, dass er nicht stolzer Besitzer einer Gehirnerschütterung, eines Gefäßrisses oder einer leichten Enthauptung war.
    Die neue Callie dagegen – die Tod -Callie – schleifte ihn in den Schatten der Palme und tätschelte ihm zum Abschied den Kopf. Nachdem ich meine Schuldgefühle solcherart besänftigt hatte, watete ich in den See, ohne mir weitere Gedanken über seinen fragwürdigen Gesundheitszustand zu machen.
    Ich hatte mich mein ganzes Leben lang mit Zweifeln geplagt, hatte mir alles zweimal überlegt und war immer auf Nummer sicher gegangen, dass ich auch alles „richtig“ machte. Von daher war es angenehm, mir von der neuen Stimme in meinem Kopf einfach vorschreiben zu lassen, was ich tun sollte.
    Und sie sagt mir, dass ich meinen Hintern in Bewegung setzen soll, dachte ich. Also komme ich wohl lieber in die Gänge.
    Als ich hüfttief im See stand, hielt ich mir die Nase zu und schloss fest die Augen, um kein Wasser hineinzukriegen. Ich holte tief Luft und ließ mich dann ganz ins kühle Nass sinken. Es dauerte nur einen Augenblick, bis das Wurmloch mich in seinen Strudel zog und in den Äther schleuderte.
    Bislang war es mir nie gelungen zu kontrollieren, wohin ich mich mit einem Wurmloch bewegte, doch jetzt fiel es mir verblüffend leicht, meine Reiserichtung selbst zu bestimmen. Nach wenigen Sekunden befand ich mich am Ziel und stand mit beiden Beinen fest auf der Erde – ohne die irren Kopfschmerzen oder die Übelkeit zu verspüren, von denen meine Wurmlochreisen normalerweise begleitet wurden.
    Ich war noch nie zuvor an diesem Ort gewesen, doch ich hatte keine Schwierigkeiten gehabt, ihn mir vorzustellen: Die Ermittlungsbehörde für Übersinnliches ist genau so ausdruckslos und langweilig, wie ich es erwartet hatte.
    Um nicht sofort Aufsehen zu erregen, ließ ich mich von dem Wurmloch in der Nähe einer der Drehtüren am Gebäudeeingang absetzen, damit es aussah, als wäre ich einer von vielen Einfaltspinseln, die von der Straße hereinschlurften. Der einzige diensthabende Wachmann am Empfangsschalter hielt sich schweigend an einem Styroporbecher mit Kaffee fest. Er beobachtete interessiert, wie ich eine Extrarunde in der Drehtür drehte, bevor ich eintrat – ich hatte schon immer eine Vorliebe für diese albernen Dinger gehabt, mit der ich meine Eltern bisweilen fast in den Wahnsinn getrieben hatte. Als Kind in Newport war ich dafür bekannt gewesen, Drehtürstaus zu verursachen.
    Da es noch früh am Morgen war, wartete sonst niemand, als ich schließlich die weitläufige, neonerleuchtete Eingangshalle betrat. Es schien hier keine Decke zu geben – nur leeren Raum, der sich ins Unendliche erstreckte, was allerdings das einzig „Magische“ an diesem Ort war. Die restliche Eingangshalle war mit einer Mischung aus maulwurfgrauem Linoleum, eierschalenfarbenen Wänden und hellbraunen Möbeln eingerichtet. Die breite Glasfront ließ ein bisschen natürliches Licht ein, doch abgesehen davon war der Raum düster und wenig einladend. Ich nahm an, dass der verantwortliche Innenausstatter für seinen „amtlichen“ Stil bekannt war.
    Es war so trostlos dort, dass ich mich bei dem Wunsch ertappte, ein paar Kehlen aufzuschlitzen, um dem Braun auf Maulwurfgrau auf Weiß ein paar Farbspritzer hinzuzufügen. Igitt!
    Ich schaute zu der großen, in Gold eingefassten Uhr, die über dem einsamen Wachtposten an der Wand hing.
    Erst Viertel nach fünf, sagte ich mir zufrieden. Dann habe ich noch den ganzen Morgen

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