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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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neunten Lebensjahr verbracht.
    In den vorangegangenen beiden Tagen hatten wir uns alle Broadway-Shows angeschaut, für die wir noch Karten gekriegt hatten (auf meine Rechnung). Als wir nur noch knapp hundert Kilometer von zu Hause entfernt waren, schlief irgendein unverantwortlicher Idiot am Steuer seines Sattelschleppers ein und zog über den Grasstreifen auf unsere Spur rüber.
    Wir saßen im burgunderroten Volvo Kombi von Davias Mutter – bekanntermaßen eines der sichersten Autos auf unseren Straßen, weshalb wir buchstäblich nichts dagegen hatten, in einem erwischt zu werden. Aber selbst ein Volvo konnte das Schicksal nicht davon abhalten, sich zu nehmen, was ihm gehörte.
    Der Sattelschlepper traf uns frontal und faltete die Schnauze unseres Kombis zusammen wie ein Akkordeon. Zuerst glaubte ich einfach nicht, wie mir geschah. Ich war wie betäubt. Doch als die leuchtend gelben Scheinwerfer des Lasters wie ein teuflisches Augenpaar auf uns zurasten, wurde mir klar, dass all das wirklich passierte und dass es kein gutes Ende nehmen würde.
    Jessie hatte vor mir „Shotgun!“ gerufen, weshalb ich hinten sitzen musste. Von dort hatte ich eine wunderbare Aussicht darauf, wie meine beiden Freundinnen wie Käfer von tonnenweise Blech und Kunststoff zerquetscht wurden. Ich schrie wie am Spieß. Wahrscheinlich, weil die ganze Situation so unwirklich war, erlebte ich etwas, das andere Leute vielleicht als Offenbarung bezeichnet hätten. Ich nenne es einfach „den großen Weckruf“. Mir wurde auf der Stelle klar, dass es im Leben sehr viel Schlimmeres gab als den Tod, und was ich an jenem Tag gesehen habe, gehörte eindeutig dazu. Die Unsterblichkeit hatte ebenso viele Nachteile wie eine sterbliche Existenz.
    In der darauffolgenden Woche saß ich – völlig unverletzt – bei der gemeinsamen Gedenkfeier für meine beiden Freundinnen und erkannte, dass die Unsterblichkeit ein Fluch war und keine Belohnung.
    Es war, als bestrafte man mich für ein Verbrechen, das ich meines Wissens nicht mal begangen hatte. Und das Strafmaß war die Ewigkeit.
    Danach hatte ich die übernatürliche Seite meines Lebens mehr oder weniger aufgegeben. Bis zu jenem Tag hatte ich mich nie für das, was ich war, gehasst – genau genommen war ich immer der Meinung gewesen, der Broterwerb meines Vaters sei ziemlich cool. Aber nach dieser Erfahrung verabscheute ich alles, was mit unserem Familiengeschäft zu tun hatte.
    Und hier saß ich nun, acht Jahre später, und arbeitete für genau die „Firma“, die ich verabscheute. Ich wusste, dass diese ganze Sache ein notwendiges Übel war, aber deshalb musste sie mir noch lange nicht gefallen.
    Es klopfte an der Tür zum Arbeitszimmer. Ich setzte mich auf, legte den Kopf an die kühle, lederne Rückenlehne des Bürostuhls meines Vaters und streckte den Nacken. Als ich den Blick senkte, stellte ich fest, dass ich gedankenverloren auf dem Schreibtisch herumgekritzelt hatte. Mein Vater würde mir gehörig in den Hintern treten, wenn er nach Hause kam und die mit Kugelschreiber gemalten halb fertigen Gesichter und verzwirbelten Mandalas sah.
    Ich schnappte mir ein paar dicke Wälzer vom Bücherregal über dem Tisch und platzierte sie geschickt so, dass sie die Spuren meines Gekritzels verdeckten. „Herein.“
    Die Tür öffnete sich, und Jarvis trat ein, gefolgt von einem sehr großen Mann, der einen schlecht sitzenden Anzug mit Schlips trug. Wenn ich mich nicht irrte – und ich war mir ziemlich sicher –, hatte er sich den Anzug bei C&A von der Stange besorgt.
    Offenbar verfügte er nicht einmal über genug gesunden Menschenverstand, um die Hosenbeine verlängern zu lassen, damit sie wenigstens bis zu seinen Schuhen hinabreichten und seine Socken verdeckten, von denen eine braun gemustert und eine schwarz war.
    Jarvis und ich waren uns absolut einig darüber, dass der Anzug dieses Mannes eine Zumutung war. Ich hob fragend eine Braue, doch Jarvis erschauderte nur unmerklich. Dann fiel ihm wieder ein, dass wir uns im Kriegszustand befanden, und sein Blick verfinsterte sich würdevoll.
    „Miss Reaper-Jones, das ist Detective Davenport von der Ermittlungsbehörde für Übersinnliches. Er ist hier, um mit dir über die Entführungen zu sprechen.“
    Ich nickte und wies auf den Stuhl vor dem Schreibtisch meines Vaters.
    „Hi. Ich bin Calliope Reaper-Jones. Bitte, setzen Sie sich.“
    Detective Davenport trat mit ausgestreckter Hand durch die Tür. Beim Händeschütteln fiel mir auf, dass meine schmalen

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