Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Mal auf, als ich ihm von Jarvis, der Toilette und dem komatösen Müslijungen erzählte.
Ich stellte fest, dass es mir gefiel, wie Mr. Detective an meinen Lippen hing und mir dabei mehr Aufmerksamkeit widmete als je ein Mann zuvor. Das war irgendwie sexy. Wer hätte geahnt, dass ein Paar schöner Ohren so verführerisch sein konnte?
„Also ist der Assistent Ihres Vaters gekommen, um Sie nach Hause zurückzuholen?“
Ich nickte. „Ja, und jetzt ist er mein Assistent. Verdammt abgefahren, was?“
Detective Davenport blickte plötzlich auf und sah mich durchdringend an. „Entschuldigen Sie, aber meinten Sie gerade, dass er jetzt Ihr Assistent sei?“
Ich nickte erneut. „Ja, der Faun gehört mir und mir allein.“
Detective Davenport legte die Stirn in Falten. Offensichtlich hatte er soeben kapiert, dass meine Wenigkeit den neuen Oberboss darstellte.
„Jau, ich bin der Chef.“
Er schluckte schwer, und mir fiel auf, dass er plötzlich schwitzte. Auf seiner Oberlippe bildeten sich Schweißtröpfchen, die wie winzige Perlen aussahen.
„Sie sind … Sie sind … der Tod?“
Ich lächelte eiskalt, und zum ersten Mal spürte ich den Rausch der Macht, die mit diesem Titel verbunden war. Es war ein unglaublicher Kick, der sich kaum unterdrücken ließ, obwohl ich mir alle Mühe gab.
„Das wusste ich nicht. Ich muss mich entschuldigen …“ Er schluckte und befeuchtete sich nervös die Lippen. „Bitte verzeihen Sie mir. Wenn mir klar gewesen wäre …“ Davenports Stimme drang hoch und quiekend aus seiner Kehle.
„Machen Sie sich keine Gedanken.“ Ich winkte lässig ab. „Keine große Sache. Sie haben sich zwar wie ein Dödel benommen, aber jetzt sind Sie ja netter.“
Erschrocken stellte ich fest, dass der Detective zitterte. Und es war nicht nur ein kleines Händezittern – er bebte am ganzen Körper.
„Ein Dödel?“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
„Ja, ein Dödel. Sie wissen schon, ein Idiot, ein Arsch, ein …
He, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte ich, als mir bewusst wurde, dass genau das nicht der Fall war.
Er versuchte zu nicken, doch seine steife, verkrampfte Haltung strafte ihn Lügen.
„Detective?“ Langsam begann ich, mir Sorgen um ihn zu machen.
Er antwortete nicht, doch als seine Augen sich verdrehten und er zu Boden rutschte, hörte ich ein ganz leises Stöhnen.
Oje.
„Du kannst nicht einfach rumlaufen und die Leute zu Tode erschrecken“, sagte Jarvis wütend. „Du musst lernen, dich zu beherrschen, Callie.“
Als Davenport in Ohnmacht gefallen war, hatte ich sofort nach Jarvis geschrien, worauf der Faun wie ein Racheengel ins Arbeitszimmer gestürzt gekommen war. Innerhalb von Sekunden begriff er, was vorgefallen war. Er kümmerte sich um den lang hingestreckten Detective, überprüfte dessen Puls und all dieses Zeug.
„Gott sei Dank hat dir der Vorstand noch nicht deine gesamte Macht übertragen, sonst wäre dieser Mann jetzt toter als tot. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.“
Ich nickte stumm, während ich zusah, wie Jarvis mit Riechsalz, das er von irgendwo hervorgezaubert hatte, unter Detective Davenports Nase herumwedelte.
Woher, zum Teufel, soll ich denn wissen, was ich tue?, fragte ich mich. Es gibt schließlich kein Handbuch zu dem Thema.
„He, du musst mich nicht dauernd anschreien. Ich hab nun mal keine Gebrauchsanleitung gekriegt …“
„Zweite Schublade rechts.“ Jarvis zeigte auf den Schreibtisch meines Vaters und wandte sich wieder seinem Patienten zu.
Verdammt.
„Ach so.“ Ich erhob mich von meinem Platz an der Seite des Detectives und ging an den Schreibtisch, um in den Schubladen zu suchen. Praktisch sofort fand ich das Buch, von dem Jarvis gesprochen hatte, schlug es auf und las die ersten Worte, auf die mein Blick fiel.
„Der Tod. Leitfaden und Kommentar“, las ich vor. Dann legte ich das Buch beiseite und warf Jarvis einen halbherzigen bösen Blick zu. „He, danke, dass du mir das so früh gesagt hast, Jarvilein.“ Jarvis würdigte meine negative Einstellung mit keinerlei Aufmerksamkeit und kümmerte sich stattdessen um seinen attraktiven Schutzbefohlenen. Detective Davenport kam langsam wieder zu sich, und Jarvis half ihm, sich aufzusetzen. Davenports goldene Augen waren geöffnet und wachsam auf mich gerichtet. Ich sah sofort, dass nach wie vor Angst in seinem Blick lag, aber auch ein ganz neuer Respekt.
Ich trat um den Schreibtisch herum, stellte mich vor ihn hin und streckte ihm eine Hand entgegen.
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