Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Blick lag, bevor er alle Gefühle hinter seiner typischen, selbstsicheren Miene verbarg.
Nach einer vielsagenden Pause seufzte er schwer. „Ja …?“
Ich warf einen Blick über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass niemand uns zuhörte, und beugte mich dann vor. „Ich muss mal.“
Er schaute mich so finster und durchdringend an, dass ich den dummen Witz sogleich bereute.
„War nur Spaß“, sagte ich hastig, in der Hoffnung, seinem Zorn zu entrinnen. „Nein, ehrlich, ich frage mich, was mich da oben erwartet, und außerdem: Warum, zum Teufel, ist es so verdammt kalt in diesem blöden Gebäude?“
Nickend lauschte Jarvis meinen Fragen. „Als am Anbeginn der Zeit das Amt des Todes erschaffen wurde, übertrug Gott es einem der Seraphim, doch nach dem Fall …“
„Du meinst die Sache mit Adam und Eva?“, sagte ich hilfsbereit.
Jarvis schüttelte den Kopf. „Nein, der Fall Luzifers, als er beschloss, gegen seinen Gott in den Krieg zu ziehen, verlor und in die Hölle hinabgeschickt wurde. Der Fall.“
„Ach“, fügte ich weniger hilfsbereit hinzu.
„Also, nach diesem Fall kam Gott zu dem Schluss, dass es besser wäre, wenn jemand Unparteiisches das Jenseits leitet. Anstatt also einem Engel oder Dämon die Herrschaft über die entsprechende Existenzebene anzuvertrauen, hat er das Amt an ein Erdenwesen übergeben. An jemand Unparteiischen, der die Todesangelegenheiten regeln konnte, ohne die eine oder andere Seite zu bevorzugen.“
„Na schön, doch das beantwortet noch immer nicht meine Frage. Wer sitzt im obersten Stockwerk?“
Jarvis lächelte. „Gott ist kein Trottel. Er wusste, dass Menschen und andere Erdenwesen beeinflusst werden können, ganz egal, wie unparteiisch sie sind. Also erschuf er einen Vorstand, der ein Gegengewicht zum Amt des Todes darstellt. Dieser Vorstand muss dir die Kräfte deines Amtes übertragen, damit du die Firma richtig leiten kannst.“
„Also schaue ich einfach vorbei, sage Hallo, hole mir meine Kräfte ab, und dann kann ich wieder nach Hause.“
Jarvis schüttelte den Kopf. „So einfach ist das nicht. Du musst dem Vorstand beweisen, dass du würdig bist …“
„Entschuldige mal“, unterbrach ich ihn. „Wem soll ich was beweisen?“
„Es gibt drei Prüfungen. Nur diejenige, die zum nächsten Tod bestimmt ist, kann sie bestehen.“
„Von irgendwelchen Prüfungen hast du mir nichts gesagt.“ Ich stand auf. „Ich mache keine Prüfungen. Oh nein, mein Herr! Das kannst du so was von vergessen.“
„Du hast noch Glück“, fügte Jarvis hinzu, ohne meine Einwände zu beachten. „Eigentlich waren es mal zwölf Aufgaben.“
„Und wenn es eine halbe Aufgabe wäre“, rief ich über die Schulter, während ich zum Ausgang stürmte. „Die Sache läuft nicht!“
Ich schnappte mir die Elle – schließlich gab es keinen Grund, sie bei diesen Banausen hier zurückzulassen – und ging Richtung Ausgang.
Plötzlich öffnete sich die Fahrstuhltür, und zwei große, schakalsköpfige Männer in extrem teuren schwarzen Anzügen traten heraus. Sie wandten in perfekter Gleichzeitigkeit die Köpfe und richteten den Blick ihrer kaffeefarbenen Augen auf mich. Als würden sie von einer unsichtbaren Macht beherrscht, verharrten meine Füße an Ort und Stelle und weigerten sich trotz all meiner Bemühungen, auch nur einen weiteren Schritt zu tun.
„Man verlangt nach dir“, sagten die beiden im Chor.
„Verdammt“, flüsterte ich, als meine Füße eine Kehrtwende hinlegten und ich plötzlich in die entgegengesetzte Richtung schaute. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Schakalbrüdern in den Fahrstuhl zu folgen, wobei ich die Elle weiterhin fest an meine Brust drückte.
Als die Fahrstuhltür sich schloss, war das Letzte, was ich sah, Jarvis. Der Faun stand neben seinem Stuhl und hatte die Hände fest ineinander verkrallt, sodass es fast aussah, als betete er.
8
Die Fahrstuhlfahrt verlief ziemlich ereignislos. Ich verbrachte gut zwei Minuten damit, die verdammt muskulösen Rückenpartien der Schakalbrüder zu bewundern. Das waren mal zwei Kerle, die wussten, wie man sich in einem Anzug präsentierte, selbst wenn sie etwas andere Köpfe hatten als meine Lieblingsmodels.
Ich versuchte, mich mit ihnen zu unterhalten, aber sie ließen sich nicht darauf ein. Was ich auch sagte, ihre großen Schnauzen blieben fest geschlossen.
Ich wandte mich an Schakalbruder Nummer eins: „Und, kommt ihr öfters hierher?“
Schweigen.
An beide: „Eure Muskeln find
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