Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
meine Gedanken gelesen. Wie viel intimer geht’s denn noch?“ Ich verstummte und schlug mir die Hand vor den Mund – als hätte ihn das davon abhalten können, erneut in meinen Kopf zu schauen. „Moment mal, kannst du immer noch meine Gedanken lesen?“
Er lachte. „Du bist echt lustig, Mädchen.“
Ich starrte ihn finster an und hob drohend eine Handvoll Sand auf. Es gefiel mir gar nicht, als „Mädchen“ bezeichnet zu werden.
„Friede, Wildkatze“, sagte er unterwürfig, aber ich konnte noch immer eine Spur Belustigung aus seiner Stimme heraushören. „Nein, ich kann deine Gedanken nicht mehr lesen. Das ging nur, weil wir ineinandergeflossen sind.“
„Ineinandergeflossen …?“
„Ich habe unsere beiden Körper miteinander verschmolzen, damit wir das Gift gemeinsam besser vertragen. So ist die Wirkung weniger stark, aber wir werden für die nächsten paar Stunden trotzdem höllische Kopfschmerzen haben.“
„Oh.“ Deshalb war mein Schädel also auf den Presslufthammer-Klassik-Kanal eingestellt.
Ich sah zu, wie Daniel sich Socken und Schuhe anzog, wobei er den Kopf so vorbeugte, dass ihm das Haar ins Gesicht fiel und seine Augen verdeckte. Na schön, wenn er die Wahrheit sagte, dann hatte er mir tatsächlich gerade das Leben gerettet. Was allem widersprach, was ich bis dahin von ihm gedacht hatte. Doch die brennende Frage war … warum?
Warum hatte er mir das Leben gerettet, wenn es ihm doch eigentlich zum Vorteil gereicht hätte, mich dem Gift zum Opfer fallen zu lassen? Mit mir aus dem Weg hätte er sich problemlos Vaters Job schnappen können. Es machte beinahe den Eindruck, dass er seinen eigenen Interessen zuwiderhandelte.
Ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Ich musste wissen, was er vorhatte.
„Warum? Warum hast du mich gerettet, wenn du die Stelle meines Vaters willst? Bin ich nicht einfach nur ein Hindernis für dich?“
Er schaute erneut zu mir hoch und zuckte mit den Schultern. „Hör mal, wenn ich nicht rechtzeitig zur Stelle gewesen wäre, dann wärst du hier draußen verloren gewesen, für den Rest deines Lebens gelähmt oder zumindest so lange, bis jemand sehr viel weniger Nettes beschlossen hätte, dich wieder hinzubiegen. Und glaub mir, das wäre ein weit schlimmeres Schicksal als der Tod gewesen. So etwas würde ich nicht mal meinem schlimmsten Feind an den Hals wünschen.“
Ich nickte. Ich war mir nach wie vor nicht sicher, ob ich ihm glaubte, aber ich war mir auch nicht sicher, dass ich ihm nicht glaubte. Das alles war sehr verwirrend. Es war mir ein Rätsel, warum ich den Protegé des Teufels nicht dafür hasste, dass er mein Leben auf den Kopf gestellt und meine Familie zu dem Glauben veranlasst hatte, dass ich versuchte, sie um ihre Unsterblichkeit zu betrügen.
„Danke, dass du mich gerettet hast …“
Er lächelte. „Du kannst mich Daniel nennen. Ich verspreche, niemandem zu erzählen, dass wir uns mit Vornamen anreden.“
„Danke … Daniel. Ich weiß es zu schätzen, dass du mich vor einem Schicksal bewahrt hast, das ‚schlimmer als der Tod’ ist, aber nach der Nummer, die du und der Teufel abgezogen habt, hättest du mich wohl lieber hier draußen verschimmeln lassen sollen.“
„Nach was?“
Ich seufzte. Irgendwie mochte ich diesen großen, dummen Volltrottel sogar – obwohl er ein Lügner war. „Du hast dich mit dem Teufel verschworen, um mir die Entführung meines Vaters anzuhängen und mich ins Gefängnis zu bringen. Und anscheinend habe ich ein ganzes Bankkonto voll Geld als Beweis.“
Daniel schaute mich verständnislos an, und einmal mehr verspürte ich den Wunsch, an seine Unschuld zu glauben. Langsam entwickelte ich eine Schwäche für den Kerl, die nicht das Geringste mit Magie zu tun hatte. Und das war gar nicht gut.
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest“, erwiderte Daniel aufgebracht. „Ich habe mir in dieser Angelegenheit vielleicht anderes zuschulden kommen lassen, aber ich habe dir nichts angehängt. Außerdem ist der Teufel ein Geizkragen, der keinen Penny ausgibt, solange er sich nicht sicher sein kann, dass er dafür mindestens das Doppelte zurückkriegt.“
„Warum befinden sich dann zehn Millionen Kröten auf meinem Konto? Erklär mir das mal, du Schlitzohr.“ Mein Gesicht lief vor Zorn rot an. „Alle glauben, der Teufel hätte mich bezahlt, um meinen Vater loszuwerden, und das ist einfach nicht fair!“
Bevor ich wusste, wie mir geschah, weinte ich schon wieder. Heiße Tränen liefen mir übers
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