Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
Jarvis’ Bitte war.
Der Faun nickte und schaute nervös zwischen uns hin und her. »Ich möchte die dralle Dame kennenlernen.«
Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke. »Du willst was ?« Meine Stimme klang etwa drei Oktaven höher als normalerweise.
»Ich würde gern deine Chefin kennenlernen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das hab ich schon verstanden.«
Clio versuchte mit schreckgeweiteten Augen meinen Blick einzufangen. Sie hatte Hyacinth Stewart, meine Chefin, nie getroffen, aber sie hatte Geschichten über die Frau gehört – und darüber, wie sehr ich mich für sie krummlegen musste.
Natürlich empfindet Jarvis diese Bitte nicht als grauenvoll, dachte ich missmutig. Ganz offensichtlich ist er in die Frau verknallt, was bedeutet, dass sie in Wirklichkeit noch so herrisch und Furcht einflößend sein kann, in seinen Augen ist sie ohne Fehl.
»Ich kann nicht glauben, dass du das für einen kleinen Gefallen hältst, Jarvis«, sagte ich laut, doch der kleine Faun dachte offenbar, dass ich scherzte, denn meine Worte schienen ihn kein bisschen zu beunruhigen – entweder das oder es war ihm einfach egal, was ich dachte.
»Also machst du es?« Vorfreude glomm in seinen dunklen Augen. Er war sogar noch aufgeregter als damals in der Hölle, als ich ihm erlaubt hatte, mir die Funktionsweise der Jenseits GmbH zu erklären – und da war er mir schon ziemlich aufgekratzt vorgekommen.
»Ich weiß nicht, was sie davon halten würde, dich zu treffen.« Ich seufzte. »Wahrscheinlich ahnt sie nicht mal, dass es Faune überhaupt gibt.«
Jarvis nickte, als müsste er über meinen Einwand ernsthaft nachdenken. »Tja, ich könnte natürlich einen Zauber verwenden«, sagte er und schaute dabei wieder angespannt zwischen Clio und mir hin und her. Anscheinend wartete er auf unsere Zustimmung, und ich brachte es nicht übers Herz, sie ihm zu verweigern.
»Ich glaube, wir sollten ein bisschen warten, bevor wir anfangen, mit Magie herumzuspielen«, schlug ich vor und stützte das Kinn in die Hand.
»Ja, ja … natürlich, du hast vollkommen recht«, sagte Jarvis nickend. »Wir sollten einfach abwarten, wonach die Situation verlangt.«
»Aber da ist noch etwas, was du wissen solltest, bevor ich Ja zu dieser Irrsinnsidee sage«, fügte ich hinzu, obwohl mir die Sache kein bisschen gefiel. Ich hatte den sehr deutlichen Verdacht, dass das Einzige, was Jarvis bei Hyacinth Stewart erwartete, ein gebrochenes Herz war.
Tja, das Gute an der ganzen Geschichte war, dass ich jetzt zumindest nicht mehr über Jarvis’ sexuelle Vorlieben spekulieren musste. Nun wusste ich genau, von welchem Ufer der Assistent meines Vaters kam. Jarvis liebte WWFs (für diejenigen, die Schwierigkeiten mit Akronymen haben: wohlbeleibte, wunderschöne Frauen), und ich konnte ihn zu seinem erlesenen Geschmack nur beglückwünschen. Ehrlich gesagt, mochte ich den kleinen Faun dafür nun sogar noch lieber als ohnehin schon.
Zu dumm nur, dass ihn gerade die WWF, in die er so vernarrt war, durch die Mangel drehen und am Boden zerstört zurücklassen würde, bevor er wusste, wie ihm geschah.
»Sie ist verheiratet …«
»Aber seit Kurzem getrennt!«, wandte Jarvis ein.
Er hat seine Hausaufgaben gemacht, dachte ich.
»Dann weißt du, dass sie ein Kind hat.«
Ein beinahe verschlagenes Grinsen trat auf Jarvis’ Gesicht. »Ach, machst du dir etwa nur deshalb Sorgen?« Mit den Fingerspitzen strich er sich wie der Bösewicht aus irgendeinem uralten Film über die gut geölten Schnurrbartspitzen.
»Ja, nur deshalb«, antwortete ich.
Ist das nicht Grund genug?, dachte ich bei mir.
»Ich erwarte wirklich nicht, dass irgendetwas davon ein großes Problem sein wird, Miss Calliope«, sagte Jarvis und lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Nein, das wird ganz sicher kein Problem werden.«
Während ich beobachtete, wie ein listiges kleines Lächeln sich auf Jarvis’ hübschem Gesicht breitmachte, fing ich tatsächlich an, meine Position zu dem Thema neu zu überdenken. Vielleicht war es ja Hy, der das Herz gebrochen werden würde.
»Na schön, abgemacht«, sagte ich und fand mich mit dem Gedanken ab, dass irgendetwas an diesem Handel für mich gehörig nach hinten losgehen würde.
Ich streckte die Hand aus, um die Abmachung zu besiegeln, doch Jarvis schlug nicht ein. Stattdessen gebot er mir mit erhobenem Finger Einhalt, griff in seine Jackentasche, holte sein Taschentuch mit Monogramm hervor und legte es wie eine Art AntiSchmutz-Hülle über meine
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