Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
eben nicht.«
»Ich denke, dass du lügst, und ich will nichts mit dem verrückten Plan zu tun haben, den ihr zwei euch zusammenfantasiert habt, worum auch immer es sich handelt«, gab Jarvis naserümpfend zurück.
Clio hob die Hand. »Ich bin nur zur moralischen Unterstützung hier.«
»Ihr seid beide echt blöd«, sagte ich und ließ mich in einen der Ohrensessel plumpsen. Diesmal war es mir egal, ob ich ihn mit Hundesabber verunreinigte.
Clio kam ins Zimmer und setzte sich auf meine Sessellehne. »Jarvis«, erklärte sie, »Callie braucht wirklich deine Hilfe.«
Jarvis musterte seine Zwickergläser auf der Suche nach Schlieren und fand keine. »Fahre fort«, sagte er, steckte sein Taschentuch weg und setzte sich den Zwicker wieder auf die Hakennase.
»Meine strunzdumme Schwester hat einen Handel mit Zerberus geschlossen. Wenn sie die Totenakte von einer seiner abhandengekommenen Seelen in die Finger kriegt, können wir Kümmerchen hier bei uns behalten, anstatt sie in die Hölle zurückzugeben.« Clio streckte die Hand aus. Kümmerchen merkte sofort auf und tappte zu ihr, um sich weitere Streicheleinheiten abzuholen.
Jarvis atmete rief ein und ließ die Luft dann langsam durch die geschürzten Lippen entweichen. »Ihr verlangt da allerdings eine ganze Menge.«
Clio sah ihn beschwörend an. »Verstehst du jetzt, warum wir deine Hilfe brauchen?«
Jarvis nickte und schaute besorgt zu mir. Ich wusste, dass ich mich kindisch verhielt, wie ich da schmollend in meinem Ohrensessel saß, aber mir fehlte einfach die Kraft für etwas Konstruktiveres.
»Warum hast du mich nicht einfach um Hilfe gebeten, Herrin Calliope?« Ganz im Gegensatz zu meinen Erwartungen klang Jarvis’ Tonfall nicht feindselig, sondern sanft und fragend und zog mich mühelos aus meinem finsteren Stimmungstief heraus. Ich konnte ihm nicht mal böse sein, dass er mich schon wieder »Herrin« nannte.
»Ich … äh … dachte einfach, dass du Nein sagen würdest«, erklärte ich kleinlaut.
Wenn ich wirklich in Ruhe darüber nachgedacht hätte, wäre mir klar geworden, dass ich seit jeher damit rechnete, Situationen manipulieren zu müssen, damit die Leute machten, was ich von ihnen wollte. Ich wusste nicht, warum mein Gehirn so verdrahtet war, aber so war es nun mal. Wenn es darum ging, einfach ehrlich zu sein und um Hilfe zu bitten, wenn ich sie brauchte, war ich nun mal ein Riesenfeigling.
»Herrin Calliope, ich bin dein Freund. Du musst mich nur um Hilfe bitten, dann helfe ich dir auch.« Jarvis setzte sich in den anderen Ohrensessel, streckte die Hand aus und tätschelte mir die Schulter.
Ich konnte kaum glauben, wie dufte Jarvis sich in der ganzen Sache verhielt. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen, um sich über mich lustig zu machen, war er gütiger zu mir, als ich es verdient hatte. Eine dicke, nasse Träne rann mir übers Gesicht, und ich war so verblüfft, dass ich nicht mal Anstalten machte, sie wegzuwischen.
»Ehrlich?«, fragte ich, und eine weitere Träne platschte mir auf die Wange.
Jarvis nickte. »Wenn du willst, dass ich dich ins Fegefeuer bringe, mache ich das. Aber …«
Natürlich, es gibt immer ein »Aber«, dachte ich sarkastisch.
»Mach schon. Haus mir um die Ohren.« Ich biss die Zähne zusammen.
Jarvis wirkte überrumpelt. »Das könnte ich nicht! Ehrlich. Ganz egal, wie unmöglich du dich benimmst …« Er rang nach Atem, und sein Gesicht wurde bleich wie eine geschälte Kartoffel.
»Nein, ich meine, hau mir dein ›Aber‹ um die Ohren, was immer es ist«, prustete ich und warf einen verstohlenen Blick zu Clio, die sich alle Mühe gab, nicht loszulachen. Sie hatte die Hand in Kümmerchens Strass-Halsband gehakt.
»Meine Güte«, murmelte Jarvis und hielt sich die Faust vor den Mund, entsetzt, als ihm klar wurde, was seine Worte impliziert hatten.
»Netter Witz, Jarvis«, sagte ich und bedachte ihn mit dem breitesten, zahnreichsten Grinsen, dass ich zustande kriegte. Er schüttelte nur zerknirscht den Kopf. Kurz darauf blickte er mit gefasster Miene auf.
»Ich schätze, es ist eigentlich nur ein kleiner Gefallen«, fing er zögerlich an, »aber es würde mir ungeheuer viel bedeuten.«
Ich wartete und überlegte, was für ein Gefallen Jarvis klein erscheinen würde, für mich jedoch die reinste Tortur wäre.
»Ich würde gerne mit jemandem bekannt gemacht werden.«
Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen.
»Mit jemandem bekannt gemacht?«, fragte Clio, die offenbar genauso überrascht wie ich über
Weitere Kostenlose Bücher