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Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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weitere ähnliche Attacken verwundbar machte.
    Soweit ich das beurteilen konnte, war eine demokratische Herangehensweise an den Tod theoretisch eine nette Idee, aber wenn es den Leuten unter einem nach Macht gelüstete, dann konnte man sie nicht von dem Versuch abhalten, sie an sich zu reißen -ganz egal, wie egalitär man sich sein System vorgestellt hatte.
    Wie dem auch sei, mein Vater beschränkte sich mit seinen Umgestaltungsmaßnahmen nicht auf die innere Funktionsweise des Fegefeuers. Er brachte auch das Gebäude selbst auf den neuesten Stand. Er ließ die Totenhalle völlig modern einrichten, baute einen ganz neuen Flügel mit Büros für die leitenden Angestellten und richtete sogar eine Cafeteria ein, die so groß war, dass sich dort alle Angestellten der Jenseits GmbH gleichzeitig aufhalten konnten. Außerdem beschränkte er die Nutzung des Fegefeuers auf Firmenangelegenheiten.
    Bevor er als neuer Tod eingesetzt worden war, hatte man das Fegefeuer parallel als eine Art Gefängnis verwendet, wo man Seelen, über die noch kein Urteil gefällt worden war, so lange verwahren konnte, wie es dem Tod passte. Damals gab es noch kein Habeas Corpus, und mein Dad, der sein Menschenleben in Amerika gelebt hatte, fand das verdammt bescheuert. Er wusste, wie weit es kommen konnte, wenn man Seelenrechte verletzte (man denke nur an die Sklaverei!), und er war nicht bereit zuzulassen, dass diese Praxis im Fegefeuer fortgesetzt wurde. Sobald er die Leitung des Jenseits übernommen hatte, ließ er sofort alle Gefangenen frei, die dort unrechtmäßig einsaßen, und schickte sie direkt vor Gericht, von wo aus sie in den Himmel oder die Hölle kamen. Heutzutage hielt man im Fegefeuer nur noch hochrangige politische Gefangene fest – aber erst, nachdem ein unabhängiges Gericht ohne Verbindungen zum Fegefeuer sie abgeurteilt hatte.
    In Anbetracht dessen, was mein Vater seit seinem Amtsantritt alles vollbracht hatte, war es ziemlich offensichtlich, dass er ein außergewöhnlicher Bursche war. Ich wünschte, ich könnte behaupten, all das oben Genannte schon immer gewusst zu haben, aber ehrlich gesagt erfuhr ich zum ersten Mal durch Jarvis davon, während wir in der Bibliothek meines Vaters saßen und einen Plan ausheckten, um uns in die Totenhalle einzuschleichen und eine sehr wichtige Totenakte zu klauen (und in eine andere reinzulinsen). Clio wusste anscheinend bestens über die Triumphe unseres Vaters Bescheid, denn während Jarvis erklärte, nickte sie die ganze Zeit zustimmend mit dem Kopf.
    Man könnte wohl sagen, dass ich mich eine ganze Weile nicht auf dem Laufenden gehalten hatte – was auch stimmte –, doch der eigentliche Grund, warum ich so schlecht über das Leben meines Vaters Bescheid wusste, lag darin, dass ich nichts darüber hatte wissen wollen. Während meiner Kindheit war ich mir meines Erbes bewusst gewesen, ohne dass es mich besonders interessiert hätte, und als Teenager hatte ich größte Anstrengungen unternommen, diesen Aspekt meines Lebens so tief in meinem Unterbewusstsein zu vergraben, dass er für mich praktisch nicht existiert hatte.
    Auf die Frage hin, was mich dazu bewegt hatte, mich von meiner Familie loszusagen, hätte ich wohl erwidert, dass ich mit angesehen hatte, wie meine beiden besten Freundinnen bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, und dass ich die Unsterblichkeit danach nicht mehr gewollt hatte – ewig Leben, während alles, was man kennt und liebt, stirbt? Lieber nicht. (Diesen Erklärungsversuch kennt ihr ja schon.) Aber um mir selbst gegenüber ganz ehrlich zu sein, musste ich nun zugeben, dass die wahre Antwort wohl tief in meiner Psyche begraben lag. Die Wahrheit verdrängte ich schon seit sehr langer Zeit … und das Traurigste daran war, dass ich dieses halbe Leben selbst für mich gewählt hatte.
    Ich hatte sogar diesen dummen Vergessenszauber auf mich genommen, um den übernatürlichen Teil meiner selbst von meinem »normalen« Sein abzugrenzen. So wichtig war es mir gewesen, nichts mit dem »Familiengeschäft« zu tun zu haben. Natürlich hatte ich damals nicht die geringste Ahnung gehabt, dass man mich eines Tages dazu berufen würde, meinen Dad zu retten, ohne dass ich irgendetwas dagegen hätte machen können. Dass man den Vergessenszauber einfach aufheben und mich zwingen würde, mit der Realität klarzukommen.
    Aber wenn ich schon mal ehrlich zu mir selbst bin, dann sollte ich wohl einfach absolut ehrlich sein, oder?
    Tja, wisst ihr, als ich neunzehn war, habe

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