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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Tom ihre nervösen kleinen Gesten nicht sehen konnte. »Eh … habe ich vergessen, meine Rechnungen zu bezahlen?«
    Sein Lachen kam von Herzen und war erfrischend zu hören.
    »Nein. Das war bloß einer meiner lahmen Versuche, humorvoll zu sein«, sagte er. »Liegt mir nicht, schätze ich – obwohl ich wahrscheinlich nie aufhören werde, komisch sein zu wollen. Heute nachmittag hatte ich mir Zeit für einen Spaziergang freigehalten. Und das Wetter macht mit. Aber mein üblicher Partner hat abgesagt. Ich würde trotzdem gern gehen, bloß nicht allein. Du kannst wandern und gleichzeitig reden, oder?«
    Sein üblicher Partner. Das klang ominös, aber sie fragte nicht nach. »Heute – ich weiß nicht. Ich verspreche nichts. Aber einen Versuch will ich gern unternehmen.«
    »Die meisten Wanderer machen immer denselben Fehler: sie schleppen zuviel Zeug mit.« Er zupfte spielerisch an ihrem Schulterriemen, als sie vor ihm auf eine Felskante kletterte. »Es wäre einfacher, wenn dein Rucksack leichter wäre.«
    »Er ist nicht schwer«, protestierte Janie. »Und ich habe nichts Überflüssiges mitgenommen.«
    Im stetigen Rhythmus erklommen sie einen langen, felsigen Abhang, mehr ein Berg als ein Hügel, trügerisch wie die Höhle eines Löwen. Auf der Hinfahrt hatte Tom ihn als »mittelschwere Strecke« beschrieben. Doch stellenweise war der Aufstieg doch schwierig, und Janie mußte sich bemühen, sich festzuhalten. Sie schaute über die Schulter zurück und sah Tom tadelnd an. Er war dicht hinter ihr und lachte versteckt vor sich hin. Sie sah die Heiterkeit auf seinem Gesicht und verspürte einen Moment den Drang, ihm ihren Bergstiefel ins Gesicht zu pflanzen.
    »Findest du das auch komisch, du Witzbold?« sagte sie. »Ich nicht. Du hast ganz eindeutig Spaziergang gesagt.«
    Nachdem sie oben auf der Felsformation wieder festen Halt hatte, setzte Janie sich vor einen Geröllbrocken, lehnte sich zurück und gönnte ihren müden Armen und Beinen Entspannung. Nach einem langen Schluck aus ihrer Flasche schüttete sie sich ein bißchen Wasser ins Gesicht, wischte es mit dem Ärmel ihrer Bluse ab, und da sie schon einmal in der Nähe war, putzte sie sich damit auch gleich die Nase.
    »Puh«, sagte sie und kniff die Augen zusammen, »Schweiß mit Insektensalbe ergibt wirklich eine ekelhafte Kombination.«
    »Auf derartige Erfahrungen hat jeder Mensch von Zeit zu Zeit ein Recht. Wir üben hier also nur unsere Menschenrechte aus.«
    Das Grinsen auf seinem Gesicht war so jungenhaft, daß Janie für einen Moment seine mittleren Jahre – er war ja in ihrem Alter – vergaß. Er hatte sich ein Stirnband um den Kopf gewunden, und sie sah wieder das volle Haar vor sich, das er einst hatte; obwohl ein gründlicher Beobachter schon in seiner Jugend bemerken konnte, daß es eines Tages dünner werden würde. »So sollte der Mensch leben«, verkündete er den Felsen, während er sich mit den Fäusten begeistert an die Brust schlug. »Schweiß und Dreck und Muskelkater!«
    » Igitt. « Janie lachte. »Die Mensch in Crowe nicht! Zeig mir den nächsten Whirlpool.«
    »Später, Weib. Heute mußt du ihn dir erst verdienen.« Er nahm seine eigene Wasserflasche heraus, trank durstig und wischte sich dann ebenso achtlos wie sie vorher mit einem Zipfel seines T-Shirts den Schweiß ab. »So«, sagte er sachlich, »jetzt rede.«
    »Bist du sicher, daß du mich vorher nicht noch ein bißchen mehr foltern willst?«
    »Nein. Du siehst gequält genug aus.«
    »Tja, du hast mich durchschaut.«
    Tom wartete einen Moment und sagte dann: »Das setzt dir alles ganz schön zu, oder?«
    Ein über ihnen kreisender Falke erweckte Janies Aufmerksamkeit. Sie beschirmte ihre Augen und beobachtete, wie er ohne sichtbare Anstrengung nach seiner nächsten Mahlzeit spähte, für die er keinen Koch bezahlen mußte. Neidisch seufzte sie und sah dann wieder ihren lieben, vertrauten Gefährten an. »Ja, es setzt mir zu, in Ordnung. Bruce hat mir vor ein paar Tagen gesagt, ich sollte einfach alles stehen und liegen lassen, und irgendwohin rennen, wo man mich haben will. Vielleicht hat er recht.«
    Tom schnippte sich eine Mücke vom Arm und stieß ein ironisches »Hmph« aus. »Bolivien würde dich nehmen«, stellte er zur Wahl. »Madagaskar auch. Und sogar jemand, der von den Einwanderungsgesetzen sowenig versteht wie ich, könnte dich wahrscheinlich in gewisse zentralafrikanische Länder schleusen. Oder nach Indien, wenn du wirklich verzweifelt bist.«
    »Zu schade, daß ich

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