Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse
Perle. Vorsichtig nahm Alejandro den Ring aus der Dose und drehte ihn im Licht – der grüne Stein funkelte. Die Botschaft des Geschenks war klar.
Aber natürlich hat Königin Philippa einen Favoriten, wußte er von Adele, und er liebt sie ebenso wie sie ihn.
Aber was ist mit ihrem Ehegelöbnis gegenüber Edward?
Er nimmt ihr ein wenig höfische Liebe nicht übel, solange sie diskret ist und er weiß, daß sie nur mit ihm selbst das Bett teilt. Sie und ihre Anbeter tauschen häufig Geschenke aus, um ihre gegenseitige Bewunderung auszudrücken.
Ihm wurde klar, daß er das Zeichen für Elizabeths Wunsch nach solcher Bewunderung in der Hand hielt. Er steckte den Ring an seinen kleinen Finger, den er dann demonstrativ abspreizte. De Chauliacs Federkiel erforderte keine weitere Antwort als einen ergebenen Ausdruck des Dankes. Aber ein Ring … bedeutete mehr. Die Gräfin hatte ihm das Signal gesandt, daß sie zu einem Flirt aufgelegt war.
»Nun?« erkundigte sich Chaucer.
»Ihr müßt Eurer Herrin sagen, daß ihre Freundlichkeit und Hochherzigkeit mich sprachlos machen, ebenso wie ihre Schönheit.«
»Sie wird sehr erfreut sein zu hören, daß sie Euch der Worte beraubt hat. Aber ich denke, sie möchte von Euch auch etwas haben.«
Er beugte sich näher zu Alejandro. »Und wenn Ihr es passend finden würdet, Ihr ein Gegengeschenk zu machen, würde sie es nicht ablehnen, das kann ich euch versichern.«
Alejandro fand, daß Chaucer als Bote in einer solchen Kabale noch sehr jung war. Er warf einen Blick in de Chauliacs Richtung, der mit Zornesfunkeln erwidert wurde. Doch er ließ sich davon nicht erschrecken – und sein Mangel an Besitz sollte ihn auch nicht an einem Austausch hindern, der ihm noch einigen Nutzen versprach.
»Könnt Ihr vielleicht ein Pergament entbehren, Kollege?« bat er bescheiden. »Und eine Feder? Ich möchte ein paar Dankesworte schreiben.«
De Chauliac knurrte mißmutig. Er klatschte einmal in die Hände, und ein Diener erschien. De Chauliac gab den geäußerten Wunsch weiter; sogleich kam der Diener zurück und reichte Alejandro Pergament und Feder. Alejandro wandte sich an Chaucer.
»Schreibt bitte, daß ich es ihr an Großzügigkeit unmöglich gleichtun kann – deswegen unterlasse ich auch jeden Versuch. Aber ich entbiete ihr meine tiefempfundene Bewunderung!«
»Mit Eurer Erlaubnis, guter Doktor, werde ich Eure Worte ein wenig ausschmücken, damit sie sie noch mehr erfreuen. Sie sind doch reichlich trocken für den Geschmack meiner Herrin. Vorausgesetzt, Ihr seid einverstanden.«
»Tut, was Ihr für richtig haltet, Chaucer. Ihr seid der Verseschmied, nicht ich. Ich bin nur der Bewunderer, den die Herrlichkeit der Bewunderten verstummen läßt – und der von Eurem Dienst profitiert.« Er lächelte.
Chaucer legte das Pergament auf den Tisch und beugte sich darüber. Einen Moment dachte er nach, leckte sich dann die Lippen und begann zu schreiben.
Verehrte Elizabeth, schön wie eine Göttin und ebenso großzügig, nehmt meine tiefste Verehrung entgegen! Möge sie als Kerze an Eurer Brust brennen und Euch erwärmen. Bis wir uns wiedersehen, verbleibe ich Euer loyalster Diener und Bewunderer.
»Und wie schreibt man Euren Namen?«
Alejandro diktierte ihn.
Der Page gab ihm das Pergament zur Billigung, und Alejandro nahm den Text zur Kenntnis.
»Es klingt direkter, als ich es geschrieben hätte.«
»Ganz recht, Herr, so gehört es sich.«
»Das wißt Ihr besser als ich, junger Mann … und jetzt ein Geschenk.« Er griff sich in den Nacken und band die schwarze Lederkordel los, die sein Haar hielt. Dann zupfte er sich einige Haare aus, band sie damit zusammen und übergab Chaucer das kleine Bündel. Nun nahm er das Pergament und riß die untere Hälfte ab.
»Sie wird den leeren Raum nicht schätzen, oder? Deswegen werden wir ihn entfernen.« Er steckte das abgerissene Stück in sein Hemd und gab Chaucer den beschriebenen Teil.
»Ihr seid weise, Herr; die Gräfin würde das Blatt gefüllt sehen wollen. Ich werde diese Dinge gleich überbringen«, versprach er.
»Wie wird sie wohl reagieren?« fragte Alejandro.
»Fraglos wird sie den Gruß in ihr Mieder schieben und nahe am Herzen tragen.«
De Chauliac schäumte beinahe, als der junge Chaucer endlich aus der Tür schlüpfte. Sofort ging er auf Alejandro los. »Ist Euch klar, Arzt, daß sie erwarten wird, daß dieser Flirt, den Ihr da eingefädelt habt, sich fortsetzt?«
»Ich sehe nichts Unlauteres dabei; wenn er der Dame
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