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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sie wegschickte«, riet Karle Marcel leise.
    Letzterer schaute argwöhnisch zwischen Kate und Karle hin und her. »Sei es drum!« Er räusperte sich und wies mit der Hand auf die Karte. »Legt uns Eure strategische Meinung dar, Mademoiselle. «
    Sie lächelte nervös und warf Karle einen fragenden Blick zu; als dieser nickte, setzte sie sich auf eine der Bänke. Sie tippte auf eine Stelle nördlich von Paris, ein Dorf namens Compiègne, das Marcel als Sammelpunkt für die bevorstehende Schlacht vorgeschlagen hatte. »Hierher führt nur eine Straße, und wenn Ihr Eurem Feind auf dieser Straße entgegentretet, könnt Ihr Euch nur genauso wieder zurückziehen – es sei denn, Eure Kräfte zerstreuen sich im Wald. Aber wenn sie dazu gezwungen sein sollten, würdet Ihr den Vorteil der Organisation verlieren. Es bliebe Euch lediglich eine zersprengte Truppe von Waldrebellen übrig. Und wenn die Kommandanten des Königs ihr Kriegshandwerk verstehen, werden sie ein Kontingent durch die Wälder und hinter Eure Kräfte schicken, so daß Ihr eingekesselt seid. Ihr werdet keine andere Wahl haben als die Flucht.« Nun ließ sie ihre Augen zu einer anderen Stelle wandern. »Hier«, sagte sie und zeigte auf einen Ort namens Arlennes, »ist eine Stelle, wo drei Straßen zusammenlaufen. Wenn der König Euch einkreisen will, muß er dazu seine eigenen Truppen aufteilen und hat nicht mehr dieselben Vorteile wie in Compiègne.«
    Ihre Augen glitten weiter über das Pergament und verweilten bei einer dünnen blauen Linie. »Ist das ein Fluß oder ein Bach?«
    Sie hatte Marcels ungeteilte Aufmerksamkeit. »Ein Fluß«, glaubte der Provost.
    »Dann kann auch er als Fluchtweg, als Versorgungsweg und als Tränke für die Pferde dienen. Und ehe Ihr in die Schlacht geht, müßt Ihr einen Ort bestimmen, wo Eure Truppen sich neu formieren können; denn wenn der Kampf einmal begonnen hat, wird Chaos herrschen.«
    Marcel saß einige Minuten schweigend da, musterte die Karte und dachte über das nach, was Kate gesagt hatte. »Es scheint«, sagte er schließlich, »daß Alexander der Große in Gestalt eines Mädchens zurückgekehrt ist.« Und an Kate gewandt fügte er hinzu: »Eure Empfehlungen sind sehr vernünftig – wenn ich auch nicht weiß, woher ein Mädchen solche Kenntnisse über die Kriegsführung hat. Ich denke, wir sollten Navarra vorschlagen, ihrem Rat zu folgen.«

    »Die Gräfin hätte mich schon früher geschickt«, erklärte Geoffrey Chaucer in der Vorhalle von de Chauliacs Haus, »aber sie brauchte Hilfe bei ihrer Korrespondenz. Das ist natürlich mein wichtigster Dienst für sie. Sie sagt, ich gäbe ihr immer das Gefühl, eine höchst gebildete Frau zu sein.«
    »Was sie zweifellos zu schätzen weiß«, spöttelte de Chauliac.
    »Ich glaube schon, Herr, denn sie läßt mich beinahe Tag und Nacht schreiben. Aber ich finde keinen Grund zur Klage.« Er lächelte breit und sagte: »Doch nun zu meiner Aufgabe. Sie wollte niemand anderen auf einen so wichtigen Botengang schicken.«
    Er holte zwei kleine Elfenbeindosen hervor, reich verziert mit blumigen Darstellungen von Engeln und Heiligen, und reichte sie jeweils den beiden Ärzten. »Ich soll bleiben, um Eure Reaktion auf diese Gaben zu beobachten und meiner Herrin dann über Eure Aufnahme derselben zu berichten.«
    Die Ihr zweifellos mit blühenden Übertreibungen schildern werdet, dachte Alejandro amüsiert.
    De Chauliac öffnete sein Geschenk als erster: Es enthielt einen feinen Federkiel mit einer goldenen Hülle um den Schaft und eine kleine Phiole encre rouge.
    »Sie bevorzugt diese seltene Farbe, Herr, und hofft, Euch damit zu erfreuen.«
    »Ich bin überaus entzückt!« De Chauliac strahlte. »Es wird eine große Bereicherung meines medizinischen Werkes sein, daß ich wichtige Stellen rot markieren kann. Bitte sagt der Gräfin, daß Ihr Geschenk höchst großzügig ist und mir von großem Nutzen sein wird. Gleich beginne ich mit seiner Verwendung. Ihre Großmut ist – beschämend.«
    Belustigt zog Chaucer eine Augenbraue hoch. »Sie hätte Euch nicht beschenkt, wenn sie nicht dächte, daß Ihr es verdient, Herr.«
    Er wandte sich Alejandro zu, damit auch dieser seine Dose öffnete.
    Alejandro erwartete etwas von ähnlicher Natur, vielleicht ein Siegel, ein Lesezeichen oder eine Feder, wie de Chauliac sie bekommen hatte; statt dessen fand er einen kleinen goldenen Ring mit einem eingravierten E. Rechts von dem Buchstaben befand sich ein einzelner Smaragd, links davon eine

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