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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sehen?«
    Prinz Lionel war fast in Vergessenheit geraten. »Ja, bitte, tut das«, stimmte sie ihm zu. »Ich möchte, daß er bald wieder wohlauf und glücklich ist.«
    »Wir werden unser Bestes tun«, versprach Alejandro. Er öffnete seine Tasche, nahm ein Pergament heraus und rollte es zu einem Rohr zusammen. »Ihr müßt Eure Tunika aufknöpfen, Hoheit«, bat er, »damit ich Euer Herz prüfen kann.«
    »Was hat das Schlagen meines Herzens mit dem pochenden Schmerz in meinem Zeh zu tun?« schnauzte der Prinz.
    »Man kann vieles über den allgemeinen Gesundheitszustand erfahren, indem man das Blut fließen hört. Die Beobachtung aller Lebenszeichen ist für die Diagnose höchst nützlich.«
    Er zog die Decke zurück, die aus Nerz- und Marderfellen bestand und mit feinster Seide gefüttert war. Dann hielt er einen Moment inne und wandte sich an die Gräfin. »Ist es bei Euch üblich, unter Pelz zu schlafen, Madame? «
    »Gelegentlich, Monsieur. Da mein Gatte krank ist, erschien es mir angebracht, ihn warm zu halten.«
    »Aha«, sagte er. »Ich verstehe.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Dürfte ich, ehe wir weitermachen, so kühn sein, mir eine Bemerkung zu erlauben?«
    »Aber gewiß doch«, gestattete die Gräfin.
    »Und einen Vorschlag?«
    Die Gräfin nickte und sagte: »Falls wir Euren Vorschlag vernünftig finden, werden wir ihm vielleicht folgen.«
    Vielleicht, dachte er. Wenn man königlichen Personen Anweisungen gibt, heißt es immer » vielleicht « . Er fuhr fort: »Durch sorgfältige Beobachtung des Schwarzen Todes habe ich festgestellt, daß er seinen Ursprung in Ratten hat.«
    Die Gräfin war einen Moment sprachlos und fuhr dann auf:
    »Aber was hat das mit unseren Decken zu tun?«
    »Nun«, sagte Alejandro, »wenn das Fell auch zweifellos schöner ist, die Tiere, von denen es stammt, sind den Ratten nicht unähnlich.«
    »Allmächtiger! Welch unerfreuliches Thema!«
    De Chauliac trat vor, den Mund schon geöffnet, und wollte eingreifen.
    »Dessen bin ich mir wohl bewußt, Madame « , bestätigte Alejandro, »und ich entschuldige mich untertänigst dafür. Ich habe nicht die Absicht, eine so reizende Dame zu bekümmern, sondern möchte Euch nur dienen.«
    »Und inwiefern dient Ihr mir, wenn ich mich von Pelzen fernhalte?«
    »Ich weiß nicht, wie die Ratten den Wirkstoff der Pest weitergeben. Vielleicht befindet er sich irgendwo im Pelz. Immerhin ist er die äußere Hülle der Tiere.«
    Elizabeth schwieg einen Moment, und ihre Augen hefteten sich auf die Decke. Dann sah sie wieder Alejandro an, und ihr hübsches junges Gesicht wirkte alarmiert. »Glaubt Ihr das wirklich, Herr?«
    »Ich bin fest davon überzeugt.«
    Sie sah de Chauliac an, um dessen Meinung in der Angelegenheit zu erkunden. Dieser räusperte sich mehrfach und sagte schließlich:
    »Mein Kollege hat im Umgang mit dem Schwarzen Tod große Erfolge gehabt. Er ist eine Autorität, der man vertrauen kann. Und ich sollte hinzufügen, daß ich selbst nicht unter Pelz schlafe.«
    »Nun denn«, meinte Elizabeth, »wenn mein Prinz wohl genug ist, sich davon zu trennen, werden wir alle Pelze entfernen und einlagern, bis sie ausreichend gelüftet sind.«
    Alejandro sah sie mit einem dankbaren Lächeln an. »Ich fühle mich geehrt, daß Ihr meine Theorien akzeptiert. Und nun laßt mich nach dem Herzen schauen!«
    Er drückte sein Ohr an das zusammengerollte Pergament und hielt dieses an Lionels Rippen. Der Schlag seines Herzens war stark und stetig. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, hielt er dem Franzosen das Pergament entgegen. »De Chauliac, möchtet Ihr auch?«
    »Unbedingt.« Der Adressierte nahm die Rolle, beugte sich nieder und lauschte.
    »Nun, was sagt Ihr?« fragte Elizabeth ängstlich.
    »Euer Gatte hat ein Herz voller Energie, Madame « , eröffnete Alejandro ihr. »Und ich bin auch der Meinung, daß es recht groß ist. Das verheißt Gutes für seine Gesundheit.«
    »Dem stimme ich zu«, bemerkte de Chauliac wichtigtuerisch.
    »Das Herz ist sehr groß. In der Tat, enorm!«
    »Aber was ist mit meinem Zeh?« ächzte der Prinz.
    Der wird auch groß sein, sagte Alejandro im stillen voraus. »Zu dem kommen wir bald genug«, vertröstete er Lionel. »Aber zuerst müssen wir Eure Leber untersuchen.«
    »Meine Leber?«
    »In der Tat«, echote de Chauliac eifrig. »Es könnte eine übermäßige Ausscheidung von Galle oder sogar eine Verstopfung vorliegen, und ein solches Ungleichgewicht kann den Körper sehr belasten und sich

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