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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Als sie endlich fertig waren, rollte Marcel den Brief sorgfältig zusammen und versiegelte ihn. Er legte ihn auf den Tisch und sagte: »Morgen früh lasse ich einen Boten kommen.«
    Er raffte sein Gewand um sich und ließ sich auf die gepolsterte Bank fallen, wobei eine kleine Staubwolke aufstieg. »Ich glaube, heute haben wir viel geleistet, mehr, als ich zu hoffen wagte. Mit der unerwarteten Hilfe Eurer jungen Dame. Ist ihr Vater ein Krieger?«
    Ihren wahren Erzeuger könnte man leicht so nennen, dachte Karle mit nicht geringer Ironie. Doch seine Antwort lautete:
    »Nein, Arzt.«
    »Nun, dann finde ich ihre Kompetenz um so bemerkenswerter. Ich werde mit meinem besten Wein auf sie trinken. Zur Feier des Plans, den wir festgelegt haben!«
    Er streckte die Hand aus und wollte an der Klingelschnur ziehen, doch Karle hielt ihn zurück: »Nicht für mich, Marcel. Ich habe versprochen, die junge Dame ein wenig an die Luft zu führen.«
    »Die Luft draußen ist nicht besser als drinnen«, protestierte Marcel. »Kommt, setzt Euch und trinkt mit mir.«
    Als Kate aus der Küche erschien, lächelte Karle und legte einen Arm um ihre Schulter. »Vielleicht später. Diese Frau verdient zu bekommen, was sie sich wünscht, nicht wahr?«

    In den dämmrig erleuchteten Straßen wichen sie ständig Abfällen und Unrat aus, die erst am Morgen fortgebracht würden. Endlich erreichten sie de Chauliacs Haus. Karle nahm Kate bei der Hand und geleitete sie um das stattliche Gebäude herum, bis sie die Westseite erreicht hatten. Sie bezogen unter einem kleinen Fenster Stellung, das mit seinem Gitter sicherlich zu dem Zimmer gehörte, in dem Alejandro festsaß.
    Karle legte die Hände um den Mund und stieß einen leisen Eulenschrei aus. Eine Silhouette erschien am Gitter und schaute nach unten.
    »Karle?« ertönte es leise.
    »Hier!« flüsterte Karle. Er legte einen Arm um Kate und führte sie aus dem Schatten. »Und schaut, wen ich mitgebracht habe!«
    » Père! « rief sie froh. »O Père, geht es Euch gut?«
    Sie hörten keine Antwort, sondern ein Zischen in der Luft und dann einen dumpfen Aufprall zu ihren Füßen. Karle bückte sich und hob ein zerknittertes Pergament auf, das um ein Stück Holz gewickelt war. Dann drang aus dem Fenster: »Kommt morgen wieder!«
    Und die Silhouette verschwand.

KAPITEL 20
    »Ihr Antrag auf gesetzlich-freiheitliche Informierung ist bearbeitet und genehmigt worden. Bitte folgen Sie den unten aufgelisteten Anweisungen, damit Sie die gewünschten Dokumente erhalten. Stellen Sie sicher, daß Ihr Identitätschip bereit ist.«
    Janie starrte auf ihre Hand nieder. Dann lachte sie über sich selbst.
    Du kannst den Chip nicht sehen, du Idiotin.
    Weshalb schaute sie sich überhaupt um, als man sie anwies, ihn bereitzuhalten? Ziemlich bekümmert machte sie sich klar, daß sie im Begriff war, zu dem Roboter zu werden, den sie haben wollten.
    Aber im Moment war dieses Verhalten erforderlich, um das zu bekommen, was sie haben wollte – daran führte kein Weg vorbei, wie traurig oder widerwärtig ihr das auch erscheinen mochte. Sie wurde an eine Adresse im GovNet verwiesen, und als sie dort ihre Identität angab, erwarteten sie die Personalakten der Stadt Burning Road und des Bezirks, in dem sie lag – und zwar aus dem Zeitraum zwei Jahre vor den Ausbrüchen bis zwei Jahre danach. Und dann kam das unerwartete Wunder – als sie die aktuellen Wählerverzeichnisse durchging, stellte sie fest, daß die Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes, die in der fraglichen Zeit das Büro leitete, durchaus noch lebte.
    Sie waren in Scharen gestorben, genau wie die Ärzte, Mütter und Priester in Alejandros Pesttagebuch aus dem vierzehnten Jahrhundert. MR SAM in offizieller medizinischer Funktion überlebt zu haben war in etwa so, als hätte man mit einem Trupp Soldaten eine Sondermission durchgeführt und sei ungefähr als einziger zurückgekehrt. Es erweckte immer Zweifel, gefolgt von unausgesprochenen Anschuldigungen. Die betreffende Frau wohnte nicht mehr in der Nähe des Camps – überrascht mich nicht, dachte Janie, vermutlich hat man sie von dort verjagt –, aber sie war an einen Ort gezogen, der kaum eine Autostunde von Janies eigenem Zuhause entfernt lag.
    Wenn sie selbst hinfuhr, würde sie vermutlich mehr erfahren als durch einen Anruf oder einen Brief. Sie überlegte, wieviel Benzin ihr noch blieb; höchstwahrscheinlich würde es nicht bis zum Jahresende reichen.
    Dann werde ich eben zu Fuß gehen oder den Bus nehmen,

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