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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Küssen zu bedecken. Karle, behütet sie gut – Ihr habt mir Euer Wort gegeben! «

    Kate drückte den Brief an ihr Gesicht und weinte. »O Père … wir müssen sofort antworten.«

    »Dieses Zeichen versinnbildlicht das Feuer am Himmel, das dem Menschen und allen Tieren den Lebensfunken einbläst«, dozierte Flamel, »und das« – er zeigte auf ein dreiteiliges Symbol – »wendet sich an den Vater, Sohn und Heiligen Geist. Sie werden hier als roter Stein, weißer Stein und elixier vitae dargestellt.« Er fuhr mit dem Finger über die Zeichnung. »Seht Ihr, wie diese Ringe sie in göttlicher Einheit verbinden?«
    »Aber wie ist das auf das Werk der Transmutation anzuwenden?« fragte de Chauliac. »Wenn es sich nur um eine andere Zusammensetzung der Elemente handelt, warum ist dann ein solcher Umstand nötig?«
    »Ah«, sagte Flamel, »es geht nicht einfach um eine andere Zusammensetzung, sondern es ist ein Akt der Schöpfung. Diese ersten Schritte sind die wichtigsten von allen, denn ohne himmlische Zustimmung kann kein Mensch leisten, was von seiner Natur her in den Plan der Vorsehung fällt. Wann immer der Mensch versucht, eine solche Aktivität zu entfalten, muß er zuerst um die Zustimmung des Schöpfers bitten, um ihn nicht zu beleidigen. Sonst kann der Prozeß nicht gelingen.«
    De Chauliac war fasziniert. »Und woher weiß man, ob die Zustimmung erfolgt ist?«
    »Gott sendet natürlich ein Zeichen.«
    »Und auf welche Weise?«
    »Das läßt sich nicht vorhersagen. Es ist jedesmal anders. Jeder, der die Kunst des Wissens praktiziert, muß unablässig und freiwillig beten, um zu entdecken, was Gott von ihm will – erst wenn er diese köstliche Erkenntnis errungen hat, wird er auch das Zeichen erkennen: einen Feuerblitz, eine Veränderung des Wassers, Stürme in der Luft, ein Beben der Erde! Diese vier Elemente standen immer unter Gottes Kontrolle, und Er kann sie lenken, wie es Sein Wille ist. Und so benutzt Er sie, um dem Menschen seine eigenen Kräfte begreiflich zu machen, und das Werk beginnen zu lassen. Unter der Anleitung Unseres Herrn kann er lernen, wie man den Wind fängt, sich die Erde zu eigen macht, das Feuer entzündet, das Wasser zähmt. Dann sind alle Dinge möglich.«
    Rings um den Tisch herrschte Schweigen, während jeder der Männer im stillen über das nachdachte, was er vor sich hatte. Die Kerzen flackerten, als de Chauliac behutsam die sieben Seiten des ersten Teils der Handschrift umblätterte – Seiten, die bereits mit Alejandros Schrift bedeckt waren. Am Ende dieses Teils kam er zu einem Bild, zart in den Farben und mit Gold verziert; die Schönheit der Darstellung entsprach allerdings nicht ihrem üblen Inhalt. Eine Jungfrau verschwand im Schlund einer gräßlichen, bösartig aussehenden Schlange, und auf ihrem winzigen gemalten Gesicht wirkten der Schmerz und das Entsetzen über ihr schreckliches Schicksal höchst lebendig.
    »Kollege«, erkundigte sich de Chauliac bei Alejandro, »was bedeuten die Worte rings um diese Zeichnung?«
    Alejandro hatte den Text der Seite übersetzt, die Kommentare zu der Zeichnung aber ausgelassen. Rasch sah er sich die hebräische Schrift an. »Ein oder zwei Wörter verstehe ich davon«, erwiderte er, »aber der Rest muß bedacht werden. Ich werde daran arbeiten müssen, um den Sinn zu entziffern.«
    »Wie lange?«
    »Um diese Zeile zu übersetzen? Eine oder zwei Stunden vielleicht. Aber ist es sinnvoll, wenn es zwei Teile des Manuskripts gibt, die noch nicht entschlüsselt sind und die jeweils ein eigenes Bild haben?« Er blätterte die folgenden Seiten um, bis er zum Bild derselben gräßlichen Schlange kam, die an ein Kreuz genagelt war.
    »Was mag dies bedeuten?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht.« Flamel duckte sich erschrocken. Er faltete die Hände und murmelte ein kurzes Gebet. »Aber Gott in Seiner Weisheit wird es zu gegebener Zeit enthüllen!« Er wandte sich an Alejandro und sagte mit feierlicher Stimme: »Euch hat Er als Werkzeug Seiner Offenbarung erwählt. Dessen bin ich gewiß. Deswegen hat Er diesen Schatz in Eure Hände gelegt.«
    »Preiset den Himmel!« flüsterte de Chauliac. »Das ist eine Ehre, Kollege, eine sehr große Ehre!«
    Die Worte eines alten Juden zu entschlüsseln, damit Christen die darin enthaltene Weisheit verwenden können, eventuell sogar gegen die Juden? Eine qualvolle Ehre, eine Bürde! Die Schlange an diesem Kreuz hin ich, dachte er. Ich werde der kriechende Verräter meines Volkes sein!
    Doch wenn ich es

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