Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
Schluß zu kommen. Aus irgendeinem Grunde befällt sie Frauen stets heftiger als Männer. Das müßt Ihr der Gräfin erklären.«
    »Unter gar keinen Umständen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich kein Wort davon glaube.«
    »Ich bitte Euch, Kollege – begegnet ihr freundlich. Wenn Ihr diese Freundlichkeit nicht in Euch findet, dann seid Ihr nicht der überragende Arzt, für den ich Euch gehalten habe. Man muß immer einfühlsam sein und Mitleid mit denen haben, die schwächer sind als man selbst – vor allem mit Damen.«
    »Ihr könnt mich nicht überzeugen.«
    »Dann muß ich meine Arbeit zurücklassen und Euch begleiten. Sonst wird sie nur von neuem nach mir schicken, weil sie mit Euren Bemühungen nicht zufrieden ist. Ihr werdet ihr sagen, daß sie an einem bloßen Unwohlsein leidet, das mit Ruhe zu heilen ist. Und am nächsten Tag wird sie Euch mit derselben Klage wieder holen lassen.«
    De Chauliac sah höchst mißmutig drein, stimmte aber schließlich zu. »Dann kommt. Laßt es uns rasch erledigen!«

    Sie wurden in das Privatgemach der Gräfin geführt, in dessen Mitte ein riesiges Bett mit Baldachin und auf allen vier Seiten geschlossenen Vorhängen stand. Die Dienerin, die sie hineinführte, griff nach dem Vorhang, raschelte damit und sagte dann: »Madame?«
    » Oui? « Ihre Stimme klang schwach und hinfällig.
    »Die Ärzte sind eingetroffen.«
    Man hörte einen unterdrückten Seufzer der Erleichterung. »Oh, der Himmel sei gepriesen!«
    »Soll ich den Vorhang aufziehen?«
    »Einen Augenblick noch.«
    Sie hörten kurz das Rascheln von Stoff und dann die Stimme der Gräfin: »Jetzt könnt Ihr öffnen.«
    Die Dienerin tat wie geheißen und enthüllte Elizabeth, die auf mehrere Kissen gestützt dalag. Ihr Haar war offen, und sie trug ein dünnes Seidenhemd, das am Hals zusammengebunden war. Dramatisch legte sie sich eine Hand an die Stirn und schloß die Augen.
    »Oh, Dank allen Heiligen, daß Ihr endlich gekommen seid!« stöhnte sie. »Ich habe den Vormittag elend zugebracht und einfach nicht die Kraft, mich zu erheben.«
    »Beruhigt Euch nur, Madame«, bat Alejandro. Er näherte sich dem Bett und zeigte auf die Kante. »Darf ich?«
    »Bitte«, sagte sie, »setzt Euch.« Sie klopfte mit der Hand auf das Bett.
    Er setzte sich und ergriff eine ihrer Hände. »Eure Hand ist feucht, liebe Gräfin«, bemerkte er.
    »Noch ein Symptom! Ach, dieser Kummer! Was mag mir nur fehlen?«
    Tröstend tätschelte er ihre Hand. »In Kürze werden wir wissen, was Euch Beschwerden verursacht – und die notwendige Behandlung einleiten.«
    »Ach, gäbe es doch eine solche Behandlung!«
    De Chauliac räusperte sich ungeduldig und sagte: »Teure Gräfin, ich glaube, Ihr seid bei meinem Kollegen in guten Händen. Ich werde nach Prinz Lionel sehen, um festzustellen, welche Fortschritte sein Zeh macht, während Doktor Hernandez sich in aller Ergebenheit um Euch kümmert! Vorausgesetzt, Ihr habt nichts dagegen, von nur einem Arzt behandelt zu werden.«
    Elizabeth hob den Kopf vom Kissen und sah de Chauliac an, der mit langen Schritten den Raum durchmaß. »Ihr seid sehr besorgt um meinen Gatten, guter Herr. Wie dankbar er sein wird zu erfahren, daß Euer erster Gedanke ihm gegolten hat! Geht nur zu – wir werden versuchen, irgendwie ohne Euch zurechtzukommen.«
    Alejandro grinste seinen Kollegen an. » Irgendwie. «
    Sobald der französische Arzt mit wehendem Gewand davongerauscht war, wandte Alejandro sich wieder der Gräfin zu. »So, wiederholt mir noch einmal Eure Beschwerden!«
    Sie atmete aus. »Oh, ich leide unter schrecklichster Lethargie. Ich liege im Bett und bin unglücklich, ohne zu wissen warum, und kann mich nicht überwinden aufzustehen. Mein Herz fühlt sich an, als habe es mich gänzlich im Stich gelassen.«
    »Dann werde ich zuerst Euer Herz untersuchen müssen.« Mit einem ermutigenden Lächeln streckte er die Hand aus und löste die Schleife an ihrem Hals. Das Hemd öffnete sich und gab ihr zartes Schlüsselbein frei. Er ließ seine Augen über ihre weiße Haut wandern und sagte: »Ihr übertreibt nicht. Ihr seid so bleich wie die feinste Perle.«
    Er nahm die Pergamentrolle aus seiner Tasche, drückte sie an ihre Brust und horchte sie einen Moment ab. »Mir scheint, ich kann nicht hören, was ich hören muß«, sagte er mit gespielter Unzufriedenheit. »Manchmal ist es am besten, das Ohr direkt aufs Herz zu legen, dann nimmt man seinen Schlag deutlicher wahr.« Er schaute ihr in die Augen. »Das aber werde ich nur

Weitere Kostenlose Bücher