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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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vorhersagen.«
    »Vielleicht nicht.«
    »Stell dir vor, wie die Eltern dieser Jungen aus dem Camp sich jetzt fühlen müssen. Ihre Söhne haben die Ausbrüche alle überlebt. Vermutlich dachten sie, sie wären aus dem Schneider.«
    »Ist man jemals aus dem Schneider, wenn man Kinder hat?«
    »Nein«, sagte sie leise.

    Janie saß auf ihrer Bettkante zwischen den beiden Gegenständen, die den Rest ihrer Nacht ausfüllen würden. Beide verlangten ihre Aufmerksamkeit; aber sie saß einfach da, dachte nach und ignorierte ihre Verpflichtungen.
    »Tut mir leid, Leute«, sagte sie, als könnten ihr leerer Koffer und Virtual Memorial sie hören oder verstehen. »Ich möchte keinen von euch beiden vernachlässigen, aber das ist gar nicht so einfach.«
    Endlich stemmte sie sich vom Bett hoch und ging an ihren Kleiderschrank. Sie nahm die schwere Aufgabe in Angriff, darüber zu entscheiden, was gerade genug und was zuviel sein würde für ein Land, wo die Temperatur von einem Tag zum anderen extrem schwankte. Die Frau aus dem Reisebüro hatte ihr eine Broschüre mit Hinweisen und Vorschlägen gegeben, doch die zu befolgen schien zu kompliziert.
    Elender Mist, dachte sie, ich packe einfach alles ein, was ich besitze. Soll doch jemand am Flughafen entscheiden, was dableibt! Früher einmal hätte sie mitnehmen können, was sie wollte, solange sie dafür bezahlte. Aber jetzt war alles vorgeschrieben.
    Mit einem Arm voller Kleider kam sie zum Bett zurück und legte sie ab. Dann ging sie zu V. M. und tippte ein paar weitere Punkte der Liste dessen ein, was sie in Big Dattie suchen wollte, wenn sie aus Island zurückkam. Die Liste wurde mit beunruhigender Geschwindigkeit länger. Aber sie hatte nur dreißig Minuten Zeit für diese Eingabe und die Aufzeichnung ihrer letzten Tätigkeiten.
    »Okay, mehr Aufmerksamkeit kann ich dir heute nicht widmen«, sagte sie zu V. M. »Aber ich verspreche, das wird bald wieder besser. Solange ich weg bin, gebe ich dich deinem anderen Elternteil zurück.«
    Übrigens mußte sie diesem anderen Elternteil noch mitteilen, daß sie einen Rundgang durch Big Dattie plante und deren geheimnisvolle »Agentur« das zahlen sollte.
    Sie sandte eine E-mail an Kristina. Bringen Sie die Leine mit, schrieb sie, nachdem sie alles andere übermittelt hatte. Sie sind an der Reihe, den Hund spazierenzuführen.

KAPITEL 21
    Karle wartete, bis sie wieder sicher in ihrer kleinen Kammer waren, ehe sie den Brief lasen, den Alejandro aus seinem vergitterten Fenster geworfen hatte. Er wickelte das Pergament von dem Stück Holz ab, während Kate ihm ängstlich über die Schulter sah.

    Ich bin gesund und wohlgenährt, aber meiner Gefangenschaft von Minute zu Minute müder. Ständig werde ich bewacht und sehe keine Möglichkeit, aus diesem Haus zu entkommen. Das Zimmer, in dem ich festgehalten werde, ist klein, aber angemessen ausgestattet und geradezu luxuriös im Vergleich zu den armseligen Hütten, die wir kennengelernt haben. Aber ich mag es gar nicht genießen, solange wir getrennt sind.
    De Chauliac ist zu meinem Schatten geworden; er läßt mich selten aus den Augen und folgt jedem meiner Schritte, wenn nicht physisch, dann mit seinen Blicken. Seine ständige Wachsamkeit erscheint mir noch einengender als die körperliche Haft in diesem Haus. Aber ich denke an Wege, von hier zu entkommen. Ich habe einen freundschaftlichen Flirt mit Elizabeth, Gräfin von Ulster, begonnen, die die Ehefrau des Prinzen Lionel ist …

    »Du meine Güte!« keuchte Kate. »Lionel ist mein Halbbruder!«

    »… mit der Hilfe ihres Pagen, eines Jungen namens Geoffrey Chaucer, der mir ein Geschenk von ihr überbracht und meine Danksagung mit zurückgenommen hat. Er ist ein geistreicher Bursche und amüsiert sich gern; vermutlich kann ich ihn zu einer Verschwörung verlocken, weil er schlicht Freude daran hat. Wenn ich es arrangiert habe, werde ich Euch durch ihn eine Nachricht zukommen lassen – ich werde ihn irgendwie davon überzeugen, daß das zu meiner Tändelei mit der Gräfin gehört.
    Pergament scheint in diesem Hause teuer, und de Chauliac wird argwöhnisch, wenn ich welches verlange. Falls möglich, antwortet auf einem Bogen mit einer leeren Seite – ich werde das Fenster offen lassen, Ihr braucht den Brief also nur durch das Gitter zu werfen. Kommt spät in der Nacht, damit Ihr nicht entdeckt werdet. Kate, mein geliebtes Kind, bleibe gesund und gib auf Dich acht. Ich sehne mich danach, Dich zu umarmen und Deine süßen Wangen mit

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