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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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nicht tue, wird sich ein anderer daranmachen, und ich verliere jede Möglichkeit, das Schicksal dieser Worte zu lenken. Ein ode r zwei oder zehn könnten falsch übersetzt werden, und dann würde keine der Formeln wirken … bis dieser Band wieder in die Hände eines Juden fällt und korrigiert wird.
    Flamels Augen funkelten vor Erregung. »Könntet Ihr mir einen Hinweis geben, wie lange es dauern wird, bis Ihr Eure Arbeit an den beiden folgenden Teilen beendet habt?«
    »Zwei Wochen vielleicht, oder auch länger, je nachdem, wie ich vorankomme.«
    Zuerst schien Flamel enttäuscht, doch nach und nach hellte sich seine Miene auf. »Ich habe viele Jahre darauf gewartet, diesen Schatz zu finden; da kommt es auf ein paar Tage auch nicht mehr an.« Dann wurde sein Gesichtsausdruck nüchtern. »Diese Zeit werde ich nutzen, um mich darauf vorzubereiten, als Schöpfer vor Gott zu treten, wenn es Ihm gefällt. Heute abend beginne ich mit dem Beten!«

    Es war vielleicht Marcels bisher längster und detailliertester Brief; als Charles von Navarra ihn zu Ende gelesen hatte, saß er am Feuer und dachte über seinen Inhalt nach. Daß die Pariser Kräfte zu einer Entscheidung darüber gelangt waren, wo der Aufstand stattfinden sollte, bedeutete das Ende aller Ungewißheit. Karle würde in den nächsten Wochen seine Leute sammeln, nach besten Kräften ausstatten und unterrichten, sich wie Krieger zu benehmen – nicht wie die stinkenden, feigen Bauern, die sie waren. Er las den Brief ein zweites Mal, prägte sich die wichtigsten Abschnitte ein und warf ihn dann ins Feuer. Zischend schrumpfte das Pergament zusammen und verbreitete einen unchristlichen Gestank.
    »Marcel hält es für am besten, sich in Compiègne zu sammeln«, teilte er Baron de Coucy mit. »Und das werden wir befolgen.«

    »Die Gräfin Elizabeth bittet um Euren Besuch«, überbrachte Chaucer seinen Auftrag. »Sie fühlt sich unerklärlich schwach.«
    Mit einem langen Seufzer antwortete de Chauliac: »Dann werde ich binnen einer Stunde aufbrechen.«
    »Sie möchte auch Doktor Hernandez sehen.«
    »Ich fürchte, er ist mit der Arbeit an der Übersetzung beschäftigt und hat keine Zeit.«
    »Die Gräfin wird äußerst bekümmert sein, das zu hören, Herr. Aber wenn es unmöglich ist, wird sie es natürlich hinnehmen müssen.« Er griff in die Tasche seines Umhangs und zog ein versiegeltes Pergament heraus. »Würdet Ihr so freundlich sein, dem guten Arzt diese Nachricht auszuhändigen? Sie beschreibt ihre Symptome. Vielleicht könnt Ihr miteinander konferieren, bevor Ihr losreitet, und ihr dann mitteilen, was Euer Kollege von ihrem rätselhaften Zustand hält.«
    De Chauliac nahm das Pergament entgegen. »Sehr gern«, zeigte er sich erbötig. »Ich werde den Brief unverzüglich an ihn weiterleiten.«
    Sobald Chaucer gegangen war, schlüpfte er in seine Bibliothek und erbrach das Siegel.

    »Seht Ihr? Ich sagte Euch, daß es so kommen würde. Jetzt werden wir jeden Tag aufgefordert werden, uns zu diesen wehleidigen Engländern zu begeben und uns um ihre eingebildeten Beschwerden zu kümmern. Ihr werdet keine Zeit für Eure Arbeit haben.«
    Alejandro las den Brief, sah dann de Chauliac an und lächelte.
    »Die Arbeit kann warten.« Vorsichtig schloß er Abrahams Buch.
    »Sie wird noch dasein, wenn die Gräfin, Ihr und ich längst zu Staub geworden sind. Und ganz aufrichtig, Kollege, für mich hören sich diese Symptome nicht eingebildet an. Sie beschreibt anschaulich und ungewöhnlich plausibel, wie ich sagen muß, Blässe, Appetitmangel, Kurzatmigkeit, allgemeine Melancholie – das sind Symptome der Liebeskrankheit.«
    »Seit wann ist die Liebe eine Krankheit?«
    »Das war zu allen Zeiten so, de Chauliac. Liebe ist ein Leiden von Seele und Geist, nicht von Körper und Verstand, wenn sie sich auch durch Schwäche, allgemeine Störungen des Körpers und Verwirrung des Gehirns manifestiert. Habt Ihr das nie erlebt?«
    »Nicht so, daß die Liebe meinen Körper ihrem Willen unterworfen hätte.«
    Alejandro lächelte zynisch. »Wie schade! Es sollte von allen Ärzten verlangt werden, mindestens einmal geliebt zu haben – damit sie die Symptome dieses Gefühls von noch gefährlicheren Krankheiten unterscheiden können.«
    De Chauliac zog eine Augenbraue hoch und schnaubte: »Liebe ist eine gefährliche Krankheit, und ein Weiser meidet sie, denke ich!«
    »Nur jene, die ihre Süße nicht ahnen. Aber darüber könnten wir ad infinitum debattieren, ohne jemals zu einem

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