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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Tauben mehr.
    Endlich! Man hat sie gegessen! dachte er erfreut.
    Schließlich überquerten sie die zugefrorene Seine zu de Chauliacs Haus in der Nähe der Universität. Als Alejandro durch das schwere Portal trat, spürte er zum erstenmal seit vielen Monaten richtige Wärme.
    Sie wurden sofort in getrennte Zimmer geführt, und darin fanden sie alles, was für ein anständiges Leben nötig war – wieder erwies sich de Chauliac als rücksichtsvoller Gastgeber. Sauberes Wasser, frische Kleider, Bürsten für die Zähne, Kämme und Bänder für Kates Haar – alles war mit erlesener Sorgfalt ausgebreitet. Während Alejandro sich wusch und anzog, die Gedanken endlich frei von der Sorge um das nackte Überleben, begann ein ungewohntes Gefühl in ihm aufzusteigen, ein Empfinden von Dringlichkeit und Angst vor der Aufgabe, die zu erfüllen man ihn gerufen hatte.
    Konnte er das noch einmal tun? Letztes Mal, als er die Pest besiegt hatte, war es seine eigene Krankheit und Kate noch sehr klein gewesen. Sie hatte mit ihrer Willenskraft für ihn getan, was er bei Adele nicht geschafft hatte: In seinem Delirium zwang sie ihn, den gräßlichen Trank zu schlucken, der seine einzige Hoffnung auf Heilung war. Mit ihren kleinen Händen hatte sie seinen Mund und seine Nase zugehalten, bis er nur noch die Wahl hatte, entweder zu schlucken oder zu ersticken. Und obwohl ihm der Tod damals vielleicht willkommen gewesen wäre, schluckte er doch. Er hatte überlebt, und in den Jahren seither hatte das Mädchen diesen Moment immer als einen der schwierigsten ihres Lebens beschrieben, schwieriger noch als der, in dem sie zusehen mußte, wie ihre Mutter der Krankheit erlag.
    Sollte sie abermals solch eine Kalamität durchmachen, wo doch ihre Niederkunft so nahe bevorstand?
    Nein, dachte er entschieden, das kann ich nicht zulassen.
    Und darum sagte er ihr, als sie sich im Vestibül wieder trafen, sie müsse bei de Chauliac zurückbleiben.
    » Père! Niemals!«
    »De Chauliac, überzeugt Ihr sie von ihrer Torheit. Sagt Ihr, daß sie hier bei Euch bleiben muß.«
    »Das würde ich ja, Kollege, aber meine Worte wären vergeudet – denn ich selbst habe nicht die Absicht, Euch allein gehen zu lassen.«

    Schweigend wurden sie durch das Schloß geführt. Alejandro hatte beinahe das Gefühl, vor Schuldgefühlen zu schrumpfen, als er das vertraute Gebäude durchschritt, und er fürchtete die Wiederbegegnung mit der Gräfin. Seine erste Geste müßte mit Fug und Recht darin bestehen, vor ihr auf die Knie zu fallen und für die Falschheit seiner Liebe um Vergebung zu bitten.
    Aber war sie falsch gewesen? Nicht gänzlich, hatte er sich eingestanden. In einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, unter anderen Umständen wäre ihre kleine Tändelei vielleicht aufgeblüht; denn er empfand Elizabeth als angenehme Gefährtin, lebendig und herzlich. Sie war geistreich, hatte einen scharfen Verstand, und der Klang ihrer Stimme gefiel ihm ausnehmend. Außerdem wollte er sie nicht verletzen.
    Aber sie war keine Adele und würde es nie sein.
    Seine Sorge vor diesem Treffen erwies sich als grundlos, denn das Schloß schien verlassen. Außer dem einen, der sie führte, waren wenige Dienstboten anwesend, und als sie die Tür zu dem Raum öffneten, wo der kleine Junge in seinem Bett lag, wandte sich der Diener rasch zum Gehen. Alejandro faßte ihn am Handgelenk und sagte: »Wir werden verschiedenes nötig haben. Ihr braucht nicht einzutreten, sondern die Dinge nur vor die Tür zu stellen. Kommt unbedingt, wenn wir läuten, sonst leidet das Kind unnötigerweise noch mehr; dann werde ich dafür sorgen, daß Eure Herrin erfährt, wer sie im Stich gelassen hat.«
    Sie banden sich Tuchmasken, die de Chauliac mitgebracht hatte, vor die Gesichter, traten ein und schlossen schnell die Tür hinter sich. Sofort überfiel sie der Geruch der Pest, und Alejandro riß als erstes die Fenster auf, um etwas frische Luft zum Atmen einzulassen. Sie fanden den Jungen unter der Nerzdecke in seinen verschwitzten Nachtkleidern, von seinen eigenen Exkrementen besudelt – denn niemand, nicht einmal seine Mutter, wagte sich nahe genug an ihn heran, um ihn zu pflegen. Alejandros Herz schmerzte vor Mitgefühl mit dem Knaben, dessen Hals geschwollen und dunkel und dessen Augen angstvoll aufgerissen waren. Umgeben von Fremden, würde er jetzt einem Vorgang unterworfen werden, der ihm wie eine grausame Tortur erscheinen mußte.
    Alejandro warf die Pelzdecke zu einem Bündel in die Ecke, zog die

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