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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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kalten und sonnigen Morgen im Spätwinter, als die Luft viel wärmer und die Eiszapfen viel kleiner hätten sein sollen, ertönte an der Tür ein Klopfen, das sich irgendwie von den übrigen unterschied. Es klang fester – mit einer gewissen Kraft ausgeführt. Die Bauern, die seine Hilfe suchten, klopften stets in aller Demut, da sie ja kaum mehr taten als betteln. Doch dies war nicht das Klopfen eines elenden Kranken. Zum erstenmal seit langem griff Alejandro nach seinem Messer, bevor er öffnete.

    Das Klopfen ertönte erneut, noch lauter diesmal, und Kates Gesicht verriet Unruhe. Ihre Stunde ist so nahe, dachte Alejandro; bitte laß es keinen Räuber sein oder einen Ritter, der noch mehr plündern will …
    Mit dem Messer in der Hand schob er den hölzernen Riegel zurück und öffnete die Tür nur einen Spalt. Draußen stand ein großer Mann in einem dunklen Reitumhang, eine massige schwarze Gestalt vor dem Grauweiß des Schnees. Da die Sonne hinter dem Fremden schien und Alejandro wegen seiner Unterernährung schlecht sah, erkannte er das Gesicht des Mannes nicht.
    »Arzt?« hörte er.
    Die Stimme war ihm vertraut, aber in seiner Benommenheit wußte er auch sie nicht einzuordnen.
    Dann kam: »Kollege?«
    Alejandro wäre beinahe ohnmächtig geworden.
    Ihr seid hier nicht willkommen, hatte Alejandro gesagt, als er versuchte, die Tür zuzuschlagen.
    Aber de Chauliac hatte sich mit der Schulter gegen die Tür gestemmt und sich ins Haus gedrän gt. Er war seinem geschwächten Kollegen sowohl an Kraft als auch an Willen überlegen.
    Willkommen bin ich nicht, aber ich werde gebraucht.
    Jetzt sah der Franzose in schweigender und schuldbewußter Verlegenheit zu, wie Alejandro über die Nahrungsmittel weinte, die er aus Paris mitgebracht hatte, und sie dem erbärmlich dünnen, hochschwangeren Mädchen reichte, das jedes Bröckchen verschlang wie ein ausgehungertes Tier.
    Nachdem er auch selbst seinen Hunger gestillt hatte, dachte der Jude einen Moment daran, seinen Besucher anzugreifen und ein für alle Male niederzumachen. Aber er war klug genug zu erkennen, daß seine Kräfte das nicht zuließen, und vernünftig genug, von einem so gewalttätigen Verlust Abstand zu nehmen.
    Also fragte er nur: »Wie habt Ihr mich gefunden?«
    »Ich wußte seit dem Tag, an dem Ihr herkamt, wo Ihr wart. Unter Euren Soldaten befand sich ein Spion. Einer der Wachmänner, die Ihr so von Herzen verachtet und so schlau überlistet habt. Aber Ihr habt ihn nicht bemerkt; der Mann hat sich unter Euren Tausenden sehr diskret bewegt. Und Ihr wart ziemlich beschäftigt, das hat er jedenfalls berichtet.«
    »Und ist er …?«
    »In der Schlacht umgekommen? Beinahe. Aber Eure Tochter hat sich seiner angenommen, und er hat überlebt.« Er warf einen Blick in Kates Richtung und nickte respektvoll. »Der Mann sendet seinen tiefstempfundenen Dank und das Versprechen, daß er Euren Vater nie wieder gefangenhalten wird.«
    Das zauberte ein schwaches Lächeln auf Kates Lippen, und Alejandros Herz hob sich bei dem Anblick.
    De Chauliac wies auf ihren Bauch. »Karles Kind, nehme ich an?«
    Alejandro nickte.
    »Wann wird sie niederkommen?«
    »Bald, denke ich, obwohl ich es nicht genau sagen kann.«
    »Erhebt Euch, Madame « , bat de Chauliac sie, »wenn Ihr so freundlich sein wollt.«
    Sie sah Alejandro an, der nur überrascht die Augenbrauen hochzog. Gehorsam stand sie auf.
    »Wendet Euch zur Seite, damit ich das Ausmaß Eurer Mutterschaft abschätzen kann. Preßt Euer Kleid an Euren Leib – ich möchte seine Kurven sehen.«
    Sie drehte sich zur Seite und zeigte eine Rundung, die sich gleich oberhalb ihrer mageren Schenkel wölbte.
    »Das Baby liegt tief«, stellte de Chauliac fest.
    »Kein Wunder«, sagte Alejandro, »denn ihr Bauch hat kein Fleisch, um es höher zu halten.«
    »Ja, aber ein Kind sinkt erst so tief ab, wenn es bereit ist, auf die Welt zu kommen. Sie wird dieses Kind in vielleicht einer Woche gebären.«
    »Woher kommen diese Kenntnisse über den Geburtsvorgang? Ich hatte gedacht, Ihr wärt über Hebammenwissen erhaben.«
    »Ich bin der königliche Geburtshelfer oder war es jedenfalls, als ich die Gunst Seiner Heiligkeit besaß.«
    » Père « , flehte Kate, »kann das wahr sein – wird es so bald kommen?«
    »Ich denke, ja«, beharrte de Chauliac, ohne Alejandros Antwort abzuwarten. »Ihr solltet also am besten mit mir nach Paris zurückkehren.«
    Dr. Canches sah ihn aus zusammengekniffenen Augen argwöhnisch an. »Damit ich wieder Euer

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