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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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noch mehr Knochen bricht, und falls es doch noch mal vorkommt, werden es zumindest keine Trümmerbrüche mehr sein. Allerdings muß der Bruch, den er bereits hat, operiert werden …«
    »Oh, lieber Gott«, stöhnte Mrs. Prives. »Aber … die Kontaminierung … wird es nicht gefährlich sein, jetzt, wo …«
    »Da, wo es gemacht wird, befindet er sich in einer sterilen Umgebung«, beruhigte Janie sie. »Bitte, jetzt müssen Sie mir unbedingt zuhören!« fuhr sie fort. »Ab heute bin ich nicht mehr erreichbar. Ich habe ein paar Vorkehrungen für Abraham getroffen. Heute nachmittag wird jemand von der Stiftung kommen und ihn zu deren medizinischer Einrichtung bringen! Er wird auf eine Spezialstation verlegt, wo noch andere Jungen mit ähnlichen Problemen liegen – sie alle werden wegen ihrer zersplitterten Knochen behandelt – zuerst mit derselben Genwäsche. Nachdem die ihre Wirkung getan hat, kommen die orthopädischen Chirurgen dran. Danach werden die Jungen weiter therapiert.«
    Janie prüfte die Fließgeschwindigkeit der Infusionsflüssigkeit und öffnete, da sie sie erhöhen wollte, das Ventil ein wenig. »Keiner hier erfährt etwas davon. Bei dem, was draußen los ist, wird man nicht versuchen, Sie aufzuhalten oder Ihnen Hindernisse in den Weg zu legen, wenn Sie ihn von hier wegbringen. Gehen Sie also einfach mit Ihrem Sohn und lassen ihn, wie ich schon sagte, verlegen. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage sein werde, während dieser Behandlung bei ihm zu bleiben; aber ich versichere Ihnen, daß er in gute Hände kommt. Man wird alles tun, um die Schäden an seinen Wirbeln und seinem Rückenmark zu reparieren.«
    »Wie stehen die Chancen, daß … daß …«
    Janie wartete nicht darauf, daß Mrs. Prives ihre Angst vor der Vollendung der Frage besiegte. Sie antwortete gleich und so freimütig wie möglich: »Fußball kann er vielleicht nicht mehr spielen. Aber er hat gute Chancen, wieder gehen zu können.«
    Mrs. Prives, die noch immer mit den Tränen kämpfte, hielt sich eine Hand vor den Mund. Sie sah Abraham an und dann wieder Janie, die lächelte und sagte: »Sie können ruhig weinen. Es ist okay.«
    Und als die Mutter in erleichtertes Schluchzen ausbrach, beugte Janie sich vor und tätschelte sanft ihren Arm. »Viel Glück, Mrs. Prives. Ich hoffe wirklich, daß Sie und alle, die Sie lieben, es überstehen.« Sie richtete sich auf, sah sich im Zimmer um und dann auf Abraham nieder. Es gab nichts mehr, was sie noch tun konnte oder müßte.
    »Jetzt muß ich zu ein paar Leuten aufbrechen, die ich liebe.«
    Sie verabschiedete sich.

    Doch bevor sie dem wachsenden Inferno entfloh und zu Carolines Haus fuhr, gab es für Janie noch etwas zu tun. Vorsichtig steuerte sie den Wagen mit versperrten Türen und hermetisch verschlossenen Fenstern durch den immer dichter werdenden Verkehr. Es war heiß darin, denn die Klimaanlage verbrauchte zuviel Benzin, und sie wußte, daß sie in absehbarer Zukunft keines mehr bekommen würde. Sie schwitzte und war erschöpft von der Hitze und ihrer Angst. Aber bald, wenn all das hinter ihr lag, würde sie sich wieder kühl und trocken und, mit ein bißchen Glück, sicher fühlen.
    Sie passierte die hohen Gebäude der Universität und steuerte des Südende des Campus, das Book Depository, an. Auf dem Parkplatz standen nur zwei Autos. Eines, so nahm sie an, mußte Myra Ross gehören.
    In dem streng modernen Bau fand sie kein Chaos, keine Panik, nur immense Stille und dasselbe gefilterte, fast überirdische Licht, das sie schon bei früheren Besuchen bewundert hatte. Und ehe sie sich an ihre Aufgabe machte, blieb sie unter der Helligkeit aus einem Oberlicht stehen und badete in den Strahlen. Sie legte den Kopf zurück, schloß die Augen und tankte Energie. Als sie die Augen wieder öffnete, stand Myra Ross vor ihr. »Man sagte mir, daß Sie kommen würden.«
    »Sie wissen, was da draußen los ist?«
    Myra schüttelte langsam den Kopf und lächelte melancholisch.
    »Mit offenen Augen ist das schwer zu übersehen«, meinte sie.
    »Einmal haben wir es alle schon übersehen.«
    »Es wird nicht noch mal passieren«, äußerte Myra hoffnungsvoll – und, »also, ich glaube, ich weiß, weshalb Sie gekommen sind – aber sprechen Sie es trotzdem aus, nur, damit ich sehe, ob Träume wahr werden können.«
    »Was ist das für ein Traum, auf den Sie anspielen?«
    »Daß Sie das Journal hierlassen.«
    Janie schlug die Augen nieder, fast beschämt. »Das ist … unmöglich. Ich gehe für eine Weile

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