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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Glocke und ging an die Tür. Der Diener erschien auf dem Gang, wollte sich aber der Tür, die nur einen Spalt geöffnet war, nicht nähern. »Bringt frische Laken und Nachtkleider sowie mehrere große Krüge mit sauberem Wasser. Und eine neue Decke für das Bett – aber sie muß aus Wolle sein, nicht aus Pelz. Wir brauchen einen Topf zum Kochen und Nahrung für drei Tage für uns alle. Stellt alles hier draußen ab!«
    Alejandro kehrte ins Innere zurück, und während er darauf wartete, daß die Gegenstände gebracht wurden, nahm er de Chauliac beiseite. »Ihr bringt Euch durch Eure Anwesenheit hier in ernste Gefahr. Kate und ich haben diese Krankheit bereits einmal durchgestanden. Und ich habe nie einen Überlebenden gesehen, der ein zweites Mal an der Pest erkrankte. Deshalb bin ich überzeugt, daß wir sicher sind. Aber Ihr – Ihr seid verwundbar, fürchte ich.«
    »Dennoch werde ich bleiben. Ich habe einen Eid abgelegt.«
    »Brecht Euren Eid, Franzose, oder Ihr werdet zwar die Heilmethode erlernen, aber niemals in der Lage sein, sie anzuwenden.«
    Doch mit unbeugsamer Entschlossenheit verkündete de Chauliac: »Ich werde bleiben.«
    »Dann tretet zurück, damit Ihr die Ausdünstungen des Kindes nicht einatmet. Vielleicht geht Ihr dadurch einer Ansteckung aus dem Weg.«
    »Aber ich muß zusehen … größere Weisheit kann ich in meinem Leben nicht erlangen.«
    Alejandro starrte ihn an und verriet ihm endlich: »Es ist nicht mehr als die Weisheit eines alten Weibs. Einer Frau.«
    »So sagtet Ihr, Kollege, aber es muß noch mehr daran sein.«
    »De Chauliac«, Alejandro ließ nun seine Stimme anschwellen, »das ist alles. Und unterschätzt niemals die Macht einer Frau, die weiß, was getan werden muß.«

KAPITEL 34
    Im Jameson Memorial Hospital wartete eine Aufgabe, die Janie unbedingt erledigen wollte; aber als sie in ihrem Wagen dort ankam, überzeugte ein schneller Blick sie davon, daß sie in einem Auto keine Chance hatte, auch nur in die Nähe der Einrichtung zu gelangen. Die Parkplätze waren gesperrt, um eine Flotte von Fahrzeugen unterzubringen, die eher vor einen Militärkomplex als vor ein Krankenhaus gepaßt hätten. Cops in grünen Overalls wiesen Ambulanzen auf die Zufahrten zum Krankenhausgelände, aber sie ließen keine Privatwagen durch. Janie parkte ihren Volvo also ein paar Blocks entfernt an einer Stelle, die ihr von ihrem Leben vor den Ausbrüchen her traurig vertraut war, ein Grundstück hinter der einstigen Schule ihrer Tochter Betsy. Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß der Tankdeckel wirklich abgeschlossen war, machte sie sich zu Fuß auf den Weg zu dem Hospital aus Glas und Stahl.
    Die Zeit zerrann ihr zwischen den Fingern. Sie wußte, sie mußte diese Sache durchziehen und dann schnellstens wegfahren; aber anscheinend konnte sie ihre Füße nicht so schnell bewegen, wie sie wollte – wie Schlingpflanzen behinderten alte Erinnerungen ihren Gang und ließen sie am Rand des Parkplatzes innehalten. Sie drehte sich halb um und blickte zurück auf den fast leeren asphaltierten Platz, auf dem einst Busse und Kleinlaster gestanden hatten; jetzt bog eine leichte, trockene Brise die dünnen grünen Platanenschößlinge, die wie Zeichen der Vernachlässigung aus den Rissen im Asphalt sprossen. Einmal hatte sie an derselben Stelle gestanden und zugesehen, wie Leichenwagen in langer, stetiger Reihe von dem Schulgelände kamen und ihre Fahrt bei den Bremsschwellen verlangsamten, die sie Hunderte von Malen voll mit lachenden Kindern überquert hatten – alle auf dem Weg zu einem glücklichen Zuhause mit liebevollen Eltern, ihrem natürlichen Platz in einer Welt, die so war, wie sie sein sollte.
    Unwillkürlich überlief sie ein Schauder; sie versteifte sich, als er ihr kalt den Rücken hinabrieselte. Sie riß sich von ihrem Schmerz los und wandte sich wieder dem Krankenhaus zu. Als sie näherkam, sah sie am Straßenrand Maschinen, um Pfosten einzurammen, und Tieflader mit riesigen Rollen Maschendraht. Beim erstenmal hatte es nur ein oder zwei Tage gedauert, das Krankenhaus mit der Metallbarriere komplett abzuriegeln. Zwei Sonnenuntergänge, hätte Alejandro vielleicht gesagt, wenn er dabeigewesen wäre. Das Jameson Memorial würde in Kürze eine ebenso uneinnehmbare Festung sein wie irgendeine mittelalterliche Burg, der der Arzt auf seiner Reise durch Europa begegnet war – und wesentlich tödlicher. Es war einfach kein Aufenthalt für ein krankes Kind, und Abraham Prives die rettende Gabe von

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