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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Gefangener bin? Niemals!«
    De Chauliac stand auf und schaute auf Alejandro nieder. »Narr«, schalt der Franzose ihn. »Ihr seid ein höchst verbitterter und undankbarer Gast. Und das wenige, das ich mir von Eurer Gesellschaft wünsche, behaltet Ihr eifersüchtig für Euch. Mir ist es gleich, ob Ihr bleibt oder geht oder ob Ihr es für angemessen erachtet, Eure Gelehrsamkeit mit mir zu teilen. Und wenn Ihr Euch in meiner Obhut befindet, bin ich verpflichtet, Euch zu ernähren. Was heutzutage teuer ist …«
    Diese Schmährede kam völlig unerwartet. Alejandro konnte den Mann, der sie gehalten hatte, nur verblüfft anstarren. Als er die Sprache wiederfand, meinte er: »Warum dann …?«
    »In Paris«, rückte de Chauliac heraus, »herrscht die Pest. Ihr werdet gebraucht.«
    Endlich, dachte Alejandro. Das war etwas, womit er umgehen konnte. »Und was ist mit meinem Gold?«
    »Ich habe es noch. Ihr bekommt es zurück.«
    »Und das Manuskript Abrahams?«
    De Chauliac zögerte. »Das hat Flamel.«
    Alejandro erhob sich ein wenig, als wolle er sich auf de Chauliac stürzen. »Ihr habt es ihm überlassen?«
    »Er bat mich darum.«
    »Aber er weiß nicht, was es bedeutet.«
    »Er hat versprochen, jemanden zu finden, der die Übersetzung fertigstellt.«
    »Und dann wird er mit dieser Weisheit anfangen, was er will! Sie wird nicht zum Nutzen jener verwendet, für die sie bestimmt war!«
    De Chauliac seufzte. »Dagegen könnt Ihr nichts tun, und ich auch nicht. Es ist ganz zufällig in Eure Hände geraten, und durch einen ähnlichen Zufall befindet es sich nun im Besitze Flamels. Im Grunde ist er ein guter Mensch, wenn auch etwas großspurig; er wird dabei gute Arbeit leisten. Und irgendwie hat dieses Buch eine sehr lange Reise sicher zurückgelegt, ohne Eurer Obhut zu bedürfen. Wieso denkt Ihr, es habe Euren Schutz nötig?« Er stand auf und begann, hin und her zu stapfen. »Man könnte fast meinen, daß dieses Manuskript einen eigenen Willen besitzt. Oder, wenn Ihr vorzieht, es anders zu sehen, es steht unter dem Gebot von Gottes Willen und wird am Ende dort anlangen, wo es Ihm richtig erscheint.«
    Gedemütigt schwieg Alejandro für einen langen Moment. »Und Ihr glaubt jetzt, was ich Euch über die Heilung der Pest gesagt habe? Glaubt Ihr auch, was ich Euch von den Ratten erzählt habe?«
    »Ich bin nicht in der Position, Euch nicht zu glauben. Und mein Eid verpflichtet mich, jede nur mögliche Heilmethode zu suchen, das habe ich dem Dauphin gelobt. Wißt Ihr, der Patient, den wir behandeln müssen, ist der junge Sohn von Prinz Lionel und Gräfin Elizabeth.«
    Alejandro schluckte schwer. »Dahin kann ich nicht gehen.«
    »Ich glaube, das schuldet Ihr ihr, Kollege!«
    Bedrückt senkte Alejandro das Haupt. Dann sah er schweigend Kate an, als bitte er um ihre Erlaubnis. Mit einem leichten Wimpernschlag willigte sie ein.
    Er wandte sich wieder de Chauliac zu. »In dem Raum, in dem ich gefangengehalten wurde …«
    »Aye!« De Chauliac räusperte sich. »Das Mädchen hat es gefunden. Sie hätte das stinkende Zeug am liebsten weggeworfen, aber statt dessen gab sie es mir. Ich bewahre die Flasche in meinem Studierzimmer auf.«
    »Dann ist es also nicht verflogen?«
    »Vielleicht ein wenig davon, das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Aber es verbreitet nach wie vor einen intensiven Fäulnisgeruch; was immer die Eigenschaft ist, die Ihr daran schätzt, sie scheint überlebt zu haben. Jetzt bin ich froh, daß ich das Zeug nicht weggeworfen habe.«

    Als sie das Langhaus verließen, um sich auf den Weg zu machen, sah Alejandro zwei angebundene Pferde, die unbewacht auf sie warteten. Überrascht wandte er sich an de Chauliac: »Seid Ihr allein hierhergeritten? Mit einem zusätzlichen Pferd?«
    »Im Augenblick gibt es keine Wegelagerer«, erklärte de Chauliac.
    »Wie ist das möglich?«
    »Sie sind alle tot, Kollege. Dahingemetzelt. Navarra und Coucy haben jeden töten lassen, der solcher Taten auch nur verdächtigt wurde. Und natürlich sind für sie auch solche, die betteln, um ihre Familie zu ernähren, nichts anderes als Straßenräuber. Deshalb brauchen wir derzeit wenig zu befürchten.«
    Und doch haben sie uns in Ruhe gelassen, weil sie es Karle versprochen hatten, dachte Alejandro. Selbst unter Ungeheuern gibt es anscheinend so etwas wie Ehre. Er flüsterte ein kurzes Dankeswort an die Seele des verstorbenen Guillaume Karle und fragte sich, ob der Geist des guten Mannes Frieden gefunden hatte.
    Es war zu schmerzlich

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