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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Das Pferd schnaubte leise, als wisse es irgendwie, daß es die Anwesenheit seines Herrn nicht durch Wiehern verkünden durfte. Der Arzt flüsterte dicht an seinem Kopf ein paar beruhigende Worte und schlüpfte wieder hinaus.
    Dicht entlang der Wand schlich er um die Rückseite der Hütte herum, wobei er sich im Schatten hielt. Als er an der Ecke angekommen war, duckte er sich und spähte vorsichtig um die Mauer. Vor der Hütte war kein Pferd angebunden, aber in dem weichen, trockenen Boden sah er Hufabdrücke – zu viele, um von nur einem Pferd zu stammen. Er kam zu dem Schluß, daß eine Reitergruppe dort gewesen sein mußte. Aber der Staub hatte sich schon gelegt, also war sie längst wieder davon.
    Wir hätten hier sein können, dachte er unbehaglich, wenn wir nicht den Toten begraben hätten. Aber haben sie jemanden zurückgelassen, jemanden, der in der Hütte wartet, um mir aufzulauern? Es führten keine Fußspuren zur Hütte, aber sie konnten mit einem belaubten Ast verwischt worden sein wie seine eigenen, als er den Wald verließ. Eisige Angst krampfte seinen Magen zusammen, obwohl es dazu keinen direkten Anlaß gab. Die Tür sah aus wie immer und genauso wie bei ihrem Abmarsch in der Morgendämmerung; aber jemand konnte sie leicht geöffnet und dann in derselben Stellung wieder geschlossen haben. Warum habe ich bei der Tür keinen Stock oder Stein oder sonst etwas versteckt, wie ich es normalerweise tue, um bei der Rückkehr zu merken, ob jemand sie bewegt hat?
    Das hätte er sich nicht zu fragen brauchen, denn die Antwort darauf war aufreizend einfach: In seiner Verstörung über das plötzliche Erscheinen des Franzosen und dessen Blicke auf Kate hatte er nicht mehr klar denken können. Natürlich war das ein gefährliches Versäumnis, und er verwünschte sich.
    Er schob sich an der vorderen Wand entlang und klopfte zögernd an das Holz der Tür; dann wich er zurück und wartete auf ein Geräusch von innen. Aber er hörte nur das gelegentliche Schmerzensstöhnen des Mannes, der noch immer an den Tisch gebunden dalag. Alejandro wartete einige Augenblicke, eine kurze Zeitspanne, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, während er mit dem Rücken an die steinerne Wand gepreßt ausharrte – aber niemand erschien. Und so griff der Arzt kühn – töricht, dachte er – um die Mauer herum in die Nische und drückte die schwere Tür mit einem schnellen Stoß auf. Knarrend gab sie nach und öffnete sich einen Spalt.
    Ratlos duckte er sich. Halb rechnete er damit, von irgendeinem grinsenden Ritter erwartet zu werden, der sich auf das schöne Kopfgeld freute, das er bekommen würde für die Flüchtigen. Und auf den Kopf von Karle war möglicherweise sogar eine zusätzliche Prämie ausgesetzt, vielleicht noch höher als die auf seinen eigenen. Zusammen mit dem Lösegeld für die königliche Tochter wäre derjenige, der diese Prämien einstrich, tatsächlich ein Glückspilz.
    Aber, der Himmel sei gepriesen, kein hämischer Häscher erwartete ihn. Alles, was ihn begrüßte, war das Stöhnen und Flehen des Amputierten, der trotz aller sonstigen Unbill jedenfalls noch atmete. Er hatte sich beschmutzt, da niemand dagewesen war, der ihm beistand, sich auf würdigere Weise zu erleichtern, und die Verbände, die seinen Arm einhüllten, waren rot durchtränkt. In dem kleinen, fest verschlossenen Haus stank es nach den verschiedenen Absonderungen des Mannes. Aber er war am Leben und immerhin kräftig genug, um zu stöhnen. Das ist ein gutes Zeichen, dachte Alejandro erleichtert.

    Vorsichtig trat er ein und schaute zuerst hinter die Tür. Da dort niemand lauerte, um ihn zu verstümmeln, schloß er die Tür wieder. Er stocherte mit dem Eisen in der Asche des Herdes und fand eine glühende Kohle, an der er eine Kerze entzündete. Als seine Augen sich an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, sah er sich rasch um. Alles sieht unberührt aus, dachte er, aber für meinen Geschmack zu unberührt. Das Buch, das er studiert hatte, lag immer noch beim Herd neben seinem Lager, wo er es in der letzten Nacht abgelegt hatte. Er griff unter das Stroh und tastete umher, bis er den verborgenen Metallring gefunden hatte. Mit einem kräftigen Ruck zog er daran und hob das Holzbrett hoch, auf dem das Stroh lag. Nach einem Blick in den Keller stellte er fest, daß seine wie ein Schatz gehütete lederne Satteltasche noch vorhanden war. Mit ausgestrecktem Arm faßte er nach ihrem Griff. Ihr Gewicht überzeugte ihn von der Intaktheit des Inhalts. Eilig

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