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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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ließ er sie wieder fallen und schloß den Deckel über dem Versteck. Erleichtert lächelte er und dachte, wenn sie sich erst irgendwo eingerichtet hätten, würde er Kate alle Kleider kaufen, die in Frankreich noch existierten, falls sie das wünschte.
    Doch vorerst würden sie wieder einmal weiterziehen müssen. Es bestand kein Zweifel daran, daß die Verfolger des Rebellen Guillaume Karle ihn hartnäckig und unnachgiebig suchen würden. Der Mann war entweder unglaublich mutig oder töricht bis zum Wahnsinn. Er hatte ein Schloß angegriffen, das königliche Damen und Kinder beherbergte. Eine solche Tat würde nicht ungerächt bleiben.
    »Aber Euch war doch gewiß klar«, hatte Alejandro auf ihrem Rückweg aus den Wäldern gesagt, »daß die Ritter davon erfahren würden, wo immer sie sich auch befanden … Damen waren in Gefahr, und so etwas wird nicht leichtgenommen, nicht einmal vom Feind. Jeder Ritter, der seine Rüstung verdient, wäre ihnen zu Hilfe geeilt, sei er nun Franzose oder Engländer oder sogar Böhme! Das gehört zu den Pflichten ihres Standes.«
    »Und woher weiß ein Arzt von solchen Dingen?« wollte Karle wissen.
    »Ich bin ein gebildeter Mann«, war alles, was er zu sagen gewagt hatte, doch im stillen hinzugefügt: ein ungebildeter Mann, dem der König von England persönlich die Ritterschaft versprochen hat, zusammen mit der Hand von Prinzessin Isabellas Hofdame …
    Der Verwundete riß ihn mit einem Schmerzensschrei aus seinen nicht in Erfüllung gegangenen Träumen, und Alejandro wandte seine Aufmerksamkeit dem armen Kerl vor ihm zu. Der Patient schwitzte, doch als er ihm eine Hand auf die Stirn legte, stellte er fest, daß er kein wirkliches Fieber hatte. Er schwitzt wegen der Schmerzen, stellte Alejandro fest, und nicht vor Fieber. Dann gab er ihm ein wenig Wasser zu trinken und benutzte seinen Ärmel, um die Tropfen abzuwischen, die ihm über die Wange rannen. »Es tut mir leid, daß ich nicht mehr habe, um Euch Linderung zu verschaffen«, flüsterte er bekümmert.
    Der gequälte Mann brachte endlich einige Worte hervor: »In dem, was mir geblieben ist, fühle ich keinen Schmerz«, ächzte er, »aber das, was einmal da war und nun nicht mehr ist, scheint in Flammen zu stehen. Es ist, als brenne mein Arm in der Hölle und sei auch hier noch vorhanden.«
    Das hatte Alejandro schon früher von Menschen nach Amputationen gehört, daß nämlich das Phantomglied ein eigenes Leben führte und nun den restlichen Körper mit dem verzweifelten Bedürfnis beherrschte, sich in Erinnerung zu bringen. »Wir haben ihn begraben. Es tut mir leid, daß wir ihn abnehmen mußten; aber wenn ich ihn Euch gelassen hätte, wäre jetzt Euer ganzer Körper auf dem Weg in die Ewigkeit.«
    »Wenn Navarra uns findet«, keuchte der Mann angstvoll, »wird er mir mit Freuden auch noch den anderen Arm nehmen.« Er versuchte den Kopf zu heben. »Und wo ist Karle? Er darf nicht in Gefangenschaft geraten sein, sonst ist unsere Sache verloren!«
    Alejandro wischte dem Unglücklichen die Stirn ab. »Er wartet nicht weit entfernt mit meiner Tochter und ist in Sicherheit. Wenn ich mit Euch fertig bin, werden wir ihnen ein Zeichen geben, daß sie zurückkommen können. Ich kann schneller arbeiten, wenn er mir dabei nicht über die Schulter sieht. Er lenkt mich ab.« Sein Gemurmel schien den leidenden Patienten zu beruhigen, und so sprach er weiter, während er ihn versorgte. »Aber gewiß wird dieser Navarra Euch jetzt keinen Schaden zufügen; es wäre eine schwere Sünde, kein Erbarmen mit einem so verstümmelten Menschen zu haben – vor allem nach all unseren Bemühungen, um Euch zu retten. Gott würde gewiß jeden für ein solches Vergehen in die Hölle schicken.«
    »Gott schaut in die andere Richtung, wenn Navarra am Werk ist.«
    »Der Herr wendet niemals den Blick ab, mein Freund. Er sieht alles. Und jetzt wird Er Eure Wunde anschauen, indem Er mich veranlaßt, sie freizulegen.«
    Er begann, den Verband um den Stumpf abzuwickeln. Wäre ein Leben ohne Arme schlimmer als der Tod? fragte sich Alejandro schaudernd und flehte insgeheim, das hoffentlich nie zu erfahren.
    Aber in der Stille glaubte er aus der Ferne schwache Hufschläge zu vernehmen. Einen Moment hielt er in seiner Arbeit inne und lauschte. Das Geräusch schien für einen Moment zu verschwinden, doch dann kehrte es zurück, wurde deutlicher und kam näher. Der Patient schaute zur hölzernen Tür der Hütte und begann angstvoll zu murmeln. Der arme Mann hatte sich

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