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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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er zu seiner Kunst empfand, und sein Wunsch, sie redlich auszuüben. Mit Sorgfalt und Zärtlichkeit wuschen, säuberten und trösteten er und seine Tochter den Kleinen, selbst als sie ihm jene gräßliche Flüssigkeit in den Mund zwangen – eine Kur, verschrieben von der Weisheit einer alten Frau, die den Arzt gelehrt hatte, das Notwendige zu erfüllen.
    Aus der entfernten Ecke, in die Alejandro ihn zu seiner eigenen Sicherheit verbannt hatte, sah er erstaunt zu, wie Vater und Tochter Seite an Seite arbeiteten, ohne sichtbare Rücksichtnahme auf ihr eigenes Wohlergehen. Wie man sah, gönnten sie sich lange keinen Schlaf. Sie mischten ihren scheußlichen Trank in einem bestimmten Verhältnis – zwei Löffel eines ekligen grauen Pulvers aus einem Leinensäckchen auf eine Handvoll von der geheimnisvollen Brühe. Zu bestimmten Zeiten, von denen sie nie abwichen, flößten sie dem schreienden Kind die Dosen gewaltsam ein.
    In den Zeiten, in denen die Schmerzen des Jungen erträglich schienen und er still lag, setzte sich der Arzt zu ihm und erzählte ihm Geschichten, Geschichten eines längst verstorbenen Gefährten, der ruhmreiche Schlachten geschlagen, durchgehende Pferde gezähmt, ritterliche Duelle bestanden und glorreiche Schwertkämpfe ausgefochten hatte – lauter Dinge, die diesen kleinen Prinzen eines Tages auch erwarteten, wenn er überlebte.
    Das Mädchen wird eine gute Mutter werden, dachte de Chauliac bei sich. Und mit zunehmendem Respekt vor dem Juden, der seine Gedanken jahrelang so nachhaltig beschäftigt hatte, gestand er sich ein, daß das Mädchen gut erzogen war. Noch etwas, das der Mann hervorragend verstand.
    Als das Fieber des Knaben endlich sank und seine Beulen zu schrumpfen begannen, erfüllte de Chauliac eine seltsame Freude, die er bis dahin noch nicht kannte. Es war nicht das Triumphgefühl, das er gewöhnlich verspürte nach dem Sieg über eine tobende Krankheit, sondern ein sehr schlichtes Glück: Das Kind würde überleben, um seiner Mutter anzuhängen und seinem Vater zu folgen – mit tiefer Verehrung blickte er auf diesen rätselhaften Wanderer und seine geniale Heilkunst. Ja, er empfand wahre Demut.

    » Père « , hörte Alejandro.
    Er erwachte in dem Sessel neben dem Bett des Jungen, und Kate stand bei ihm.
    »Mein Bauch möchte sich heben.«
    Fast sofort war er hellwach. Er stand auf und ließ sie seinen Platz im Sessel einnehmen. »Ist dein Fruchtwasser abgeflossen?«
    »Es … ist mir seltsam zumute«, sagte sie zitternd, während sie sich zurücklehnte. »Ich habe geschlafen, am Kamin, aber meine Röcke sind naß, also muß es wohl so sein.« Dann krümmte sie sich nach vorn und umfaßte ihren Bauch. »O weh«, stöhnte sie. »Wieder hebt es sich … ich spüre es tief in den Eingeweiden.«
    Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte; also ging er in die entfernte Ecke und weckte de Chauliac.
    »Das Kind!« Er rüttelte den Franzosen wach.
    »Kommt es?«
    »Wahrscheinlich.«
    Der Franzose stand auf und raffte rasch seine Gewänder um sich, um gehen zu können. Ohne seine eigene Gefährdung zu beachten, schritt er zu dem Bett, wo Kate noch immer im Sessel saß.
    »Beschreibt Euren Schmerz, Madame « , befahl er.
    »Er beginnt ganz unten in meinen Eingeweiden und breitet sich in meinem Bauch aus, bis ich das Gefühl habe, mein ganzes Innere will heraustreten«, beschrieb sie ihren Zustand. Hilflos sah sie zu Alejandro auf und sagte: »Das muß der Schmerz der Hölle sein, Père, da bin ich sicher.«
    Alejandro eilte herbei, um sie zu trösten. »Diesen Schmerz wirst du nie kennenlernen«, sagte er verbissen.
    »Wir bringen sie in mein Haus. Schnell, bevor es nicht mehr möglich sein wird, sie zu transportieren.«
    Alejandro drehte sich um und sah nach dem Kind auf dem Bett. Dann schaute er wieder de Chauliac an. »Aber der Junge …«
    »Ihr könnt hier bei ihm bleiben. Das Mädchen nehme ich mit. Sie kann nicht hier gebären – in diesem Raum ist die Pest, und ein Neugeborenes darf ihr nicht ausgesetzt werden.«
    »Nein«, rief Kate, als sie den Vorschlag hörte, »ich bitte Euch, Père, verlaßt mich nicht … ich habe keine Schwester oder Mutter, die mir helfen könnte – nur Euch!«
    Alejandro warf de Chauliac einen wild entschlossenen Blick zu.
    »Ich verlasse dich nicht.«
    Beide drehten sich bei dem langen, verzweifelten Stöhnen aus Kates Mund nach ihr um. Entsetzt sahen sie, wie sie plötzlich aufstand und ihren Rock hob. Ein langer Streifen Blut lief an ihrem Bein

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