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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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herunter, durchnäßte ihren Strumpf und sickerte in den oberen Rand ihres Stiefels. Alejandro sah das Messer, das sie immer dort aufbewahrte, dasselbe Messer, das sie dem Baron de Coucy an den Leib gedrückt hatte, als er versuchte, sie zu entführen. Es wirkte so klein, und doch hatte sie damit ihre Freiheit erkämpft.
    Jetzt strömte das Blut des Lebens aus ihr heraus, und Alejandro spürte, wie sein eigener Magen sich bei dem erschreckenden Anblick umstülpte.
    » Mon dieu « , flüsterte de Chauliac. »Dann wird das Kind hier auf die Welt kommen müssen.« Er rannte zur Glocke, zerrte daran und stürzte zur Tür, um ungeduldig auf den Diener zu warten.
    »Bitte ruft die Gräfin«, befahl er, als der Mann erschien. »Es ist eine Angelegenheit von großer Dringlichkeit.«
    »Der Prinz …?«
    »Ruft sie endlich!«
    Ein paar Augenblicke später erschien Gräfin Elizabeth in Person. Sie blieb auf dem Gang und erkundigte sich verstört: »Was ist mit meinem Sohn?«
    »Preist Gott und den Spanier, er wird leben!«
    Die Gräfin bekreuzigte sich affektiert. Gebete murmelnd faltete sie die Hände und schaute himmelwärts.
    »Aber Ihr habt auch diesem Mädchen zu danken«, fuhr de Chauliac fort. »Sie hat ihm beigestanden und ihn gesäubert. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte er noch mehr gelitten. Und jetzt braucht sie einen sauberen Ort, um ihr eigenes Kind zu gebären.«
    »Soll sie es hier bekommen«, wehrte Elizabeth ab. »Sie ist doch von Ärzten umgeben, nicht wahr?«
    »Gräfin, das Kind darf nicht in einem Pestzimmer geboren werden … ich selbst sollte auch nicht hier sein, aber aus Loyalität zu Euch empfand ich es als meine Pflicht.«
    »Das hätte sie sich überlegen sollen, ehe sie den Raum betrat. Und jetzt sollte sie dankbar sein, daß ich sie unter meinem Dach dulde.« Sie drehte sich um und wollte schon davonlaufen, als Alejandro an die Tür kam. Er trug ihren Sohn auf dem Arm.
    »Gräfin, bitte«, rief er ihr nach.
    Schweren Schrittes entfernte sie sich weite r.
    » Elizabeth! «
    Beim Klang ihres Namens sanken ihre Schultern ein wenig herab. Sie blieb stehen und schüttelte den Kopf.
    »Schaut Euren Sohn an«, beschwor Alejandro sie. »Er lebt. Sein Fieber ist verschwunden, und er wird seine Krankheit nicht mehr an Euch weitergeben.« Er hielt das Kind von sich weg, und der blasse, schwache Junge streckte die Arme nach seiner Mutter aus.
    Sie warf Alejandro einen kurzen Blick zu. Ihre grünen Augen blitzten vor Zorn und Schmerz über den Verrat – stumm verweigerte sie ihren Beistand.
    »Kommt her«, flehte der Arzt. »Nehmt ihn! Er sehnt sich nach den Armen seiner Mutter.«
    Endlich raffte sie sich zusammen. Und als sie ihr Kind ansah, begann sie zu weinen. Sie eilte herbei und nahm den Knaben in die Arme. »Er ist so bleich«, schluchzte sie.
    »Mit der Zeit wird seine Farbe zurückkehren«, versicherte Alejandro ihr. »Er wird wiederaufblühen, ich weiß es, weil ich für ihn gesorgt, ihn gepflegt, mich selbst aufgeopfert habe, um ihn Euch zurückzugeben.« Er stieß die Tür ein wenig weiter auf. »Und nun schaut hier mein Kind an, wie es leidet. Werdet Ihr es möglich machen, daß sie mir zurückgegeben wird?«
    Zögernd spähte Elizabeth durch die Tür und sah Kate mit einem Tuch, das schon völlig rot war, das Blut von ihren Beinen wischen, während de Chauliac neben ihr stand und sie stützte. Die Gräfin wurde blaß und flüsterte ein Gebet. Dann sah sie Alejandro ängstlich an. »Es kann nicht anders als schwer werden, wenn so viel Blut da ist.« Sie wagte einen weiteren Blick.
    »Dann bitte, helft …«
    Doch sie unterbrach ihn, indem sie eine Hand hob. Einen Moment lang starrte sie Kate an, und dabei schien ihre Miene sich zu verhärten. »Bei der Gnade Gottes«, murmelte sie, während ihre Augen das blutende Mädchen musterten, »Chaucer hat recht.« Alejandro traf ein anklagender Blick. »Diese Eure Tochter besitzt eine höchst unheimliche Ähnlichkeit mit meinem Gatten.«
    Der Heiler brachte ein nervöses Lächeln zustande, aber sein Inneres krampfte sich erneut zusammen. »Es ist nichts weiter als ein Zufall, Madame. Da ihre Mutter Engländerin war, sieht man ihr das natürlich an – insbesondere, was ihre Farben betrifft.«
    Er gab diese Erklärung ab, so schnell er konnte, aber Elizabeth wollte nichts davon hören.
    »Sie hat keinerlei Ähnlichkeit mit Euch«, bemerkte sie argwöhnisch. »Aber sie könnte der Zwilling meines Gatten sein, wenn sie ein Mann wäre.«
    »Doch an ihrem

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