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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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junge Frau«, lobte die Irin, »und nun preßt nach unten, als wolltet Ihr den Nachttopf füllen.«
    »Aber ich werde das Bett beschmutzen«, stöhnte Kate.
    »Nein, das werdet Ihr nicht«, lautete die Antwort, »auch wenn es Euch so vorkommt. Gegen dieses Gefühl ist nichts zu machen. Es bedeutet, daß das Kind nahe ist und auf seinem Weg an Eurem Darm vorbeikommt. Und wenn Ihr das Bett beschmutzt, so tut das auch nichts zur Sache. Es gehört eben dazu. Die Gräfin kann sich leicht ein neues leisten.«
    Dergestalt getröstet, machte sich Kate entschlossener an den Gebärvorgang. Sie drückte und schrie, strengte sich an und stöhnte, und endlich erschien mit einem weiteren Blutschwall ein Köpfchen.
    »So, nun tut dasselbe noch einmal und fördert unseren Stolz!«
    Mit einem Keuchen, das aus der Mitte ihrer Seele zu kommen schien, preßte Kate so heftig, wie sie konnte. Endlich war das Kind frei und lag auf dem Stroh zwischen ihren Beinen. Die Irin griff in Kate hinein, zog die dampfende Nachgeburt heraus, beugte sich vor und biß mit ihren Zähnen die Nabelschnur durch. Sie wickelte das Organ in ein Tuch und reichte es einer ihrer Helferinnen.
    »Kocht das, bis es braun ist«, befahl sie, »und bringt es dann zurück, solange es noch heiß ist.«
    Sie hielt das Kind an den Füßen hoch und schlug ihm kräftig auf die Hinterbacken. Es begann zu schreien.
    Die Frau wischte den Säugling ab, wickelte ihn in Windeln und legte ihn Kate in die Arme. »Einen feinen Sohn habt Ihr, und hell. Er zeigt die gleichen Farben wie Ihr!«
    Alejandro trat näher und starrte in sprachloser Ehrfurcht auf das Kind, das er hinfort Enkel nennen würde. Obwohl erst Augenblicke alt, war das Baby Guillaume Karle wie aus dem Gesicht geschnitten. Doch die Irin hatte recht; es würde den Teint seines Plantagenet-Großvaters und seiner halben Plantagenet-Mutter haben. Und selbst in den mageren Armen Kates sah der Säugling vollkommen und gesund aus, ein Wunder der Natur, hervorgebracht von Gottes Wunsch, der Menschheit ein weiteres Verweilen auf der Erde zu gewähren. Alejandro sehnte sich danach, das Kind in seinen eigenen Armen zu spüren. Also sagte er sanft: »Tochter, darf ich deinen Sohn begrüßen?«
    »O ja«, flüsterte sie. Und während sie zusah, wie das Kind von ihren in die Arme seines Großvaters gehoben wurde, sagte sie leise:
    »O Père, ich habe einen Sohn … wenn nur Karle hiersein könnte, um ihn zu sehen und zu halten.«
    »Ich werde ihn wiegen an seines Vaters Statt«, versicherte ihr Alejandro.
    De Chauliac, der in der Ecke zurückgeblieben war, trat jetzt vor und schaute Alejandro über die Schulter. »Er scheint ein hübscher Bursche zu sein«, bemerkte der Franzose mit seiner üblichen Distanz. »Aber ich kann ihn nicht gut sehen. Bringt ihn her ans Licht des Fensters. Ich möchte Einzelheiten prüfen, um mich zu vergewissern, ob er gesund ist.«
    Doch die Sonne stand auf der anderen Seite des Schlosses, und am Fenster war das Licht kaum besser.
    »Tragt den Säugling hinaus auf den Gang zur Westseite«, riet die Irin. »Dort wird reichlich Licht sein. Ich habe an der Mutter zu arbeiten, und dafür wird sie sich Intimität wünschen.«
    »Darf ich?« fragte Alejandro Kate.
    »Geht nur! Aber bringt ihn bald zurück.«
    Mit langsamen, vorsichtigen Schritten, denn er trug eine Last, die weit kostbarer war als alles Gold, das er in seinem Leben gesehen hatte, brachte Alejandro das Kind auf den langen Gang hinaus und um eine Ecke zu dem Erker, den die Irin meinte. De Chauliac ging ein paar Meter hinterher. Dann blieb er zurück und sagte zögernd:
    »Ihr werdet selbst gut genug wissen, ob der Junge gesund ist. Vielleicht sollte ich … mich jetzt auf den Weg machen.«
    Alejandro drehte sich um. »Nein«, protestierte er, »bleibt, es sei denn, Ihr habt einen Grund zu gehen?«
    »Hier werde ich nicht gebraucht …«
    Der Jude sagte zu ihm: »Notwendigkeit ist nicht immer das, was Männer verbindet.«
    »Zwischen uns war sie es jedoch, Kollege.«
    »Nicht in diesem Augenbli ck.« Er bewegte den Kopf zu dem Fenster mit dem besseren Licht. »Kommt her, betrachtet meinen Enkel. Laßt dieses eine Mal etwas Freundlichkeit zwischen uns zu!«
    Sie blieben dort, bewunderten das Kind und warteten auf die Ankündigung der Hebamme, Kates weibliche Körperteile seien angemessen versorgt und der Säuglin g solle zurückgebracht werden, um seine erste Milch zu kosten und wieder die Arme seiner Mutter zu spüren. Doch die Zeit verging, die

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