Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
auch gute Freunde? Ich würde dasselbe tun, wenn ich da draußen in eurer Haut steckte. Oder Sandhaus wäre. Oder Kristina.«
    »Also gut«, stöhnte er nach einer langen Pause. »Ich versuche es noch einmal.«
    »Ich warte.«

    Das Aussehen von Carolines Zeh gefiel Janie gar nicht, und der Niednagel war noch immer nicht verheilt.
    »Hast du sie nicht gebadet?« fragte sie.
    »Doch«, versicherte Caroline ihr.
    Wieso heilten sie dann nicht?
    Kurz darauf kam Michael nach Hause. Er ging direkt zum Spülbecken, wo er sich kräftig Gesicht und Hände schrubbte in dem vergeblichen Bemühen, die grimmige Schicht von Entsetzen abzuwaschen, die sich auf seiner Haut absetzte und mit jedem neuen Fall von MR SAM, um den er sich kümmern mußte, ein bißchen anschwoll.
    Janie folgte ihm dorthin. »Tragt ihr schon die Overalls?«
    Während er sich mit dem Handtuch abtrocknete, antwortete sie:
    »Sie sind gerade für obligatorisch erklärt worden.«
    »Du siehst erschöpft aus«, stellte Janie fest.
    »Das bin ich auch. Alle halbe Stunde kommt ein neuer Fall rein.«
    Letztes Mal waren die Zahlen auf dem Höhepunkt des Ausbruchs größer gewesen. Aber es war noch früh.
    »Hat schon jemand angefangen, nach der lokalen Quelle zu suchen?«
    »Dazu war eigentlich noch keine Zeit. Wir hatten zuviel damit zu tun, uns um die Opfer zu kümmern.«
    »Sie könnte also überall sein.«
    »Genau.«
    War es irgendein Badezimmerboden, ein Türknopf, der noch nicht durch ein Fußpedal ersetzt worden war? Das Weihwasserbecken in einer Kirche?
    Alles konnte der Auslöser sein, absolut alles.
    »War Caroline in den letzten paar Tagen draußen?«
    »Ja«, sagte er. »Sie ist gestern nachmittag ausgegangen, wegen des Schwangerschaftstests.«
    »Weißt du zufällig noch, was sie an den Füßen hatte?«
    »Sandalen, glaube ich. Ihr Zeh machte ihr Beschwerden. Aber sie trägt dauernd Sandalen. Warum?«
    Also war der Zeh exponiert gewesen.
    Ich muß es ihm sagen, entschied sie. Doch gerade, als sie den Mund öffnete, hörte sie den beharrlichen elektronischen Ruf von V. M.
    Anruf, Anruf, Anruf.
    »Bleib hier«, bat sie. »Ich muß mit dir reden.« Sie ließ ihn am Spülbecken in der Küche stehen und ging in sein Arbeitszimmer, wo V. M. auf dem Schreibtisch stand. Sie setzte sich davor und berührte den Bildschirm. Toms Gesicht erschien.
    »Wir haben uns einen Kompromiß überlegt«, gab er durch. »Sie können kommen, wenn sie einwilligen.«
    Froh atmete Janie auf. »O Tom, danke!«
    »Hör weiter, bevor du dich zu sehr freust. Michael muß seinen Overall und den Rest seiner Utensilien mitbringen. Und er darf keinem bei Biopol sagen, daß er weggeht.«
    Janie schwieg einen Moment. »Das wäre das Ende seiner Dienstzeit als Cop, wie du weißt. Ein ziemlich hoher Eintrittspreis.«
    »Janie«, sagte Tom müde, und endlich ließ sein Gesicht die Belastung der letzten Zeit erkennen, »wir bezahlen alle irgendeinen Preis. Einige eventuell mehr als andere. Aber bezahlen tun wir alle!«
    Nachdem sie die Verbindung unterbrochen hatte, blieb sie ein paar Minuten im Arbeitszimmer sitzen und dachte nach. Dann stand sie auf und ging in die Küche. »Michael …«

    »Sie haben sich gut versteckt«, bemerkte Michael. »Keiner bei Biopol hat über eine derartige Gruppe gesprochen.«
    »Sie waren sehr vorsichtig. Sie – ich schätze, jetzt sollte ich ›wir‹ sagen – haben einen eigenen Kommunikationssatelliten und ein Computersystem, über das wir mit den Mitarbeitern draußen im Feld verbunden sind – was jetzt im wesentlichen außerhalb des Camps bedeutet. Sie alle berichten regelmäßig.«
    In steifem Schweigen hörte Michael zu, während Janie ihm erklärte, was von ihm verlangt wurde.
    »Ich bekomme allmählich das Gefühl, daß sie mich als eine Art Schnäppchen ansehen«, fuhr er fort. »Vermutlich sollte ich mich geschmeichelt fühlen.«
    »Was wir im Augenblick alle fühlen sollten, ist Dankbarkeit, glaube ich.«
    »Verdammt noch eins – dafür, daß meine Karriere ruiniert wird?«
    »Dafür, daß dein Leben gerettet wird«, korrigierte Janie.
    Er wußte, daß sie recht hatte. Am Ende erlitten Biocops dasselbe Schicksal wie Mediziner. Ständiges Exponiertsein, geschützt oder nicht, forderte seinen Tribut.
    »Lieber Michael, es gibt noch einen Grund, warum ich meine, daß ihr mitkommen solltet. Ich habe eben Carolines Zeh untersucht, und mir gefällt nicht, wie er aussieht. Er ist infiziert. Und sie hat auch eine Infektion an einem Finger. Ich weiß

Weitere Kostenlose Bücher