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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Moment, bevor er antwortete: »Ich habe Angst, daß ich erwischt werde – klarer Fall.«
    Darauf hatte Janie keine schlagende Antwort parat. »Verständlich. Und es hätte mich überrascht, wenn es dir nicht unangenehm wäre. Aber sollten wir einen Weg finden, wie du reinkommst, ohne geschnappt zu werden, würdest du dann mitmachen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Vielleicht könnten wir uns eine Identität ausborgen.«
    Michael warf ihr einen mehr als vorwurfsvollen Blick zu. »Du meinst, einfach jemandem die Hand abschneiden?«
    Janie zuckte zusammen, als sie sich an die grauenhafte Episode in London erinnerte, mit der Michaels Beispiel zusammenhing.
    »Nein. Das glaube ich nicht.«
    »Aha«, sagte Michael. »Du willst bis zum nächsten Graben also wenigstens ein Jahr verstreichen lassen. Das ist nur recht und billig.«

    Nach entsprechendem Drängen von Janies Seite, das sogar sie selbst als ziemlich lästig bezeichnet hätte, ließ Michael durchblicken, daß jemand, wenn er erst im Computer war und eine Identität angegeben hatte, das besondere Infrarotgerät des Taschencomputers benutzen konnte: Dieses gehörte bei Biocops zur Standardausrüstung, um anonym in die Datenbank zu gelangen. Die Datenbank registrierte den Zugang dann unter dem Namen der betreffenden Person, die ursprünglich im Computer gespeichert war, und der wahre Eindringling hinterließ keinerlei Spur.
    »Und wie komme ich an so einen Taschencomputer?«
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, fuhr er auf. »Ich habe bloß deshalb einen, weil ich Lieutenant bin. Unter diesem Rang darf keiner so ein Ding benutzen.«
    Aha, dachte sie, er könnte es also übernehmen. Sie brauchte jetzt nur noch einen uneingeweihten Komplizen.
    Auf dem Heimweg von Caroline und Michaels Haus machte Janie bei einer der netter aussehenden Bars halt, die sie schon oft bemerkt, aber nie betreten hatte. An diesem Abend stand draußen keine Schlange, also fuhr sie sich rasch mit dem Kamm durchs Haar, strich ihr Kleid glatt und trat ein.
    Die Computerbar bestand ganz aus Glas und Chrom und war dämmrig beleuchtet. Der Fleischmarkt war um diese frühe Stunde so, wie Janie erwartet hatte, vielleicht ein wenig eleganter wegen seiner hochnäsigen Kundschaft. Die Happy Hour befand sich auf dem Höhepunkt. Neureiche junge Techno-Snobs strömten in Scharen herbei und gaben ihre Credits, die elektronischen Dollars, für überteuerte Drinks in einem Tempo aus, das einen Rockefeller beunruhigt hätte. Dabei warteten sie auf etwas Computerzeit. Sie saßen an ihren numerierten Terminals und tauschten mit attraktiven Gästen an anderen Terminals anonyme Witzeleien aus. Obwohl nun Janie mit ihren eigenen technologischen Kenntnissen durchaus zufrieden und von der Brillanz, die sich rings um sie entfaltete, nicht im mindesten eingeschüchtert war, fühlte sie sich doch reichlich fehl am Platze – sie war gute zwanzig Jahre älter als alle anderen Personen in dem Lokal.
    Daher setzte sie sich an ein Ende der Bar und trank unauffällig ein Glas Pinot Noir, während um sie herum das Spiel der Leidenschaften seinen Fortgang nahm. Sie beobachtete genau, wie sich diese glatten jungen Leute des Cyber-Zeitalters verhielten, und wartete auf ein Detail, das sie auf eine Idee bringen würde.
    Schließlich wurde sie belohnt, nicht durch das erwartete Detail, sondern durch ein Muster, das nach und nach sichtbar wurde. Sie war inzwischen bei ihrem dritten Glas Wein angelangt, das sie sich erlaubte, weil sie an diesem Abend mit dem Bus nach Hause fuhr – allein, aber zur Abwechslung einmal nicht unglücklich. Ihr fiel auf, daß die Leute an ihren Terminals miteinander Kontakt aufnahmen, nachdem sie im System waren; sobald jemand ein Interesse zeigte, stand der oder die Betreffende auf und ließ den Computer im operativen Modus weiterlaufen, während er sich echten menschlichen Kontakten widmete. Der Computer blieb dann noch weitere fünf Minuten aktiviert. Sie konnten sich also Zugang verschaffen – und die Person, die am Terminal gesessen hatte, würde ein Alibi haben. Ihr wäre nichts vorzuwerfen.
    Mit einem entschlossenen Ruck trank sie den Rest ihres Weins aus und verließ die Bar, ohne mit irgend jemand auch nur ein Wort gewechselt zu haben.
    »Morgen abend möchte ich mit dir ausgehen, nur wir beide allein«, sagte sie später, als ihr Schwips ein wenig verflogen war, am Telefon zu Caroline.
    »Aus welchem Anlaß?«
    »Es gibt keinen. Noch nicht. Aber ich arbeite daran.« Sie unterbreitete ihren

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