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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Plan.
    Widerstrebend erklärte sich Caroline zur Mithilfe bereit und machte das Angebot, das Janie sich erhofft hatte.
    »Caroline, das ist toll – du ahnst nicht, wie sehr ich deine Begleitung zu schätzen weiß.«
    Die Freundin jammerte ein wenig: »Ich hoffe, diesmal läuft es besser als das letzte Mal, als wir uns aufgemacht haben, um dir etwas zu beschaffen, was jemand nicht herausrücken wollte.«

KAPITEL 7
    Alejandros Pferd blieb den ganzen Nachmittag nervös, denn dem Geruch des Todes war nicht zu entkommen. Auf den Straßen wimmelte es von den aufgeblähten Leichen der Männer, die bei dem Versuch gefallen waren, dem Zorn von Charles von Navarra zu entgehen. Bald erreichte Alejandro einen Abschnitt des Weges, wo die Toten verkohlt waren, als sei irgendein großzügiger Wohltäter vorbeigekommen und habe das nötige Öl geopfert, um die Gefallenen wenigstens so weit zu verbrennen, daß die Tiere sich von ihnen fernhielten.
    Vor zehn Jahren, als sie in Richtung Calais an Paris vorbeiritten, um nach England überzusetzen, hatte er ähnlich Schreckliches gesehen. Die Pest, die ihren tödlichen Kuß auf jede zweite Stirn drückte, der sie auf ihrem grauenhaften Zug durch Europa begegnete, hatte in Frankreich verheerend gewütet. Damals waren die Krieger noch jung und Öl reichlich vorhanden, weit reichlicher als Männer mit der Kraft, Gräber auszuheben. Also verbrannte man die Leichen, wo sie gerade lagen, und er hatte die Scheiterhaufen noch vor Augen. Die Beschreibung einer derartigen Strecke befand sich in seinem längst verlorenen Buch der Weisheit.
    Wer las wohl jetzt darin, wenn überhaupt jemand? Wer befaßte sich mit den Geheimnissen seines Lebens, den Intimitäten seiner Seele, die er auf den Pergamentseiten preisgegeben hatte? Er würde es nie erfahren, wenn er nicht nach England zurückkehrte, und das lag in weiter Ferne.
    Jetzt kam er an brennenden Leichen vorbei, deren Flammen noch nicht erloschen waren, und er ertappte sich beim ständigen Gebet für die Seelen dieser Toten. Nach einer Weile lenkte er das unglückliche Pferd von der Straße fort und ritt parallel zu ihr durch den Wald, denn er wollte auf seinem Ritt keinerlei Spur hinterlassen.
    Rast legte er an jedem Brunnen auf dem Weg nach Paris ein; wenn das Wasser ihm gut erschien, ließ Alejandro es durch sein Tuch laufen und stillte seinen Durst. An einer Stelle kam es ihm besonders wohlschmeckend vor, also filterte er es in seinen Wassersack und trank, bis er zu platzen glaubte.
    Als Roß und Reiter nicht lange nach der letzten eine weitere Quelle erreichten, war er selbst nicht durstig, aber trieb sein Pferd zu ihr. Die Quelle war nur ein dünnes Rinnsal, und er sah nichts von Fischen, Fröschen oder Insekten. Das Pferd blieb unbewegt stehen.
    »Was ist, mein Freund, bist du der nächsten Tränke so sicher, daß du es dir leisten kannst, diese zu verschmähen? Aber du bist sicher klüger als der Mann in deinem Sattel.« Er saß ab, nahm die Zügel und führte das Tier an die Quelle heran. Doch es wollte nicht trinken.
    »Es stimmt also, was man über ein Pferd sagt, das zum Wasser geführt wird.« Er streichelte den Hals des Tiers. »Ich hatte das für ein Ammenmärchen gehalten.«
    Er kniete neben dem Rinnsal nieder und tauchte die Finger hinein; unterdessen prickelte in seiner Nase ein vertrauter Geruch. Schwefel. Derselbe Geruch, den er vor Mutter Sarahs Hütte in der Nähe von London wahrgenommen hatte.
    Tiefer gebeugt schnupperte er noch aufmerksamer. Das mußte es sein – und er hatte geglaubt, er werde dieses Element nie wieder finden! Er lief zu seinem Pferd zurück und nahm seinen Wassersack. Nachdem er reichlich von dem gefilterten Wasser getrunken hatte, schüttete er den Rest aus. Und ohne sein Tuch aus Nippon zu benutzen, füllte er das Gefäß mit der magischen gelblichen Flüssigkeit, die aus der Erde sickerte.
    Unbedingt würde er sich einen zweiten Wassersack besorgen müssen. Aber das war ihm gleich. Diese Gelegenheit durfte er sich nicht entgehen lassen.

    »Eigentlich sollten wir längst in Paris sein«, sagte Kate unglücklich.
    »Es ist nicht mehr weit.«
    »Aber wir reiten und reiten, und es sieht aus, als kämen wir niemals ans Ziel … Ich verstehe nicht, warum Ihr diese Strecke gewählt habt. Père wird sich Sorgen machen.«
    Nicht zum erstenmal protestierte sie gegen die indirekte Route, und wie zuvor tat Guillaume Karle sein Bestes, ihre Zweifel zu zerstreuen. Wenn sie sich nicht ignorieren ließen,

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