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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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»Alles, was Sie für hilfreich halten!« Mit verkniffener Miene gab sie den Brief zurück. »Haben Sie schon etwas gehört wegen … der finanziellen Mittel?«
    »Nein, tut mir leid. Aber ich bleibe am Ball. Und zwar, solange es irgend geht. Wir sind noch längst nicht am Ende.«
    »Gut. Ich möchte Ihnen für Ihre Ausdauer danken.«
    »Hoffen wir, daß sie sich auszahlt.« Janie schwieg einen Moment. »Und was haben sie Ihnen hier dazu gesagt, daß Abraham aufgewacht ist?«
    »Überhaupt nichts!«
    Janie warf ihr einen Blick zu, der bedeutete: Wieso dann …
    »Dr. Crowe, ich bin seine Mutter. Eine Mutter kennt ihr Kind.«
    Janie konnte ihr nicht widersprechen.

    Sie war nervös wegen des Schlafmangels und verwirrt über die Ereignisse der Nacht; am liebsten wäre sie zum Essen nach Hause gegangen und hätte dann einen Mittagsschlaf gehalten, um wieder klar denken und den verrückten Ereignissen, die auf einmal um sie herum zu passieren schienen, einen Sinn abzugewinnen. Bitte, laß mich einfach einschlafen, und wenn ich die Augen wieder aufmache, laß es Weihnachten und all diese Probleme gelöst sein. Ohne, daß sie es wollte, ging ihr ein Weihnachtslied mit fremdem Text durch den Kopf … Allmählich sieht es hier aus wie in London …
    Ihr Magen begann sich zu verkrampfen. Oh, bitte, nein! Nicht London. Alles andere, nur nicht London …
    … mit seinen Compudocs und Biocops und lächelnden, freundlichen Leuten, die einen einbuchteten, wenn man ohne Taschentuch nieste, aber erst nach dem tadellos höflichen Angebot von Tee. Es war ihr so angenehm vorgekommen am Anfang, so zivilisiert und geordnet; aber als sie auf der Flucht war, hatte sie die Beine in die Hand genommen und nur noch gedacht: Zu Hause ist es doch am besten, zu Hause ist es doch am besten …
    Doch heute war sogar der Gedanke an ihr Zuhause nicht so anziehend wie sonst, und zwar aus Gründen, über die Janie nicht nachdenken wollte. Sie tat, was ihr unausgeschlafener Verstand ihr sagte, ging in eine nahe Imbißstube, um sich mit Koffein aufzuputschen und vielleicht einen Bissen zu essen.
    An einem normalen Tag hätte sie sich in die versteckteste Ecke gesetzt, die sie finden konnte, ihren Laptop aufgeklappt und gleichzeitig mit ihrem Sandwich die Nachrichten des Lokalsenders in sich aufgenommen. Zuerst die internationalen, dann die nationalen, schließlich, wenn sie noch Zeit hatte, etwas beschämt die Klatschseite. Das war eine zuverlässige und vertraute tägliche Routine, doch dafür fehlte ihr auf einmal schmerzhaft die Hardware. Jedesmal, wenn John Sandhaus sich darüber beschwerte, daß Computer zuviel Macht besäßen, und schließlich einen Aufstand gegen diese Technologie vorhersagte, die er als neuen Bolschewismus bezeichnete, jedesmal, wenn er etwas nach seinem eigenen Computer geworfen und um den Sturz der großen Datenbanken gebeten hatte, die auf einmal alles über jeden zu wissen schienen, pflegte Janie ihm mit erhobenem Zeigefinger zu drohen: Beißen Sie sich auf die Zunge, Sie Neandertaler. Wie sollten wir ohne Computer leben? Und jetzt saß sie da und beantwortete ihre eigene Frage mit dem Kauf einer Zeitung.
    Leider allerdings war der »Zeitungs-Automat« nichts anderes als ein Internet-Terminal mit angeschlossenem Drucker, der ihr gestattete, mit ihrem ID-Sensor zu bezahlen. Sie legte die Hand flach auf die entsprechende Stelle, drückte einen Knopf, trat dann zurück und sah zu, wie das Nachrichtenblatt ausgedruckt wurde, eine Kopie der Lokalzeitung, die jede Stunde auf den neuesten Stand gebracht wurde. Sie wußte, daß einige der neueren Automaten die Zeitung sogar falteten.
    Doch dieser nicht. Sie faltete sie selbst und genoß dabei das tröstliche, vertraute Knistern des Papiers. Mit den noch druckwarmen Seiten unterm Arm holte sie sich an der Theke ein Sandwich und einen Kaffee und schlenderte durch die Tischreihen, bis sie einen fand, der entlegen genug war. Steif setzte sie sich hin. Auf einmal fühlte sie sich alt und müde.
    Dann legte sie die Zeitung so auf den Tisch, daß sie die obere Hälfte sehen konnte, und las die dicke Überschrift:

    GESUNDHEITSBEHÖRDEN BEFÜRCHTEN NEUEN AUSBRUCH

    Ihr stockte der Atem. Das war der zweite derartige Artikel in ebenso vielen Tagen. Aber MR SAM war so sehr Teil ihres Lebens, daß er kaum mehr Nachrichtenwert besaß. Man berichtete in den größeren Presseorganen nur darüber, wenn er hart und schnell zugeschlagen hatte.
    Sie stellte ihre Kaffeetasse ab. Es muß also ernst

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