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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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einen grauen, metallenen Safe, der in den Schrank eingebaut war.
    »Dreh dich um«, sagte Tom zu ihr, »sonst foltert dich noch jemand, um dir die Kombination zu entlocken.«
    »O bitte, wenn mich das aufwecken würde …«
    Er lachte und drückte eine Reihe von Knöpfen auf der Schalttafel. Die äußere Tür öffnete sich. Dann tat er dasselbe bei der Innentür.
    »Das muß ja ein toller Safe sein«, sagte Janie, die ihm noch immer den Rücken zuwandte. »Was hast du da drin, Staatsgeheimnisse?«
    »Nur deine«, sagte er. »Keiner meiner Mandanten ist auch nur annähernd so interessant wie du.« Er kramte im Safe herum, nahm den Umschlag heraus, den sie ihm gegeben hatte, kam auf die andere Seite des Schreibtischs und überreichte ihn ihr. »Wenn du willst, kann ich dir eine Tasse Kaffee besorgen. Der würde dich vielleicht ein bißchen munter machen.«
    Als hätte sie ihn nicht gehört, nahm sie den Umschlag mit beiden Händen und hielt ihn vor sich, während sie mit den Fingern nach dem Inhalt tastete. Sie legte ihn auf ihren Schoß, öffnete die Lasche und nahm vorsichtig das Journal heraus. Sie öffnete den hinteren Deckel des alten Bandes mit großer Behutsamkeit. Tom sah gebannt zu, wie sie eine Datendiskette des dritten Jahrtausends aus einer Handschrift des vierzehnten Jahrhunderts zog.
    »Soll ich raten, welches von den beiden Dingen du mitnehmen willst?«
    »Die Diskette«, kam sie ihm zuvor, »aber nur für die Dauer einer Kopie. Dann bringe ich sie zurück. Das Journal werde ich dalassen, vielleicht noch ein paar Tage, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Ich habe überhaupt nichts dagegen. Und ich kann dir diese Kopie wahrscheinlich gleich anfertigen, wenn du willst. Dann kannst du die Zweitausführung mitnehmen und deine Diskette wieder in den Safe tun.«
    In ihrem etwas aufgelösten Zustand war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, um etwas so Einfaches zu bitten. »Das wäre toll – es würde mir einige Unannehmlichkeiten ersparen.«
    Tom drückte auf den Knopf des Sprechgeräts. Ein paar Augenblicke später trat seine Sekretärin ein. »Bitte machen Sie uns hiervon eine Kopie, ja?«
    »Selbstverständlich.«
    Nachdem das erledigt war, bot er Janie wieder Kaffee an.
    »Danke, aber ich glaube, ich werde einfach mein Ding nehmen und gehen. Ich bin so müde, daß ich kaum folgerichtig denken kann. Das war ein verrückter Tag.«
    »Eine verrückte Nacht, meinst du.«
    »Nein, ich meinte den Tag – heute sind ein paar Sachen passiert …«
    Ihr Zögern veranlaßte Tom zu der Frage: »Irgend etwas, worüber du reden möchtest?«
    »Ja. Über einiges werde ich mit dir zu reden haben. Aber nicht jetzt. Da muß ich erst mal was verdauen. Morgen vielleicht.«
    Monica kam mit den beiden Disketten zurück. Janie steckte eine in den Umschlag, die andere in ihre Handtasche. Dann reichte sie den Umschlag Tom, der ihn wieder im Safe einschloß.
    »Okay«, sagte sie, »ich denke, das wär’s. Ich sollte jetzt wohl besser nach Hause gehen, bevor ich zusammenbreche. Es ist zwar nicht besonders verlockend, aber leider ratsam.« Sie kicherte freudlos. »Und schließlich wohne ich da.«
    »Ich fahre dich. Für heute bin ich ohnehin fertig.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut. Hier habe ich nicht genug Ruhe, um mich zu konzentrieren – das kann ich in meinem Arbeitszimmer zu Hause besser als hier.«
    »Du bist so lieb zu mir, Tom. Danke. Sicher würde ich im Bus einschlafen.«
    »Na, das können wir doch nicht erlauben!«

    Es fühlte sich nicht wie ein Zuhause an, als sie dort anlangte – ein beschmutztes und vergewaltigtes Heim, sogar korrumpiert. Janie wußte, mit der Zeit würde das Gefühl weichen, aber im Augenblick war es noch übermächtig. Sie öffnete die Tür mit dem Schlüssel und tat einen vorsichtigen Schritt. Tom folgte ihr auf dem Fuß.
    Die Überreste des Chaos erwarteten sie, aber es war nicht allzu schrecklich; vieles von dem, was ausgeleert oder umgeworfen worden war, hatten die freundlichen Cops, die Michael mitgebracht hatte, schon mitten in der Nacht wieder aufgeräumt. Aber Janie wußte, damit die Ordnung ihren Maßstäben genügte, brauchte sie etwas Zeit allein mit Eimern, Bürsten und Schrubbern. Und Maria Callas. He, vielleicht auch einem Exorzisten …
    Und gleich am Ende des Gangs gab es ein Bett, ihr Bett, mit sauberen, kühlen Laken, weichen Kissen und einer mit Seide bezogenen Daunendecke.
    Sie nahm den Hörer ab, und der Wählton verriet ihr, daß die Telefongesellschaft ihr Versprechen

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