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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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gebessert«, sprudelte die Mutter heraus. »Er wacht hin und wieder auf.« Ihr Lächeln war bewegend hoffnungsvoll.
    Janie wartete ein paar Sekunden, bevor sie etwas sagte. Eine Veränderung des Bewußtseins war zwar ein positives Zeichen, hatte aber bei einer Rückgratverletzung nicht unbedingt viel zu bedeuten. Doch sie behielt diese traurige Feststellung für sich und bemühte sich, erfreut auszusehen. »Das ist wunderbar«, sagte sie leise. Sie ging wieder zur Tür und schaute hinaus auf den Gang – niemand war zu sehen, also schloß sie die Tür. Dann kehrte sie an Abrahams Bett zurück und bat die Mutter mit einem fragenden Blick um Erlaubnis. Mrs. Prives nickte eifrig.
    Janie untersuchte den Jungen rasch im Hinblick darauf, ob sich sein Zustand wirklich gebessert hatte. Doch der war im wesentlichen unverändert, soweit sie bei dieser oberflächlichen Bestandsaufnahme feststellen konnte. Dann kratzte sie ein paar Hautzellen von einem seiner Arme und ließ sie in eine Plastiktüte fallen, die sie sorgfältig verschloß. Sie sah sich die computerisierte Akte an, die am Fußende des Bettes hing, und empfand schmerzhafte Frustration; ihr Identitätschip gehörte nicht zu denen, die Zugang dazu hatten. Selbst wenn Mrs. Prives ihr gestattete, sie sich anzusehen, würde ihr fehlender offizieller Status es nahezu unmöglich machen, die Krankenhausverwaltung von ihrer Kompetenz zu überzeugen. Und Chet würde ihr keine Hilfe sein. Im Gegenteil!
    Aber sie fand sich damit ab, denn wahrscheinlich enthielt die elektronische Datei nicht sehr viel mehr, als sie bereits wußte. Und sie hatte nicht das Herz, dieser hoffenden Mutter zu sagen, daß es nicht Abrahams größtes Problem sein würde, das Bewußtsein wiederzuerlangen. Er ist nicht nur gelähmt, dachte sie, sondern wenn er zu sich kommt, wird er sich dessen auch bewußt. Doch seine Mutter freute sich offenbar, und sie hatte ein wenig Erleichterung verdient – sei es auch nur für kurze Zeit.
    Janie behielt ihre Gedanken also für sich und wandte sich einem anderen Thema zu. »Dieses Sommerlager, in dem Abraham war und wo er die Injektion wegen dieser Biber-Sache bekam – ich würde mir das gern genauer ansehen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Warum?«
    »Nach dem, was Sie mir erzählt haben, könnte er einem Bakterium ausgesetzt gewesen sein, das Giardia heißt. Es handelt sich um eine parasitäre Erkrankung, und sie wird durch Kontakt mit jeder Wasserquelle verbreitet, in der die betreffenden Sporen leben. Die Symptome können manchmal schwer feststellbar sein«, log sie, »aber es treten bisweilen« – sie sah Abraham vielsagend an – »Nachwirkungen auf. Manchmal erst Jahre später.«
    Mrs. Prives’ Lächeln schwand. »Du liebe Zeit, ich hatte keine Ahnung … niemand hat damals etwas gesagt.«
    »Nun, es ist nicht allgemein bekannt, und um Ihnen die Wahrheit zu sagen, während der Zeit der schlimmsten Ausbrüche haben wir nicht sonderlich auf Nebenerscheinungen wie Giardia geachtet. Unsere ganze Aufmerksamkeit galt MR SAM. Aber ich frage mich, ob Sie vielleicht noch Aufzeichnungen aus dieser Zeit haben.«
    »Ich habe nichts aufgehoben. Als wir das letztemal umgezogen sind, habe ich alles weggeworfen, was nicht absolut notwendig war.« Sie lächelte dünn. »Nach einer Weile wird man es leid, alles mit sich herumzuschleppen, und nach den Ausbrüchen, nun ja, da schienen diese ganzen Papiere irgendwie unwichtig – wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Stimmt!« Janie nickte.
    »Aber ich erinnere mich an nichts dergleichen vom letzten Großreinemachen.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich das Lager kontaktiere und mir Abrahams Unterlagen zeigen lasse?«
    »Nein. Überhaupt nicht.« Mrs. Prives schwieg einen Moment. Sie wirkte sowohl nachdenklich als auch verwirrt. Dann sah sie Janie direkt in die Augen: »Sie vermuten doch nicht …« Anscheinend konnte sie die Frage nicht beenden.
    Daß sein Aufenthalt in diesem Lager etwas mit seinem gegenwärtigen Zustand zu tun hat? Darauf können Sie wetten. Ich weiß nur noch nicht, was. Doch wieder log Janie. »Das bezweifle ich. Und ich möchte keine Spekulationen anstellen. Aber ich glaube, ein Blick darauf lohnt die Mühe. Ich werde eine Vollmacht brauchen.«
    Sie griff in ihre Tasche und nahm ein Blatt Papier und einen Stift heraus. »Hier habe ich eine mitgebracht, für den Fall, daß …«
    Mrs. Prives griff nach Blatt und Stift und kritzelte ihre Unterschrift darunter, ohne den Text auch nur zu lesen.

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