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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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ein hoffnungsloser Fall«, gestand Myra. »Bei seltenen Stücken werde ich schrecklich sentimental. Aber ich kann Ihnen sagen, es ist lange her, daß ich wirklich über etwas Neues geweint habe.« Sie schniefte ein wenig. »Wenn das zutrifft, was Sie behaupten, und auf den ersten Blick sieht es sehr danach aus, dann ist dies« – sie fuhr in der Luft mit der Hand über das Journal, als wolle sie es segnen – »absolut märchenhaft.«
    Erneut senkte sie den Blick auf die Seite. »Alejandro Canches«, las sie laut. »Spanisch. Das war ein relativ häufiger Familienname. Aber für einen Juden aus jenem Jahrhundert ist der Vorname ungewöhnlich.«
    »Ich weiß sehr wenig über diese geschichtliche Epoche – nur, was ich gelesen habe, seit ich im Besitz des Journals bin«, räumte Janie ein. »Ich habe versucht, mir den zeitlichen Kontext zu vergegenwärtigen, aber das ist schwierig … und der größte Teil des Journals handelt nicht von seinem Leben in Spanien, sondern von seinen Studien in Frankreich und den späteren Reisen. Diesen Teil habe ich für mich übersetzen können, wobei mir Fachleute für altertümliches Französisch, die ich im EdNet fand, sehr geholfen haben. Aber der ganze Anfang, das Hebräische, damit bin ich einfach nicht klargekommen.«
    Sie verstummte und hoffte für einen kurzen Moment, Myra würde sagen: Oh, keine Sorge, meine Liebe, ich schaffe das schon. Aber die Kuratorin schwieg.
    »Können Sie mir sagen, was da steht?« fragte Janie schließlich.
    Myra betrachtete kurz den hebräischen Text und schnaufte ein paarmal. Es klang frustriert. »Nein, das kann ich nicht. Jedenfalls nicht ohne riesige Anstrengung. Es wird nicht unmöglich sein, das übersetzen zu lassen; aber ich fürchte, es gibt nicht gerade viele Leute, die dazu imstande sind. Mit einigen kann ich mich in Verbindung setzen.«
    »Das wäre wunderbar«, freute Janie sich. »Wirklich wunderbar.«
    »Es könnte einige Zeit in Anspruch nehmen.«
    »Das verstehe ich.«
    Myra untersuchte einige Augenblicke lang den äußeren Einband. Sie drehte das Journal um und betrachtete den Rücken, anschließend das Deckblatt. »Hmm«, sagte sie, als sie es wieder umdrehte. »Da kommt mir etwas ziemlich eigenartig vor. Vermutlich ist Ihnen das nicht aufgefallen, aber …«
    Janie kicherte fast. »Es gibt eine Menge Dinge, die mir nicht auffallen. Was genau meinen Sie?«
    »Nun, ich glaube, es ist neu gebunden worden. Die Seiten, meine ich. Tatsächlich bin ich dessen fast sicher – außer, es handelt sich um eine Fälschung, was ich sogar nach so oberflächlicher Betrachtung nicht glaube.« Sie sah sich die hinteren Seiten des Buches an und betrachtete kurz die jüngsten Einträge in englischer Sprache. »Das Hebräische müßte eigentlich hier stehen. Wir schreiben von rechts nach links und beginnen die Bücher hinten.« Abermals kehrte sie wieder zum Anfang zurück und studierte für einen Moment das Titelblatt. »Die Seiten haben nicht die Reihenfolge, die ich erwartet hätte. Dieses Journal ist also irgendwann auseinandergenommen und neu gebunden worden.«
    Sie öffnete eine Schublade und nahm einen metallenen Zeigestock heraus. »Schauen Sie. Genau hier. Das ist eine neue Naht.«
    »Du meine Güte …«
    »Oh, das vermindert den Wert oder die Bedeutung des Journals nicht – es ist einfach nur eigenartig. Vielleicht hat es irgend jemandes Ordnungssinn schrecklich gestört, daß das Hebräische hinten stand. Dieser Zwischenbesitzer kann also wohl kein Jude gewesen sein.«
    »Das weiß ich natürlich nicht«, meinte Janie zögernd, »aber meist waren die Leute, die den Band nach Alejandro hatten, Engländer – und merkwürdigerweise sogar alle, bis auf den letzten Eigner vor mir, Frauen.«
    Myra warf Janie einen argwöhnischen Blick zu, während sie behutsam eine Pergamentseite umblätterte. »Dahinter muß eine Geschichte stecken.«
    Janie schwieg einen Augenblick lang. »Sie können es selbst lesen. Aber Sie werden feststellen, daß Alejandro Canches grundsätzlich auf der Flucht war. Nur Medizin studierte er länger in Frankreich.«
    »Sicher in Montpellier.«
    »Ja! Woher wissen Sie das?«
    »Das dürfte so ziemlich der einzige Ort gewesen sein, der ihn aufgenommen hätte.«
    »Oh!« Janie war etwas beschämt. »Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Wie sollten Sie auch! Sei es, wie es sei, fahren Sie fort.«
    »Er mußte durch ganz Europa fliehen, weil er einen Bischof umgebracht hatte.«
    »Ach du liebe Güte … nicht gut für einen

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