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BENUTZT: Psychothriller

BENUTZT: Psychothriller

Titel: BENUTZT: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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darauf wartete, dass sie ihn hineinließ, den Job etwas in den Hintergrund zu drängen. Den ganzen Spaziergang über waren ihm die einzelnen Erkenntnisse über den Tod dieses jungen Mannes durch den Kopf gegangen, doch einen Fall mit so wenig greifbaren Fakten, hatten sie schon lange nicht mehr. Wenn man genau darüber nachdachte, kam man zu dem Schluss, dass praktisch alles fehlte. Es war kein Motiv zu erkennen, sie wussten nichts darüber, wie oder warum der Mann in den Wald gekommen war, ja nicht einmal, wer der Tote überhaupt war, wussten sie.
Als Jenni ihm lächelnd die Tür öffnete, zuckte Mike ertappt zusammen und ihm wurde klar, dass das mit dem Verdrängen nicht geklappt hatte.
»Du siehst etwas fertig aus!«, war nicht die Begrüßung, die er sich vorgestellt hatte. Doch dann gab Jenni ihm doch noch einen Begrüßungskuss, und der Fall war vergessen. Trotz der Kälte draußen war sie ziemlich luftig angezogen, was seiner Aufmerksamkeit einen anderen Fokus gab. Er trat ein, zog sich Jacke und Schuhe aus und folgte ihr in die kleine, aber gut ausgestattete Küche. Sie warf einen Blick in den Backofen und stellte fest: »Das Essen braucht noch ein bisschen, machst du uns den Wein auf?« Statt zu antworten, nahm er Jenni in den Arm und gab ihr einen langen Kuss. Dann erst öffnete er die Flasche und goss etwas in die bereits bereitgestellten Gläser. Als sie angestoßen, und einen Schluck getrunken hatten, fragte Jenni: »Du hast am Telefon einen neuen Fall erwähnt. Kommt ihr voran?« Mike winkte ab und erwiderte: »Sei mir nicht böse, aber lass uns lieber von etwas anderem sprechen. Ich zermartere mir schon den ganzen Tag das Hirn, aber wir haben so gut wie nichts, außer einer Leiche, von der wir noch nicht einmal wissen, wer es ist.« Mike nahm noch einen größeren Schluck und fragte dann: »Wie läuft es bei dir, was macht die Spielbranche?« Jenni setzte sich auf die Anrichte: »Geht so. Im Augenblick gibt es kaum neue Games, die kommen alle erst kurz vor Weihnachten raus. Das einzig Spannende ist ein Film auf YouTube. Das heißt, eigentlich ist es mehr die Vorschau auf ein ziemlich gestörtes Reality-Spiel.« Mike runzelte die Stirn. Im Grunde konnte er diesen ganzen Hipe, der um Computerspiele gemacht wurde, nicht nachvollziehen; trotzdem fragte er: »Was heißt „ gestört“ ? Worum geht es dabei?«
»Nun, so wie ich es verstanden habe …«, antwortete Jenni, die jetzt in ihrem Element war, »… geht es darum, dass die Mehrheit der Spieler darüber entscheiden kann, wie man die Wahrheit aus einem Menschen heraus bringt. Am Ende soll herausgefunden werden, welche der Spielfiguren schuldig ist. Kurz gesagt: Jeder der Mitspieler wird zum Richter erhoben.«
»Und das macht Spaß? Ich meine, es sind doch nur virtuelle Spielfiguren. Wo ist da der Reiz?«, zweifelte Mike.
»Das ist ja das Neue daran. Sicher ist alles Fake, aber die Spielfiguren sind echte Menschen. Man steuert quasi Schauspieler.«, erklärte Jenni.
»Wer lässt denn so was mit sich machen?«, fragte Mike kopfschüttelnd.
»Keine Ahnung, aber ich denke, es wird schon ein paar Euro dafür geben. Jedenfalls wirkt der YouTube-Trailer sehr professionell, für meinen Geschmack ist er allerdings viel zu hart. Ich glaube nicht, dass sich sehr viele Frauen für so ein Folterspiel finden werden!«
Mike stellte sein Glas beiseite, sagte: »Lass uns nicht über Folter reden«, und gab Jenni noch einen Kuss, diesmal jedoch fordernder. Doch Jenni zog ihren Kopf zurück, rutschte neben Mike von der Anrichte und blickte erneut in den Ofen: »Wir können essen, nimmst du den Wein mit rüber?«

Die beiden genossen den Abend mit Jennis Essen, tranken noch eine zweite Flasche Wein und liebten sich anschließend. Gegen 23 Uhr zog Mike sich wieder an, verabschiedete sich und ging durch den leichten Nieselregen zurück zu seiner Wohnung. Für ein paar Stunden hatte er es tatsächlich geschafft den Fall zu vergessen, doch jetzt kam alles wieder zurück. Nicht dass er sonderlich schockiert wäre, es wurmte ihn einfach, dass sie sowenig wussten. Im Grunde war es ja genau das, was seinen Job ausmachte, allerdings mit der Konsequenz, dass kaum etwas anderes daneben Platz hatte.
Als er das Wohnhaus erreicht hatte, stellte er wieder einmal fest, wie fremd sich alles noch anfühlte. Er wohnte nun schon ein dreiviertel Jahr hier, aber die Geister seiner Vergangenheit waren kaum blasser geworden. Wenn er die Wohnung betrat, wartete er immer noch darauf, dass sein

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