BENUTZT: Psychothriller
verstehen, und am liebsten hätte er die Frau in den Arm genommen. Überhaupt war Frau Magwart nicht so, wie Peter sie ihm beschrieben hatte. Statt einer unnahbaren, hässlichen Richterin, saß hier eine Frau, die sehr zerbrechlich wirkte. Mike schätzte sie auf Mitte vierzig, und man sah ihr an, dass ihr Amt nicht spurlos an ihr vorübergegangen ist.
Als der Trailer endete, drehte sich auch die Richterin wieder zu dem Bildschirm, und alle warteten gespannt, wie es nun weiterging.
Nachdem sich das Bild auf dem Monitor für eine kurze Zeit verdunkelt hatte, begannen nun langsam einige Lampen zu glimmen, und die Konturen eines Stuhls schälten sich aus der Dunkelheit. Langsam, wie in Zeitlupe, wurde das Licht soweit verstärkt, bis man gerade so erkennen konnte, dass auf dem Stuhl eine in schwarz gekleidete Person saß.
Die Art dieser Inszenierung erinnerte Mike an Szenen von Hinrichtungen, wie man sie aus Mittelalterfilmen kannte, denn nach einigen Sekunden wurde deutlich, dass der Mann nicht einfach schwarze Kleidung, sondern die typischen Kutte eines Henkers trug. Eine nach oben spitz zulaufende Kapuze verhüllte den gesamten Kopf, und das einzig Sichtbare waren zwei stechend blaue Augen, die kalt durch schmale Sehschlitze blickten.
Nach einigen Sekunden absoluter Stille begann der Mann ohne jede Gestik, dafür mit sonorer Stimme zu reden.
»Willkommen in meinem Reich. Einem Reich, in dem ihr an die Grenzen eures Gewissens stoßen werdet.« Die Stimme verhallte, und zeitgleich schien sich die Kamera etwas zu entfernen, was ihren Blickwinkel breiter machte. Erst sah es aus, als hätten ein paar Glühwürmchen ihr Licht eingeschaltet, dann wurde aus den glimmenden Punkten eine durchgehende, wenn auch schwache Beleuchtung. Der Mann in seiner Henkerskutte hatte sich nun erhoben und machte mit beiden Armen eine ausladende Bewegung. Dann donnert seine jetzt herrisch klingende Stimme durch den gewölbeartigen Raum: »In dieser Arena werdet ihr zu Richtern erhoben! Es wird eure
Stimme sein, die über Glück oder Leid richten wird!«
Weitere Lichter kamen dazu, und nun fand man sich inmitten eines Schrecken versprechenden Platzes wieder. An allen drei Seiten des Gewölbes befanden sich käfigartige Nischen, in denen nichts als je eine einfache Pritsche stand. Das Licht wurde wieder herunter gedimmt, und der Mann sprach weiter.
»Früher, wie heute, wurden Menschen durch Irrtümer, Falschaussagen und Folter zu Unrecht beschuldigt und verurteilt.« Es folgte eine kurze Pause. »Viele von euch kennen die fassungslose Wut, wenn so etwas passiert, aber kaum einer hat eine Vorstellung davon, wie es ist, die Macht über andere Menschen zu haben! Dieses Reality-Game gibt euch diese Macht!«
Nun fuhr die Kamera soweit an ihn heran, dass nur noch das schwarz verhüllte Gesicht und die stechenden Augen zu sehen waren, dann wurde seine Stimme fast zu einem Flüstern: »Drei Frauen werden eines schweren Verbrechens beschuldigt! Schafft ihr es die Schuldige zu identifizieren, oder werden alle Drei in die Hölle fahren? Es liegt an euren Entscheidungen, ob ein unschuldiger Mensch bis an die Grenze seines Verstandes gequält wird. Doch nicht nur ihr, sondern auch die drei Gefangenen haben es in der Hand, ihr Schicksal zu lenken. Zeigen Sie Mitgefühl, haben sie eine Chance, neigen Sie dagegen zu Egoismus und Hass, wird es für Keine ein gutes Ende geben!«
Während sich die Kamera in Zeitlupentempo zurückzog, folgte die Einladung zum Spielstart mit den Worten: »DIE DREI erwarten dich am kommenden Donnerstag um 23:59 unter diesem Link. Alles, was die Frauen am Leben erhält, sind deine Entscheidungen … triff sie mit Bedacht!«
Nun wurde noch eine Internetadresse eingeblendet und der Bildschirm immer dunkler, bis schließlich nur noch ein einzelner weißer Pixel in der Mitte übrig blieb. Dann verkündete das Medienprogramm das Ende des gezeigten Films.
Was nun folgte, war sekundenlanges Schweigen. Keiner in Karls Büro fand die richtigen Worte, um als Erster etwas zu sagen. Erst als die Richterin ihre Gefühle halbwegs unter Kontrolle hatte, sah sie Karl an und fragte: »Hat dieser Wahnsinnige auch noch meine Tochter?«
Karl sah Frau Magwart in die Augen, kniff erst die Lippen zusammen und antwortete dann schon fast entschuldigend: »Nachdem es sicher ist, dass er Ihren Sohn …«, man sah, wie Karl nach den richtigen Worten suchte,» … benutzt hat, müssen wir davon ausgehen.«
Nachdem die Worte etwas gesackt waren, fragte er: »Haben
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