BENUTZT: Psychothriller
LEDs auf, und trotz der frühen Morgenstunden fragte schon nach wenigen Sekunden eine tiefe Männerstimme: »Ja, bitte?«
Mike hielt seinen Dienstausweis vor die Kamera und stellte sich vor. »Und wer ist die andere Person?« Offenbar gab es noch mehr versteckte Kameras, da Natalie ein gutes Stück entfernt von Mike stand. Als auch sie sich mit Ausweis vorgestellt hatte, öffnete sich eine kleinere Tür, die in einen Flügel des Tores integriert war und ließ die beiden Kommissare auf das Grundstück.
»Nicht schlecht!«, stellte Mike mit Blick auf das zweistöckige Haus fest.
»Aber hässlich modern!«, missbilligte Natalie den Betonklotz.
Als sie die Eingangstür erreicht hatten, stand dort bereits ein hochgewachsener Mann mit grau melierten Haaren und sportlicher Figur. Irgendwie hatte Mike erwartet, dass Magwarts Mann klein, unscheinbar und bierbauchig war, doch der hier war das Gegenteil!
Die beiden Kommissare gaben Herrn Magwart die Hand und versicherten ihm ihr Beileid zum Tod seines Sohnes, dann traten sie ein und wurden in ein Arbeitszimmer geführt.
Herr Magwart nahm hinter seinem ausladenden Schreibtisch Platz, und Mike schoss sofort das Wort „ Autoritä t“ in den Kopf. Von der zunächst freundlichen Begrüßung war dem Mann nun nichts mehr anzumerken. Stattdessen griff er zu dem Monitor, der auf einer Ecke des Schreibtisches stand, drehte ihn so, dass auch Mike und Natalie das Spiel sehen konnten, und fragte zynisch: »Sollten Sie nicht besser dort sein und meiner Tochter helfen?« Dann sah er selbst kurz auf den Spielverlauf und stellte noch harscher fest: »Sie wird gerade zum zweiten Mal gefoltert!«
Mike blickte kurz zum Fenster hinaus, dann wieder zu dem Mann: »Glauben Sie mir, ich kann besser als jeder andere verstehen, wie Sie sich fühlen, da ich schon in einer ganz ähnlichen Situation war!« Mike senkte kurz den Blick, war aber sofort wieder bei der Sache: »Ich will ehrlich zu Ihnen sein! Wir haben kaum Anhaltspunkte, wo dieses perverse Spiel gerade stattfindet, sonst wären wir sicher nicht hier. Es ist nur so, dass alle Fäden bei einer früheren Gerichtsverhandlung Ihrer Frau zusammenlaufen.«
»Und warum kommen Sie dann zu mir? Sie wissen doch sicher, dass Juliane einen Nervenzusammenbruch hatte und im Krankenhaus liegt!«
Mike überlegte kurz und entschied sich dann für den direkten Weg: »Das Problem ist, dass wir zwar die Akte zu dem Fall im Gerichtsarchiv gefunden haben, diese aber nicht vollständig ist. Wir glauben, dass die entscheidenden Details auf den fehlenden Seiten sind, und hatten gehofft, dass wir diese hier finden. Ihre Frau nimmt doch bestimmt öfter Arbeit mit nach Hause, oder?«
»Ja, sicher!«, antwortete Herr Magwart und sagte dann, was Karl ihnen prophezeit hatte: »Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen die Akten meiner Frau überlasse … das sind vertrauliche Gerichtsunterlagen!«
Nun schaltete sich Natalie mit ein: »Hören Sie! Uns ist bewusst, was wir da von Ihnen verlangen, aber bedenken Sie bitte zwei Dinge: Erstens sind die Unterlagen, die wir suchen, für jeden öffentlich einsehbar und unterliegen keinerlei Geheimhaltung. Und zweitens, was noch viel wichtiger ist, finden wir vielleicht Hinweise darin, die Ihrer Tochter und den beiden anderen Frauen das Leben retten könnten!«
Nun war es Kassandras Vater, der nachdenklich aus dem Fenster blickte, sich dann erhob und vor einen sehr alten Sekretär trat. Er öffnete die Klappe und ein hoher Stapel der typisch grauen Gerichtsmappen kam zum Vorschein. Anschließend wandte er sich an Mikes Kollegin und fragte: »Wonach suchen wir?«
Natalie erhob sich ebenfalls, trat vor das alte Möbelstück und antwortete: »Nach einigen vermutlich losen Blättern. Falls sie hier sind, würde ich sie ganz unten erwarten, da der Fall schon einige Jahre zurück liegt.«
Herr Magwart zog beide Stapel nach vorne, nahm sie zwischen seine großen, leicht behaarten Hände und drehte sie so um, dass die untersten nun oben lagen. Natalie konnte sich seiner Ausstrahlung nicht ganz entziehen und lächelte ihn unpassend an. Doch anstatt das Lächeln zu erwidern, drehte Magwart das erste Paket in eine passende Position und fuhr so mit dem Daumen an der Seite darüber, dass sich jede Akte kurz von der darüber liegenden abhob. Da er nichts Auffälliges fand, wiederholter er dieselbe Prozedur bei dem zweiten Stapel, jedoch wieder erfolglos. »Nichts!«, sagte er unnötigerweise und schob alles wieder zurück in das Innere
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