Beobachte mich!
Stoß zu bearbeitender Papiere. Nichts war au f gefallen, alles war wie immer, jedenfalls machte es den Eindruck.
„Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Beehren Sie uns bald wieder.“
„Oder Sie uns“, erwiderte Kristian, stand auf und reic h te ihr zum Abschied die Hand.
Als er wieder auf der Straße stand, konnte er nicht fa s sen, was er gerade erlebt hatte. So was gab es doch nur in Filmen und schlechten Pornos. Er hätte nicht g e dacht, dass es solche Frauen in der Realität gab.
Dann holte ihn besagte Realität ein und er überlegte, was noch Wichtiges zu erledigen war.
Er suchte als Nächste s den Marketingberater auf. Di e ser empfahl ihm, einen Presseverteiler anzulegen, damit jedes neue Event automatisch als Annonce in die Zeitung kam. Die Marketingprofis kümmerten sich um die restl i che Werbung.
Kristian suchte die anderen Behörden auf, um wichtige Infos zum Start zu erhalten. Beim Ordnungsamt landete er bei den gleichen Sachbearbeitern, die damals Jana die Reinlichkeitsauflage übertr a gen hatten . Sie forderten di e ses Mal Bescheinigungen über Gebäudenutzung, Fü h rungszeugnisse und die Unbedenklichkeitsb e scheinigung vom Finanzamt an. Aber Kristian war derlei Stress g e wohnt und wusste, dass es niemandem gelingen würde, ihm Steine in den Weg zu legen. Zielsicher erl e digte er alle Aufgaben und kehrte mit Plänen und Verträgen z u frieden nach Hause zurück.
*
*
Als Jana mit Pedro und Evelyn an der Villa ankam, herrschte reges Treiben. Gerüstteile wurden an der Fa s sade aufgebaut und ein paar Bauarbeiter liefen hin und her.
„Was ist denn hier los?“, wunderte sie sich.
„Die haben schon angefangen, Lars ist einer von der schnellen Truppe“, rief Evelyn.
Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, bog Lars um die Ecke. Mit der flachen Hand schlug er sich den Staub vom Trenchcoat.
„Hallo Jana.“
Sie begrüßte er als E rste . Dann kamen die anderen dran. Lars erklärte, dass er einen Bautrupp gefunden ha t te, der die anfallenden Arbeiten sofort erledigen konnte . Er hatte die Verlegung der neuen Wasserleitu n gen und die Fa s sadengestaltung in Auftrag gegeben.
„Ich war vorhin im Keller, dort war ich zuletzt als Kind und das ist lange her.“
Unwillkürlich dachte Jana an ein altes Kellergewölbe wie zur Ritterzeit, in dem man eine lange Tafel aufstellen könnte. Düstere Lichtverhältnisse, unanständiges B e nehmen. Sie stellte sich vor, wie sich einige Kerle an dem gr o ben Tisch bedienen und verwöhnen lassen könnten. Im Geiste sah sie aufreizend bekleidete Bedienungen mit weit ausgeschnittenen Leinenblusen, die Bierhumpen auf den Tisch stellten. Es schwappte auf die Tischplatte, als einer der Kerle ihr an den Hintern griff. Seine Hände w a ren schnell unter dem üppigen, knöchellangen Stoffrock ve r schwunden.
Lars riss sie aus ihren Tagträumen. „Ich habe dort ein a l tes Schwimmbecken gefunden. Der Bauleiter meinte, man würde es hinbekommen, dass es wieder funkti o niert.“
„Wow, zeigst du es uns?“, fragte Jana und freute sich wie ein kleines Kind. Sie trippelte auf der Stelle, es zog sie in den Keller, der genauso geheimnisvoll zu sein schien wie der verwilderte Garten.
Lars nickte und führte die Gruppe durch den Eingang mit der Eichentür, durch die große Vorhalle, bis ans E n de des Ganges und öffnete knarrend eine andere Tür, die in die Tiefe führte. Die Treppen waren verdreckt, das g e schwungene und mit floralem Schmuck verzierte Eise n geländer war staubig und voller Spinnweben. Man musste den Kopf einziehen, um nicht an die gemauerte Decke n schräge über den Stufen zu stoßen. Dann kamen sie u n ten an. Der Raum war riesengroß, die Decke hoch. Vor ihnen lag ein großer Pool, dessen Verfliesung allerdings nichts mehr taugte. Sie war rissig. Es befand sich nichts mehr in dem alten Raum außer den Spinnen, die sich in jeder Ecke und in jedem Winkel ausgebreitet hatten. Es zog durch die glaslosen Fenster in den Lich t schächten. Sie sorgten ringsum für eine dezente Helligkeit, die j e doch nicht bis in die Mitte des Raumes reichte. Eine a n dere Beleuchtung gab es nicht.
„Hier möchte ich anfangen, Ordnung zu machen“, meinte Jana.
„Ich mach auch mit, hier unten sind keine Bauarbeiter, die uns im Weg sind. Die sollen ruhig oben bleiben“, antwortete Pedro.
Der Trupp besorgte sich Schaufeln, Spachteln und B e sen, um eine Grundordnung und Sauberkeit herzustellen. Erst danach konnten sie sehen, inwieweit sich das barock
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