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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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reagierte Carla?«, fragte John.
    »Total entgeistert. Die brave Carla, die dachte, das Äußerste, was ein Mann einer Frau antun könnte, bestünde darin, ein Verhältnis mit der Sekretärin anzufangen und anschließend den Familienbetrieb in die Pleite zu reiten. Nun bekam sie einen Eindruck davon, was sonst noch so in der Welt geschah. Sie war ziemlich fassungslos.«
    »Stellte sie Fragen? Riet sie Ihnen, Ihren Mann anzuzeigen?«
    »Sie stellte Fragen, ja. Ich habe ihr nicht das ganze Ausmaß meines Martyriums erzählt, aber ich sagte, dass mein Mann jähzornig sei und seine Probleme mit mir vorzugsweise mit den Fäusten löse. Sie war entsetzt, aber … was soll ich sagen? Etwa eine Viertelstunde später kreiste sie bereits wieder um ihre eigenen Themen. Ihr treuloser Mann. Die Tochter, die sich nicht genügend kümmert. Die Firmenpleite. Ihre Einsamkeit. Sie war so. Kein schlechter Mensch, aber sie vermochte niemanden außer sich selbst zu sehen. Im Grunde konnte sie kaum eine Sekunde lang von sich abstrahieren. Wahrscheinlich kam sie dagegen einfach nicht an.«
    »Hat sie Sie je wieder darauf angesprochen? Oder irgendeine Art von Hilfe angeboten?«
    »Nein. Wir sahen uns aber auch kaum noch. Die Gruppe löste sich auf, und meine persönliche Lage spitzte sich zu. Ich konnte kaum mehr soziale Kontakte wahrnehmen. Ich hatte Angst zu sterben. Ich mochte mich nicht mehr mit Carla treffen und mir ihr Gequengel anhören.«
    »Und an Dr. Westley hatten Sie sich schon früher gewandt?«
    Sie hatte ihm die Situation Westley geschildert, und er hatte begriffen, weshalb ihre Antwort auf seine Frage, ob sie einen Groll gegen Carla und Anne hegte, unsicher geklungen hatte. Nein, Groll hätte sie es nicht genannt. Aber beide Frauen hatten sie im Stich gelassen. Dessen war sie sich sehr wohl bewusst.
    Dann fragte er: »Ahnte Ihr Mann, dass es außerhalb der Familie zwei Menschen gab, die ihm gefährlich werden konnten? Weil sie wussten, was sich bei Ihnen daheim abspielte?«
    Sie überlegte. »Ich habe es ihm nicht gesagt. Aber natürlich könnte er es herausgefunden haben.«
    »Wie?«
    »Keine Ahnung. Aber ich traue ihm eine Menge zu, verstehen Sie? Es mag sein, dass er es wusste.«
    »Und der Name Ward sagt Ihnen wirklich gar nichts? Thomas und Gillian Ward.«
    »Nein. Tut mir leid. Nie gehört.«
    Dann hatte er sich verabschiedet. Er hatte noch einmal versprochen, er werde ihr helfen. Sie fragte sich, wie er das anstellen wollte.
    »Gibt es noch irgendetwas, das ich wissen müsste?«, hatte er in der Wohnungstür gefragt, und als sie verneinte, nachgehakt:
    »Sicher? Sie haben mir alles gesagt, was in dieser Geschichte erheblich sein könnte?«
    »Ja.«
    Er hatte ihr seine Karte dagelassen. Falls ihr noch etwas einfiele. Oder sie Hilfe bräuchte. Er wusste nicht, dass sie längst beschlossen hatte, kein Risiko einzugehen. Vielleicht zählte John Burton zu den Guten , aber sie hatte gelernt, Männer als potenzielle Feinde zu sehen, als Täter. Es erschien ihr sicherer, keine Ausnahmen zu machen.
    Sie würde untertauchen. Weiter fort gehen. Für Monate auf jeden Kontakt mit Finley verzichten, auch wenn ihr darüber das Herz brach.
    Sie hatte Burton nicht alles gesagt. Aber konnte er das erwarten? Sie kannte ihn nicht. Er war ein völlig Fremder für sie.
    Außerdem hatte er nach allem gefragt, was in dieser Geschichte erheblich sein könnte.
    Sie wusste nicht, ob das, was sie für sich behielt, erheblich war.
    Wahrscheinlich nicht.
    2
    Er konnte die Situation vor sich sehen. Liza hatte sie geschildert, mit ruhiger Stimme. Fast emotionslos.
    Die mütterlich wirkende, kompetente, freundliche Kinderärztin. Dr. Anne Westley. Die Frau, die so gut mit Kindern umzugehen verstand. Die aber auch wusste, wie man Eltern beruhigte und ihnen die Angst nahm.
    Und Liza Stanford. Sie hatte eine tiefe Platzwunde an der Schläfe, Folge des Faustschlags, den sie am Vorabend kassiert und der sie gegen die Kante eines Schrankes geschleudert hatte. Das Abendessen hatte ihrem Mann nicht geschmeckt. Irish Stew ohne Karotten. Sie hatte keine Karotten im Haus gehabt, und es war keine Zeit mehr gewesen, welche zu kaufen. Er hatte aber ausdrücklich Irish Stew verlangt, und zu Irish Stew gehörten nun einmal Karotten. Sie hatte gehofft, er werde es nicht merken.
    Natürlich hatte er es gemerkt.
    Eigentlich hätte sie am darauffolgenden Tag nicht freiwillig das Haus verlassen. Die Wunde blutete immer wieder, wollte sich nicht stillen lassen. Aber dann

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