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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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erleichtert, die Freundin endlich zu sehen. Es hatte sie zunehmend entnervt, Stunde um Stunde in einer Wohnung zu sitzen, in der sie nicht zu Hause war, und untätig zu warten. Sie hatte jede Zeitschrift gelesen, die sie fand, etliche Bücher durchgeblättert und schließlich das Bad geputzt, das es bitter nötig hatte. Dann war ihr nichts mehr eingefallen und sie hatte nur noch aus dem Fenster geschaut. In das Schneegeriesel, das irgendwann einsetzte.
    »Das ist doch ganz selbstverständlich«, sagte Tara. Sie blickte an sich hinunter. Sie trug einen hellgrauen Hosenanzug und hochhackige Stiefel. Wie sie es darin schaffte, über die Schneeberge zu turnen, die sich überall entlang den Straßen türmten, war Gillian ein Rätsel. »Ich ziehe mich noch schnell um.«
    Zehn Minuten später saßen die beiden Frauen in Taras Auto. Tara jetzt in Jeans und dicker Jacke und mit wasserdichten Boots an den Füßen. Auf den Rücksitz hatte Gillian ihre Reisetasche und die Provianttüte gestellt.
    Hoffentlich tue ich das Richtige, dachte sie.
    Sie kamen nur langsam voran. Der Freitagnachmittagsverkehr stürzte die Stadt in das übliche Chaos. Erst als sie die Autobahn erreichten, ging es endlich etwas schneller.
    »Jetzt sind wir bald in Thorpe Bay«, sagte Tara, »und bis du dich auf den Weg machst, ist das Allerschlimmste vorbei. Weißt du schon, wohin du fahren wirst?«
    »Ehrlich gesagt, habe ich immer noch keine Ahnung«, bekannte Gillian. »Ich frage mich einfach nur ständig, ob es wirklich nötig ist.« Sie drückte ihr Gesicht gegen die Fensterscheibe. Sie fühlte sich angenehm kühl an. Sie verstand nicht, weshalb ihre Wangen brannten. Die Aufregung vielleicht. Das Grübeln.
    »Diese Flucht. Direkt nachdem ich dieses … Erlebnis daheim hatte, wollte ich nur noch weg. Zu dir. Und bis heute früh dachte ich auch noch, dass es besser sei, London zu verlassen. Aber jetzt bin ich unsicher, ob ich nicht doch etwas überstürze. Mich einfach nur verrückt mache. Wegen … nichts!«
    »Thomas, der ermordet in eurem Haus lag, ist nicht nichts «, erinnerte Tara, »und das, was neulich passiert ist, musst du …«
    »Ich weiß ja gar nicht, ob etwas passiert ist«, unterbrach Gillian. »Das ist es ja. Ich weiß es einfach nicht! Inzwischen erscheint es mir immer wahrscheinlicher, dass da gar nichts war. Ein Schatten! Wenn ich versuche, mir die Situation ins Gedächtnis zu rufen, kann ich mir diesen Schatten schon gar nicht mehr vorstellen. Es geschah im Bruchteil einer Sekunde, und vermutlich war es reine Einbildung.«
    »Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wäre dir etwas zugestoßen. Möglicherweise hattest du nur riesiges Glück, weil dieser Luke Palm noch einmal zurückkam«, gab Tara zu bedenken.
    Das Glas unter Gillians Wange schien plötzlich kälter zu werden.
    … weil dieser Luke Palm noch einmal zurückkam …
    Ich habe ihr doch den Namen des Maklers gar nicht genannt, dachte Gillian, aber dies war der erste, fast intuitive Gedanke, und gleich darauf setzte ihr Verstand ein: Oder habe ich ihn ihr doch genannt? Irgendwann während der letzten beiden Tage? Während unserer Gespräche?
    Sie konnte das nicht vollkommen ausschließen, aber sie war fast sicher, dass sie es nicht getan hatte. Sie hatte Tara gegenüber nicht zugeben wollen, dass sie sich an den Makler gewandt hatte, der die tote Anne Westley gefunden hatte, und da sein Name mehrfach in der Presse aufgetaucht war, hätte Tara ihn möglicherweise erkannt. Ihr war die Erklärung peinlich erschienen – das mit der Eisscholle, auf der sie trieb, abgespalten von den Menschen, in deren Leben nie Gewalt und Verbrechen eingedrungen waren. Und dann Luke Palm, auf dessen Leben derselbe Schatten lag. Es war etwas, das sie für sich behalten wollte, ohne dass sie genau hätte erklären können, woher ihre Scheu rührte. Vielleicht hatte es etwas mit der verheerenden Verletzung tief in ihrem Inneren zu tun, die ihr zugefügt worden war, als sie an jenem Abend Tom fand und dann durch das Haus irrte und in panischer Angst nach ihrem Kind suchte. Niemandem, nicht einmal ihrer besten Freundin, mochte sie zeigen, wie zerstört sie sich fühlte.
    Egal, es ist auch nicht wichtig, dachte sie, aber sie konnte nicht verhindern, dass der Gedanke wie ein kleiner, hartnäckiger Wurm an ihr nagte.
    Wenn ich ihr den Namen nicht genannt habe, woher weiß sie ihn dann?
    Sie entsann sich des Abends, der erst zwei Tage zurücklag. Sie sah sich in Panik aus dem Haus stürzen, nachdem sie

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