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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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ernsthaft Sorgen gemacht. Deshalb wollte sie selbst noch einmal nachlesen, was damals geschehen ist. Durch ihren Beruf hat sie kein Problem, an eine solche Akte heranzukommen. Ist es nicht normal, dass sie so etwas tut? Ich hätte es wahrscheinlich genauso gemacht. Aber du musst mir glauben: Sie hat mir nichts davon gesagt. Also wahrscheinlich nichts darin gefunden, was sie nicht schon wusste.«
    »Kann sie auch nicht. Die haben damals nichts, absolut nichtsgehabt, woraus sie eine Anklage hätten zimmern können. Weil es nichts gab. «
    »Ich habe in dieser Hinsicht keine Zweifel an dir, John.«
    »In welcher Hinsicht dann?«
    »In gar keiner. Ich habe dir mein Problem genannt. Ich muss auf eigenen Beinen stehen. Ich muss mein eigenes Gleichgewicht finden.«
    Sie schwiegen beide.
    »Also dann«, sagte John schließlich, »pass auf dich auf.«
    Er klang resigniert.
    »Mach ich«, versprach Gillian. Sie klappte ihr Handy ohne weitere Verabschiedung zu.
    Unruhig blickte sie auf die Uhr. Es war gleich neun. Noch viele Stunden bis zum frühen Nachmittag, wenn Tara zurückkehren würde. Sie hatte alles gepackt.
    Sie konnte nur noch warten.
    6
    John war schließlich ins Büro gegangen, obwohl er zunächst gefürchtet hatte, sich auf nichts dort konzentrieren und keinen einzigen vernünftigen Gedanken fassen zu können. Aber die Arbeit musste getan werden, er hatte genug Zeit verloren während der letzten Tage, und die Alternative hätte auch nur darin bestanden, mit dem trübsinnigen Samson daheim in der Wohnung zu sitzen und nicht recht zu wissen, wie es weitergehen sollte.
    Für einige Stunden gelang es ihm, in seine vertraute, alltägliche Welt einzusteigen; ein Umstand, der seine Nerven beruhigte. Er musste die Dienstpläne für die nächsten Wochen erstellen, Anfragen beantworten, Rechnungen schreiben, die Kündigung eines Mitarbeiters entgegennehmen. Er merkte kaum, wie die Zeit verging. Als er irgendwann aufstand, um sich einen Kaffee zu machen, stellte er fest, dass es schon halb vier war. Außer ihm war nur noch die Telefonbereitschaft da. Freitagnachmittag. Da ging jeder so früh wie möglich ins Wochenende.
    Er hatte seit den paar Bissen Brot am Morgen nichts mehr gegessen und merkte, dass er hungrig war. Vielleicht sollte er sich statt eines Kaffees irgendwo einen Hamburger besorgen. Er überlegte und beschloss dann, nach Hause zu fahren. Er hatte einiges geschafft. Samson versank wahrscheinlich schon wieder in Depressionen. Es war besser, ihn nicht zu lange allein zu lassen. John hegte durchaus die Befürchtung, dieser seltsame Mann könnte irgendwann einmal auf dumme Gedanken kommen.
    Kaum hatte John sein Büro verlassen, legte sich die Beklemmung, der er für einige Stunden hatte entfliehen können, wieder über ihn. Da waren die beiden großen Probleme Samson und Liza. Da war Gillian, um die er sich Sorgen machte, weil er den Eindruck hatte, etwas stimmte nicht mit ihr; er hatte ihre Angst gewittert, und die Tatsache, dass sie ganz offenkundig eine Flucht antrat, beunruhigte ihn. Sein Gefühl, auf der Stelle zu treten und nicht weiterzuwissen, verstärkte sich. Er hatte Liza gefunden und mit ihr gesprochen, aber der erhoffte Durchbruch war ausgeblieben. Er war eigentlich nicht weiter als zuvor.
    Irgendetwas sehe ich noch nicht, dachte er. Aus seiner Zeit als Ermittler bei der Polizei wusste er, dass Dinge direkt vor einem liegen und trotzdem unsichtbar bleiben konnten, weil es nicht gelang, ihre Umrisse aus der Umgebung zu schälen und sie dadurch in ihrer Bedeutung erkennbar zu machen.
    Vielleicht war genau das seine Situation. Vielleicht lag die Lösung vor ihm, und er vermochte sie nicht wahrzunehmen.
    Er fuhr bei einem McDonald’s vorbei, steuerte durch den Drive-in und kaufte Cheeseburger und Pommes frites für sich und Samson. Als er daheim ankam und die Treppe hinauflief, stellte er fest, dass sich die Tüte mit dem Essen bereits kalt anfühlte.
    Samson saß in dem Sessel im Wohnzimmer und las in einem Buch. John konnte sofort sehen, dass es ihm schlecht ging. Er hatte eine ungesunde Gesichtsfarbe und gerötete Augen, einen gequälten Ausdruck in den Zügen. Er stand kurz davor, seelisch zu zerbrechen.
    Es muss jetzt endlich etwas geschehen, dachte John.
    »Hier«, er reichte ihm die Tüte, »ich habe das Mittagessen verschwitzt, und Sie haben in meinem armselig bestückten Kühlschrank vermutlich nichts gefunden. Es wird Ihnen besser gehen, wenn Sie etwas essen!«
    »Danke«, sagte Samson leise, und

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