Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
Vom Netzwerk:
den Abfalleimer, und seltsamerweise kam ihm genau bei dieser Tätigkeit plötzlich ein Geistesblitz.
    Gillian wohnte zurzeit bei Tara, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit kam sie ab und zu in ihr Haus zurück. Um Blumen zu gießen, nach der Post zu schauen, irgendwelche Dinge zu holen, die sie brauchte. Ihre Telefonnummer kannte er auswendig. Und sie hatte einen Anrufbeantworter. Oft genug hatte er bei den Wards angerufen, wenn er wusste, dass niemand daheim war, und dann hatte er ihrer Stimme gelauscht. Wir können gerade nicht ans Telefon kommen, aber hinterlassen Sie uns doch bitte eine Nachricht.
    Er hatte dann immer wieder aufgelegt, ohne etwas zu sagen. Aber diesmal würde er reden. Und auch wenn diese Aktion keine Garantie auf Erfolg versprach, weil nicht absehbar war, wann Gillian das Gerät tatsächlich abhören würde, so war es doch eine Chance. Eine nicht allzu geringe Chance, wie er fand. Und es war besser, als nichts zu tun.
    Er kehrte ins Wohnzimmer zurück. Mit zittrigen Fingern tippte er die vertraute Nummer ein und räusperte sich mehrmals.
    Nicht, dass ihm dann noch die Stimme versagte!
    9
    Wie gebannt blickten Gillian und Tara auf den Anrufbeantworter.
    Laut und deutlich klang Gillians eigene Stimme durch den Raum. »Hinterlassen Sie uns doch bitte eine Nachricht.«
    Der Apparat piepte.
    Als Erstes war ein kräftiges Räuspern zu hören. Ein Mann, dachte Gillian. Vielleicht John. Vielleicht Luke Palm, der noch Fragen wegen des Hausverkaufs hatte. Luke Palm, dessen Namen Tara nicht hätte kennen dürfen.
    »Ja, also, hallo, Mrs. Ward«, sagte jetzt eine Stimme. Eindeutig ein Mann. Irgendwoher meinte Gillian die Stimme zu kennen, aber sie konnte sie nicht sofort einordnen.
    »Ich bin es. Samson. Samson Segal.«
    Gillian sperrte Mund und Nase auf. Samson Segal. Dieser seltsame Mann, der sich vor der Polizei versteckt hielt. Er rief an und traute sich sogar, auf ihren Anrufbeantworter zu sprechen.
    »Mrs. Ward, wir machen uns Sorgen um Sie.« Samson klang nun etwas weniger holprig. »Es kommt Ihnen vielleicht eigenartig vor, und ich kann es Ihnen auch nicht näher erklären, aber … Sie sollten vorsichtig sein mit Ihrer Freundin. Mit Tara Caine. Da stimmt etwas nicht. Ziehen Sie sich zurück. Bitte.« Er machte eine Pause. »Ich hoffe, Sie hören dieses Band in der nächsten Zeit ab«, fügte er dann hinzu. »Es ist wichtig. Bitte.«
    Mit einem Klicken beendete er das Gespräch.
    Gillian bewegte sich nicht. Sie hatte sogar den Eindruck, dass sie nicht einmal mehr atmete.
    Sie wusste nicht, warum ausgerechnet Samson Segal bei ihr anrief. Sie hatte keine Ahnung, von wem er sprach, wenn er uns sagte. Es war ihr völlig unklar, wie und auf welchem Weg er darauf gekommen war, in Tara eine Gefahr zu sehen. Aber eines begriff sie: Er hatte recht. Er redete nicht irgendwelchen Blödsinn daher. Und auch sie selbst sah keineswegs Gespenster.
    »Du hast aber treue Freunde«, sagte Tara hinter ihr. Ihre Sprechweise klang verändert. Seltsam emotionslos. Ohne Höhen und Tiefen. »Nette und besorgte Freunde. Wie schön für dich.«
    Gillian fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die plötzlich völlig ausgetrocknet schienen. Sie drehte sich zu Tara um, versuchte zu lächeln und hoffte, dass sie mehr hinbekam als eine zittrige Grimasse. »Segal ist kein Freund. Ein völlig gestörter Typ. Wie du weißt, sucht die Polizei nach ihm. Ich nehme an, er will von sich ablenken. Er meint wohl, seine Lage verbessert sich, wenn er wilde Gerüchte streut.«
    »Interessante Gerüchte«, sagte Tara.
    Gillian zuckte mit den Schultern. »Der Mann ist nicht ganz dicht. Ich gebe nichts auf sein Gerede. Hör mal, ich sollte mich jetzt beeilen. Ich gehe rasch auf die Toilette, und dann …«
    »Was hast du vor?«, fragte Tara. In ihrer Haltung, in ihrer Stimme lag etwas Lauerndes. »Dich durch das Klofenster auf und davon zu machen?«
    Gillian versuchte gleichmütig zu erscheinen, spürte aber, dass sie vor allem unnatürlich klang. »Natürlich nicht, wie kommst du denn darauf? Ich will nur …«
    »Vergiss es«, unterbrach Tara sie, »versuch nicht, mich für blöd zu verkaufen! Du willst dich abseilen, das ist alles. Du schlotterst vor Angst, Gillian. Und nicht erst, seit dieser Trottel da«, sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Anrufbeantworter, »dumm genug war, seine Warnung lautstark durch das ganze Haus zu schmettern!«
    »Das stimmt nicht. Ich …«
    »Du hast dich schon im Auto verändert. Aber da war ich mir noch

Weitere Kostenlose Bücher