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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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meinem völlig verheulten Gesicht. Die Haut um das Auge herum schillerte in allen Tönen. Ich glaube, eine Minute lang sprach niemand, und dann sagte Tara einfach nur: Ihr Mann? Es war Frage und Feststellung in einem. Und zum ersten Mal suchte ich nicht nach einer Ausrede. Nichts von einem Treppensturz, einem Fahrradunfall, einer ungeschickten Kollision mit dem Tennisschläger. Ich hatte nicht die Kraft. Und so nickte ich einfach nur. Und Tara fragte: Sie sind doch die Frau von Logan Stanford? Und ich nickte wieder.«
    »Darauf entstand der Plan, dass Sie sich verstecken?«, fragte John.
    »Noch nicht«, sagte Liza. »Ich erklärte, ich könne keinesfalls zu der Feier zurück. Tara half mir. Sie schleuste mich ungesehen aus dem Hotel, organisierte ein Taxi und fuhr mit mir nach Hause. Sie bezahlte die Frau, die auf Finley aufgepasst hatte, und komplimentierte sie hinaus, während ich noch im Wagen wartete. Sie machte mir heißen Tee. Und die ganze Zeit über weinte ich.«
    »Sie haben ihr dann alles erzählt?«
    »Ja. Absolut alles. Es strömte nur so aus mir heraus.«
    »Sie ist Staatsanwältin. Theoretisch hätte sie danach ein Verfahren einleiten müssen, ob Sie nun zustimmen oder nicht.«
    »Das sagte sie auch. Ich flehte sie an, es nicht zu tun. Schließlich versprach sie, es zu unterlassen. Aber bevor sie ging, sah sie mich an und sagte: Liza, ich werde nicht aufgeben, bis Sie von selbst zur Polizei gehen und ihn anzeigen. Sie müssen diesen Schritt tun. Er ist wichtig. Es geht um Ihr Leben und um Ihre Selbstachtung. Bringen Sie diesen Verbrecher hinter Gitter! So sagte sie wörtlich.«
    »Und dann«, vermutete John, »blieb sie an Ihnen dran?«
    »Ja. Sie rief mich fast täglich an. Bedrängte mich, ermutigte mich. Manchmal war ich froh, ihre Stimme zu hören. Manchmal fühlte ich mich in die Enge getrieben. Insgesamt … bedeutete es einen Trost für mich, endlich auf einen Menschen gestoßen zu sein, dem es nicht egal war, was aus mir wurde. Auch wenn mir das oft zu intensiv wurde.«
    »Sie steigerte sich in die Situation hinein?«
    »Ja«, sagte Liza, »und zwar mit einer Heftigkeit, die mich überraschte. Manchmal kam es mir vor, als hasste sie Logan beinahe mehr als ich. Es muss ihr entsetzlich schwergefallen sein, nicht sofort mit Ermittlungen gegen ihn zu beginnen. Andererseits brauchte sie meine Kooperation. Es gab keine Zeugen für unser Gespräch im Waschraum, und die Sache war wackelig, solange ich nicht sicher war, ob ich gegen ihn aussagen würde. Außerdem schien es ihr immens wichtig zu sein, dass der entscheidende Schritt von mir ausging. Sie betonte immer wieder, dass ich mich wehren müsse. Zurückschlagen. Ihn fertig machen. Ich sollte nicht mit dem Gefühl zurückbleiben, von ihr oder der Polizei gerettet worden zu sein. Ich sollte mich selbst retten. Das ist für später ganz, ganz wichtig, Liza, sagte sie immer wieder.«
    »Der Gedanke ist sicher nicht verkehrt«, meinte John, »aber insgesamt kommt sie mir Ihrer Beschreibung nach ungewöhnlich emotional vor. Fast scheint es …« Er sprach nicht weiter. Er lenkte Liza nur ab, wenn er spekulierte.
    »Was meinen Sie?«, fragte Liza.
    »Ich habe überlegt, weshalb sich Tara Caine mit solcher Vehemenz in Ihren Fall hineinkniete. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass vielleicht eigene Erfahrungen eine Rolle gespielt haben mögen, aber dafür gibt es im Moment natürlich keinen Beweis.«
    »Sie hat nie über sich selbst gesprochen«, sagte Liza. In ihre melancholischen, trostlosen Augen trat ein Ausdruck des Misstrauens. »Was ist überhaupt los? Weshalb interessiert Sie Tara Caine so sehr?«
    »Weshalb hat sie Ihnen die Wohnung hier gemietet?«, fragte John anstelle einer Antwort zurück.
    »Ach, das ging dann recht schnell«, sagte Liza. »Mitte November eskalierte es wieder einmal zwischen meinem Mann und mir, und ich flehte Tara geradezu hysterisch an, dass sie mir helfen müsse, vor ihm zu fliehen. Zum Glück hatten wir in den Wochen davor so viel und so ausführlich geredet, dass sie einwilligte, Finley zurückzulassen. Er lag ihr sehr am Herzen, aber sie hatte begriffen, dass Logan ihn nie attackieren würde. Er liebt den Jungen abgöttisch. Der einzige Punkt, der für ihn spricht.«
    »Trotzdem hat er sich ihm gegenüber verantwortungslos und grausam verhalten«, widersprach John. »Nach meinem Eindruck hat sich Finley in eine völlig eigene Welt zurückgezogen. Es ist unvorstellbar, was dieses Kind all die Jahre über hat ertragen

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